1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Neuen Gedenkstättenplatz zerstört

Waldarbeiten Neuen Gedenkstättenplatz zerstört

Forstfahrzeuge sorgen derzeit im Bereich der Thekenberge und der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Langenstein-Zwieberge für Ärger.

Von Jörg Endries 25.01.2017, 09:00

Halberstadt/Langenstein (je) l Zerfahrene Waldwege, aufgewühlter Waldboden, Spaziergänger kritisieren die aus ihrer Sicht schonungslosen Rodungsarbeiten im Bereich der Thekenberge bei Halberstadt. Bernd Schiemann aus Langenstein ärgert sich, dass sogar der erst im vergangenen Jahr neugestaltete Platz vor dem Gebäude der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Langenstein-Zwieberge von einem schweren Forstfahrzeug zerfahren worden sei.

„Da ich fast jeden Tag mit meinem Hund auf dem Gelände der Gedenkstätte spazieren­gehe, habe ich im letzten Jahr miterlebt, wie die Anlage erneuert wurde. Monatelang haben Mitarbeiter einer Firma alles neu gestaltet und begrünt. Es sah toll aus, bis zur letzten Woche. Aus dem nahen Wald wurde viel Holz durch Lkw abgefahren. Natürlich sind diese Fahrzeuge lang, aber es muss nicht sein, dass sie genau vor dem Gebäude langfahren müssen, wo keine 20 Meter weiter ein großer Parkplatz ist. Der Rasen ist total zerfahren worden. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Firma diese Schäden wieder in Ordnung bringt“, schreibt der Langensteiner in einem Leserbrief an die Volksstimme.

„Wir kennen das Problem und haben uns bereits um die Lösung gekümmert“, sagt Thomas Wald, Geschäftsführer des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes Stala, auf Volksstimme-Nachfrage. Fakt sei, dass er mit der Firma gesprochen habe und die den Schaden anerkannt hat. Vorgesehen sei, dass die tiefen Fahrspuren bis Freitag verschwinden sollen. „Es ist geplant, den Platz zur Gedenkveranstaltung am Freitag wieder in einen vernünftigen Zustand zu versetzen“, betont Thomas Wald. Allerdings könne Rasen erst wieder im Frühjahr ausgesät werden. Die Kosten, um den Schaden zu beheben, kann der Stala-Geschäftsführer noch nicht benennen. „Die Arbeiten, die notwendig sind, werden dem Verursacher in Rechnung gestellt.“

Die Kritik an den zerfahrenen Wegen rund um die Thekenberge ist im für den Stadtforst Halberstadt zuständigen Betreuungsforstamt Flechtingen angekommen, wie Amtsleiter Thomas Roßbach während eines Volksstimme-Gespräches bestätigt. „Die Forstarbeiter werden von Spaziergängern regelrecht angefeindet, unter anderem weil die Fahrzeuge den Waldboden aufwühlen“, berichtet Hubert Gold­acker, Revierleiter Halberstadt des Betreuungsforstamtes. Dazu erklärt er: „Die gefällten Bäume befinden sich in teils sehr komplizierten Hanglagen. Der Boden ist so weich, dass selbst die Bergefahrzeuge mit Ketten große Schwierigkeiten haben dort hinzukommen.“ Die Waldwege seien in den zurückliegenden Wochen immer wieder feucht gewesen. Die Rodungsarbeiten können aber nur in den Herbst- und Wintermonaten stattfinden. Daher ist es nicht zu vermeiden gewesen, dass die schweren Transportfahrzeuge die Wege zerfahren. „Die Wege werden in Ordnung gebracht“, informiert Thomas Roßbach. Der Wald sei wichtig für Umwelt und Erholung, ein Stück Lebensqualität, aber auch seit Jahrhunderten ein Wirtschaftsfaktor. Ihn einfach sich selbst zu überlassen, das funktioniert nicht, unterstreicht der Betreuungsforstamtsleiter.

Seit Herbst 2016 müssen auf einer Fläche von 25 Hektar Kiefern gefällt werden. Die Bäume sind von einem Pilz befallen, der die Nadeln schädigt (Volksstimme berichtete).