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Veranstaltungen Altstadtfest auf der Kippe

Die Meinung der Ausrichter des Halberstädter Altstadtfests ist nach der Pleite 2016 zwiegespalten.

Von Sandra Reulecke 08.03.2017, 05:00

Halberstadt l Es sind versöhnliche Töne, die Jens Ganso zum Thema Altstadtfest anklingen lässt. „Es hat noch eine Chance verdient. Das Fest hat Tradition und die sollte man nicht sterben lassen“, sagt der Geschäftsführer der Firma Veranstaltungs COM GmbH. Diese war 2016 an der Organisation des Festreigens beteiligt.

Statt Partylaune blieb im September Katerstimmung. Die Besucherzahl lag weit unter den 10.000 aus den Vorjahren, im Internet hagelte es negative Kommentare. Die Veranstalter zogen ein ernüchtertes Fazit, das Konsequenzen mit sich bringen sollte. „So werden wir das 30. Jahr nicht schaffen“, äußerte sich Ganso damals gegenüber der Volksstimme. Ein halbes Jahr später sieht er die Situation positiver.

Der harten Kritik entgegnet Ganso heute: „Man sollte die Arbeit anderer nicht mit Füßen treten. Und die meisten, die meckern, bewegen selbst nichts.“ Schon vor dem Fest, sobald bekannt wurde, dass Eintritt erhoben wird, sei es verrissen worden. Eintrittsgelder seien jedoch notwendig, um Technik, Sicherheit und Musik in guter Qualität garantieren zu können. „Man muss das mal im Verhältnis zu anderen Veranstaltungen sehen. Für die bezahlen die Leute ohne Murren viel mehr und das, obwohl die nur wenige Stunden dauern“, gibt der Veranstalter zu bedenken.

Dass in anderen Städten – wie Wernigerode und Quedlinburg – kein Eintritt zu Stadtfesten erhoben wird, ist für Ganso kein Argument. „Wir können uns nicht mit solchen Orten vergleichen, schon allein, was den Tourismus angeht. Die Halberstädter müssen sich wieder auf sich und ihre eigenen Stärken besinnen“, betont der 53-Jährige.

Er hoffe auf Unterstützung seitens der Verwaltung, Sponsoren und der Händler. „Egal, um welches Fest es geht, man muss zusammenhalten. Dann profitieren auch alle davon.“

Einen Mitstreiter wähnt Ganso im CDU-Politiker Daniel Szarata. Das Landtagsmitglied war Schirmherr der ersten Halberstädter Eiszeit, die Ganso in diesem Winter ausgerichtet hat. „Für mich hat das Altstadtfest Tradition“, sagt Szarata. „Aber solche Veranstaltungen können nur funktionieren, wenn sie von außen, vor allem aber von innen angenommen werden.“ Für den Politiker ist es wichtig, dass zur Planung für ein kommendes Altstadtfest alle Beteiligten – und die Kritiker – zu einem Gespräch gebeten werden. „Man muss die Leute vorher begeistern. Dafür sind Gespräche vonnöten.“ Seiner Meinung nach könne das Altstadtfest mit einem neuen Konzept noch einmal durchstarten.

Ob das schon in diesem Jahr so passieren könnte, ist nicht nur für Szarata fraglich. Ute Huch, Sprecherin der Stadt, teilt mit: „Unsere Information ist, dass das Altstadfest 2017 nicht stattfindet.“ Vielmehr werde nach Optionen und Synergien gesucht, die das in den kommenden Jahren Fest ersetzen sollen.

Auch vom Sport- und Freizeitzentrum (FSZ) Halberstadt gibt es eine Absage. „Nach meinem Wissen gibt es keines. Die Betreibergesellschaft organisiert jedenfalls definitiv kein Altstadtfest für dieses Jahr“, teilt Gudrun Siebeck auf Volksstimme-Nachfrage mit. Sie war beim Altstadtfest 2016 maßgeblich an der Organisation beteiligt.

Mit im Boot war auch die Nosa GmbH, eine Holding der Stadt Halberstadt. Geschäftsführer Christian Mokosch spricht sich auch dafür aus, das Altstadtfest pausieren zu lassen. „Es wird nach Alternativen gesucht. Aber noch fehlt die zündende Idee. Fest stehe, dass eine Veranstaltung nach dem bisherigen Schema nicht mehr zeitgemäß sei. „Das Verbraucherverhalten ändert sich immer wieder, das müssen wir berücksichtigen.“ Aktueller Trend seien kürzerer Veranstaltungen. Zudem solle der Veranstaltungskalender der Stadt nicht überfrachtet werden. „Wir haben nicht so viele Touristen wie Wernigerode und Quedlinburg, die bei unseren Veranstaltungen Geld lassen“, sagt Mokkosch.

Rückblick: Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde die Festmeile zum Altstadtfest 2016 eingezäunt und es wurde Eintritt erhoben, der als Kulturbeitrag bezeichnet wurde. Drei Euro kostete das Tagesticket, die Karte für Sonnabendabend neun Euro, ebenso das Drei-Tagesticket. Begründet wurde das von den Organisatoren unter anderem mit gestiegenen Künstlergagen und GEMA-Gebühren sowie dem Konsum-Verhalten der Besucher, das in den Vorjahren beobachtet wurde. So brachten nicht wenige ihre eigenen Getränke und Speisen mit, entsprechend fehlten den Standbetreibern Einnahmen.

Dass der Kulturbeitrag auf Kritik stoßen wird, war den Veranstaltern bewusst. Doch schon 2016 betonte Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke), dass nur eine Alternative zum Eintritt geblieben wäre: das Fest ausfallen zu lassen.