Verbrechen Supermärkte überfallen

Vor dem Landgericht in Magdeburg muss sich ein 31-Jähriger verantworten. Er soll zwei Supermärkte im Harz überfallen haben.

Von Dennis Lotzmann 09.05.2017, 09:00

Ballenstedt/Magdeburg l Ein 31 Jahre alter Mann muss sich seit Montag vor dem Landgericht Magdeburg wegen zweier schwerer Raubstraftaten verantworten. Dem gebürtigen Bernburger Michael K. werden zwei Überfälle auf die NP-Märkte in Ballenstedt und in Ermsleben (Stadt Falkenstein/Harz) im November 2014 vorgeworfen.

Da er in beiden Fällen die Kassiererinnen mit einem Messer sowie einem pistolenähnlichen Gegenstand bedroht haben soll, droht dem Angeklagten nun ein saftiger Aufschlag auf die bereits rechtskräftige Haftstrafe, die er gegenwärtig verbüßt.

Bislang, so ein Gerichtssprecher, müsse der Angeklagte insgesamt sieben Jahre Haft absitzen. Dazu wurde er im Juli 2015 und im Dezember 2015 verurteilt – nach Recherchen der Volksstimme wegen räuberischer Erpressung und Raubes.

Beim gestrigen Prozessauftakt vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts habe sich der Angeklagte zwar im Kern geständig gezeigt, sich allerdings nicht im Detail geäußert, so Gerichtssprecher Thomas Kluger auf Anfrage zur Volksstimme.

Die ihm nun vorgeworfenen beiden Taten hatten im November in der Harzregion für Aufmerksamkeit und Verunsicherung gerade beim Verkaufspersonal von Discountmärkten geführt. Zunächst hatte der damals 28 Jahre alte Mann, der in Könnern (Salzlandkreis) lebte, an einem Freitagabend im NP-Markt in Ermsleben zugeschlagen.

Er hielt sich gegen 18.30 Uhr zunächst im Obst- und Gemüsebereich des Marktes und damit in Sichtweite der Kassenzone auf. Als die Kassiererin eine andere Kundin abfertigte und die Geldkassette öffnete, trat der Mann hinzu, zog ein Messer aus der Jacke und griff sich rund 1000 Euro in Geldscheinen. Danach gelang ihm zunächst zu Fuß die Flucht.

Nur sechs Tage später schlug er dann am 20. November im benachbarten Ballenstedt zu. Auch hier ein NP-Markt, allerdings mitten am Tag gegen 14 Uhr. Auch hier der Überraschungseffekt gegenüber der Kassiererin, der er bei geöffneter Geldkassette von hinten einen pistolenähnlichen Gegenstand an den Kopf hielt. Allerdings fiel die Beute mit einigen hundert Euro deutlich bescheidener aus. Und: Gut möglich, dass ihm dieser Raub zum Verhängnis wurde.

Zeugen beobachteten damals, dass der Täter in einem grünen Opel Corsa älteren Baujahres flüchtete. Und noch eine zweite wichtige Beobachtung wurde aktenkundig: Der Täter hatte seine Unterarme großflächig tätowiert.

Ob dies womöglich der entscheidende Tipp war, wodurch der im fernen Könnern lebende Mann ins Visier der Ermittler geriet, lässt die Polizei mit Blick auf das laufende Gerichtsverfahren offen. An jenem 20. November setzten die Ermittler auch einen Hubschrauber ein, um nach dem flüchtigen Täter zu fahnden – offenbar aber erfolglos.

Gleichwohl steht der mittlerweile 31-Jährige nun vor der zweiten Strafkammer des Magdeburger Landgerichts. Vorgeführt wurde er zum gestrigen Verhandlungsauftakt aus der Justizvollzugsanstalt, in der er seit Juli 2016 einsitzt.

Die zunächst auf sieben Jahre angesetzte Haftstrafe markiert den vorläufigen Höhepunkt in einer Straftäter-Karriere, die spätestens mit dem 16. Lebensjahr des Angeklagten begann. Neben Einbrüchen, Betrug, Urkundenfälschung sowie Unterschlagung und Sachbeschädigung stehen auch räuberischer Diebstahl, Fahrzeugdiebstahl und Fahren ohne Fahrerlaubnis im Strafregister. Dort findet sich wohl auch die Ursache aller Taten: Drogensucht und der damit verbundene Zwang, die Mittel für Nachschub zu beschaffen.