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Verkehrsüberwachung Halberstadts Flitzerblitzer im Einsatz

Mit modernster Technik rückt das Halberstadts Ordnungsamt Verkehrssündern auf die Pelle. Die Volksstimme begleitete ein Team.

Von Jörg Endries 08.12.2018, 00:01

Halberstadt l Unspektakulär, ja langweilig sieht der grau-metallic-farbene VW aus, der am Dienstagnachmittag Punkt 13.15 Uhr in der Halberstädter Minna-Bollmann-Straße auf einen Parkplatz rollt. Kein Auto, das unbedingt neugierige Blicke auf sich zieht. Das gehört allerdings zur Strategie, denn der Caddy mit den dunkelgefärbten Seiten- und Heckscheiben ist alles andere als harmlos. Das Auto ist mit Verkehrsüberwachungstechnik vom Allerfeinsten vollgestopft und im Auftrag der Stadt Halberstadt in der Kreisstadt unterwegs, um Verkehrssünder zu überführen.

Hinterm Steuer sitzt Frank Gebhardt, der Techniker. Neben ihm hat Ben Hartmann Platz genommen, Mitarbeiter des Ordnungsamtes. „Was Sie hier sehen, die FM 1, ist das modernste an Überwachungstechnik, was es zurzeit auf dem Markt gibt“, berichtet Frank Gebhardt. 30.000 Euro teuer ist sie. „Also nur der Einbau, ohne Pkw.“ Hinter der Heckscheibe verbergen sich die lasergesteuerten Kameras. Zwei an der Zahl. Die Optik ist in der Lage, den Verkehr auf einer breiten dreispurigen Straße ins Visier zu nehmen.

„Der Laser wirft einen unsichtbaren Strahlen-Teppich auf die Straße und kann bis zu 2000 Messungen pro Sekunde ausführen. Der Fotopunkt liegt zwischen 50 bis 70 Meter hinter dem Messfahrzeug. Wer dort mit seinem Pkw erfasst wird, weil er zu schnell ist, hat keine ­Chance. Wir erwischen ihn ganz sicher. Abstreiten ist zwecklos“, stellt Ben Hartmann fest, der mittlerweile im Fond des ­Caddys Platz genommen hat. Dort verbirgt sich ein kleines Büro mit einem Laptop. Bequem sieht anders aus. Es geht sehr eng zu. Ben Hartmann hat ein Auge darauf, wie sich der FM 1 eigenständig einrichtet und scharf schaltet. Der Vorgang dauert 15 Minuten, längstens 30. Dann kann es los gehen.

Die Minna-Bollmann-Straße ist eine ausgewiesene 30-Zone. Das ist noch nicht so lange der Fall. „Wir räumten den Verkehrsteilnehmern daher eine Eingewöhnungszeit von zwei Monaten ein und haben dort Anfang November zum ersten Mal den Verkehr überwacht“, informiert Ordnungsamtschef Ralf Fleischhauer. So könne niemand behaupten, dass die Stadt die Autofahrer abzocken will.

Die Minna-Bollmann-Straße sei durch das Käthe-Kollwitz-Gymnasium ein sensibler ­Bereich. Neben der hohen Anzahl von Fußgängern überqueren mehrere Hundert Schüler dort wochentags die Straße. Außerdem gebe es ein hohes Aufkommen von Fahrrad­fahrern. Grund genug, die 30-Zone einzurichten und ein wachsames Auge darauf zu haben, dass sich die Verkehrsteilnehmer daran halten, betont Ralf Fleischhauer.

Der erste Einsatz zur Überrwachung der Höchstgeschwindigkeit fand in der Minna-Bollmann-Straße am 22. November in der Zeit von 6.25 bis 9 Uhr statt. 267 Fahrzeuge wurden erfasst, wobei 70 schneller als die erlaubten 30 km/h unterwegs waren. Zwei Pkw-Fahrer, die die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 21 km/h überschritten hatten, müssen jeweils mit einer Geldbuße von 80 Euro plus der Gebühren und Auslagen sowie einem Punkt in Flensburg rechnen.

Mittlerweile ist der FM 1 einsatzbereit. Der erste Sünder lässt nicht lange auf sich warten. Auf dem Laptop-Bildschirm erscheinen die Daten. Mit 41 km/h ist ein Pkw vorbeigefahren. Eindeutig zu schnell. Selbst nach Abzug der Toleranz von 3 km/h. Es bleibt an diesem Tag nicht das letzte Fahrzeug, das zu schnell fahrend vom „Flitzerblitzer“ überführt wird.

Ben Hartmann und Frank Gebhardt harren lange aus. Insgesamt fünf Stunden und acht Minuten. In dieser Zeit passieren 414 Fahrzeuge die Stelle. Die meisten Fahrer halten sich an die Höchstgeschwindigkeit und sehen keinen roten Blitz. Bei 90 Fahrzeugen lösen die Kameras allerdings aus. Darunter ein absoluter Spitzen­reiten. Ein Pkw wird mit sage und schreibe 68 km/h bei erlaubten 30 km/h geblitzt. Der Fahrer kann mit zwei Punkten in Flensburg, einem Monat Fahrverbot und 160 Euro Bußgeld rechnen – eine teure Fahrt.

Ralf Fleischhauer betont, dass die Verkehrsüberwachung nicht einnahmenorientiert ist, um die Stadtkasse zu füllen. Vielmehr geht es darum, die Straßen für alle Verkehrsteilnehmer sicherer zu machen.