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Winterdienst Vorbereitet auf die ersten Flocken

Kathleen Leimberg und Wolfgang Ostenda sind Winterdienstleiter im Stadt- und Landschaftspflegebetrieb (Stala) Halberstadt.

Von Sabine Scholz 12.12.2020, 00:01

Halberstadt l „Das passt dann auch“, sagt Kathleen Leimberg, „dieser spezielle Wetterbericht ist genauer als das, was man sonst so im Radio hört.“ Genauigkeit ist wichtig, hängt doch einiges an Arbeit davon ab.

Wird Schneefall für das Stadtgebiet Halberstadts angesagt, muss die Winterdienstroutine in Gang gesetzt werden. Viele Mitarbeiter des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes Stala kennen diese Routine, auch wenn sie im vergangenen Winter komplett ausblieb. „Ich bin seit 20 Jahren im Betrieb, aber dass wir nicht ein einziges Mal ‘rausfahren mussten, war vor der Saison 2019/2020 noch nie passiert“, sagt Kathleen Leimberg.

Deshalb musste auch kein neues Streusalz geordert werden. 360 Tonnen liegen davon in der Lagerhalle des städtischen Eigenbetriebs, dazu kommen weitere 200 Tonnen Splitt. Der ist ohnehin das Mittel der Wahl, wenn die Stala-Mitarbeiter zum Winterdienst ausrücken. Denn Salz kommt nur auf wenigen Straßen zum Einsatz, auf den Fußwegen generell nicht, „Wir haben vier Touren, auf denen bei Bedarf Salz gestreut wird, ansonsten erfolgt das Abstumpfen immer mit Splitt“, sagt Kathleen Leimberg.

Dafür kommen zumeist Fahrzeuge zum Einsatz, die erst kurz vorher umgerüstet werden. Ist für die Nacht Schnee angesagt, erfolgt der Umbau am Nachmittag. Geht es tagsüber los, werde aktuell reagiert. „Wir haben feste Tourenpläne in drei Dringlichkeitsstufen“, erklärt Kathleen Leimberg. Die Priorität ist von der Stadt festgelegt worden.

Auf den vier Touren, bei denen Salz verwendet werde, handele es sich immer um Straßen der Dringlichkeitsstufe eins, weil sie wichtige Zubringer zu Kreis-, Landes- und Bundesstraßen seien. Auf den Altstadtstraßen komme kein Salz zum Einsatz – Ausnahmefall sei höchstens heftiges Blitzeis. Ebenso wie in der Altstadt werde auch in den Wohngebieten auf den Salzeinsatz verzichtet.

„Die Straßen und Wege in den Wohngebieten sind auch die letzten, die wir räumen. Alle Wohngebiete liegen in der Dringlichkeitsstufe drei“, erklärt Kathleen Leimberg.

Gearbeitet wird im Fall der Fälle nach einem festen Tourenplan. Neun Mitarbeiter der Stala sind dann mit dem Räumen der Straßen befasst, sie fahren die neun großen Lkw mit Schneepflug und Streutellern. Auf sechs anderen Touren sind für den Winterdienst umgerüstete Multicars und Kleinfahrzeuge im Einsatz, die vor allem Gehwege und Zuwegungen räumen. „Auf diesen sechs Touren sind acht Mitarbeiter im Einsatz, denn auf zwei Fahrzeugen müssen zwei Kollegen sein, da sie Abschnitte haben, bei denen manuell geräumt werden muss“, erklärt Leimberg.

Zu den Fahrzeugtouren kommen dann noch zwei, bei denen nur per Hand geräumt und gestreut wird. Das betrifft zum Beispiel alle Treppen auf stadteigenen Grundstücken, wie die Peterstreppe und den Zugang zur Treppe von der Bakenstraße aus. Aber auch die Treppe vor den Geschäften am Fischmarkt oder die Treppen hoch zur Wehrstedter Brücke müssen in Handarbeit trittsicher gemacht werden, wenn die Flocken vom Himmel fallen. Außerdem gehören Bus- und Straßenbahnhaltestellen oder Fußgängerüberwege, wie in der Kühlinger Straße oder der Weg zwischen Siedlungsstraße und Brücke am Sarg­stedter Weg, zu den manuellen Touren. Dazu kommen Zuwegungen und Gehwege vor Gebäuden der Halberstädter Wohnungsgesellschaft HaWoGe. Die Stala wird auch für dieses städtische Unternehmen tätig, erklärt Ute Lemme.

Die Stala-Chefin kann auch begründen, warum keine privaten Winterdienstaufträge mehr von dem Eigenbetrieb der Stadt erledigt werden. „Wir haben schon 2019 alle diesbezüglichen Aufträge von Dritten gekündigt. Den wenn richtig Winter ist, haben wir dafür keine Kapazitäten mehr.“

Weil auch Gehwege von Privateigentümern laut Stadtordnung bis 7 Uhr morgens vom Schnee und Eis befreit beziehungsweise abgestumpft sein müssen, würden diese Aufträge in die Prioritätsstufe eins fallen. „Wir haben einfach nicht mehr so viele Kollegen, die wir im Winterdienst einsetzen können. Und diese Aufträge erst im dritten Schritt zu erledigen, geht nicht. Dann wären wir unzuverlässig.“ Zwar liegen manche der nun gekündigten Aufträge auf Strecken, auf denen die Stala-Mitarbeiter ohnehin tätig sind. „Aber wir wollten nicht aussuchen, wessen Auftrag wir weiterführen und wessen nicht. Deshalb haben wir alle Aufträge gekündigt. Und zwar so rechtzeitig, dass sich die Betroffenen um die Auftragsvergabe an andere Unternehmen kümmern konnten“, sagt Ute Lemme.

Zwar seien Einnahmen wichtig, aber in erster Linie seien die Aufträge der Stadt und der HaWoGe zu erfüllen, da es in der Belegschaft viele ältere Kollegen gäbe, könnten nicht alle für die Winterdienstbereitschaft herangezogen werden. Es seien ohnehin schon jedes Mal zusätzlich zu den Kollegen der Stadtreinigung Mitarbeiter aus den Bereichen Tiefbau und Stadtgrün im Winterdienst-Einsatz , auch einige Kollegen der Stadtbeleuchtung würden dafür herangezogen. „Sonst könnten wir die Arbeit nicht schaffen.“

Zu den Mitarbeitern auf den Fahrzeugen kommt noch ein Radladerfahrer, der die Streufahrzeuge mit Salz und Splitt belädt, ein Mitarbeiter in der Werkstatt, der schnell kleinere Reparaturen erledigen kann. Außerdem sind jeweils zwei Einsatzleiter, also ein Winterdienst-Einsatzleiter und ein Vorarbeiter, im Einsatz. „In Summe sind es jedes Mal 25 Leute“, sagt Kathleen Leimberg.

Sie teilt sich mit ihrem Kollegen Wolfgang Ostenda die Winterdienstleitung wochenweise. Immer von Montag früh bis zum nächsten Montag früh ist einer von beiden ein besonders aufmerksamer Wetterbericht-Verfolger.

„Wir müssen die Bereitschaftspläne erstellen, wenn es soweit ist, die Kollegen rufen und Kontrollfahrten machen.“ Im Normalfall startet der Winterdienst um drei Uhr nachts, bis 7 Uhr morgens müssen Straßen und Wege der Prioritätsstufen eins und zwei geräumt sein. „Sonn- und feiertags haben wir dafür bis 9 Uhr Zeit, da starten wir dann um fünf Uhr morgens“ so Leimberg.

Zurzeit sind nur zwei der Fahrzeuge im Stala-Fuhrpark für einen Winterdienst-Einsatz umgerüstet, die anderen werden für die anderen Aufgaben der Stala eingesetzt. Ob der Winter so mild wird wie in den vergangenen Jahren oder ob es so viel schneien wird wie zuletzt 2010 – das bleibt abzuwarten.