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Wirtschaft Schnelles Internet

Seit 16 Jahren werden in Schauen Bauelemente vertrieben. Inzwischen bis ins europäische Ausland..

Von Mario Heinicke 24.07.2016, 18:40

Schauen l „Diesen Besuch hatten wir immer schon mal vor“, sagte Bernhard Daldrup . Jetzt hat es geklappt, der Landtagsabgeordnete besichtigte zusammen mit seiner Bundestagskollegin Heike Brehmer (beide CDU) die Schauener Firma während ihrer diesjährigen gemeinsamen Sommertour den Wahlkreis. Gewürzt mit einer Prise Wahlkampf, denn mit Alexander Räuscher schloss sich der Osterwiecker Bürgermeisterkandidat der CDU an. In Schauen ein leichtes Spiel, denn das Dorf befindet sich mit Ortsbürgermeister Erwin Marchlewsky an der Spitze fest in CDU-Hand.

Inhaltlich freilich bot der Besuch kaum Wahlkampf, nur an einer Stelle ging es um eine mögliche Bürgermeisterei Räuschers. Als er klarstellte, dass er im Falle eines Wahlsieges die Geschäftsführung seines Unternehmens abgeben würde. „Man kann nicht ein Unternehmen leiten und gleichzeitig Bürgermeister sein.“

Der Besuch im Bauelemente Centrum Nordharz (BCNH) bot den Politikern vor allem Bestätigung, dass Unternehmen, wenn sie eine leistungsstarke Internetverbindung haben, nicht eine Megastadt als Standort benötigen, sondern auch auf dem Lande erfolgreich wirtschaften könne. Die Inhaber Konrad Freynik und Simon Fröhlich setzen beim Vertrieb ihrer Bauelemente aufs Internet und gaben den Gästen einen Einblick in ihr Geschäft, das immerhin rund 30 Arbeitsplätze bietet. Auch eine Reihe Handwerker darunter, die die Türen, Tore, Fenster usw. auf Wunsch bei den Kunden in der Region einbauen. Doch das Geschäft ist ständiger Wandlung unterworfen. „Der Trend geht zum Selbsteinbau. Videos im Internet machen es einfacher“, so Fröhlich.

Sie waren Mittzwanziger, als sich die „Ruhrpottler“ Freynik und Fröhlich in Schauen niederließen. Über die Familie von Simon Fröhlich kam der Herzug zustande. Eine lange Geschichte für sich. Fröhlich selbst brach sein Zahnmedizinstudium ab und gründete mit Freynik in Schauen auf dem alten Gutshofgelände eine „Fundgrube“ für günstige Bauelemente. „Wir haben Restposten aufgekauft. Das ursprüngliche Konzept war also ein ganz anderes.“

Durch einen Zufall kam der Internetvertrieb ins Spiel. Simon Fröhlich lächelt, als er die Begebenheit erzählt. Ein Ga-ragentor war mit falschen Maßen bestellt worden. Was tun? Man versuchte es notgedrungen über ebay im Internet doch noch irgendwo an den Mann zu bringen. Das gelang zur eigenen großen Überraschung sogar mit Gewinn.

Als kleiner Handwerksbetrieb gestartet, ist heute für Fröhlich und Freynik „Multichannel“ die Zukunft. Vor allem über die Suchmaschine google werden Kunden (überwiegend Privatkunden und kleine Gewerbebetriebe) deutschland-, ja europaweit auf die Schauener aufmerksam. Die Unternehmer erzählen in dem Zusammenhang von Suchmaschinenoptimierung, einer Wissenschaft für sich. BCNH zählt jedenfalls zu den größten Einzelhändlern von Hörmann-Bauelementen in Deutschland.

„Wir wachsen von Jahr zu Jahr“, erklärt Fröhlich, er sieht aber auch die Risiken, die im Internet vorhanden sind. Wenn etwa Monopolstellungen entstehen. Und die Entwicklungen im Internet rennen förmlich. „Das Rad dreht sich immer schneller, kein Jahr ist wie das andere.“

Dankbar sind die Unternehmer der Stadt Osterwieck, dass sie mit Landeshilfe eine superschnelle Internetverbindung für Schauen geschaffen hat. „Das ist das A und O. Wir sind froh, dass das Problem gelöst ist.“ Der heutige Ortsbürgermeister Marchlewsky hatte das seinerzeit noch als Wirtschaftsförderer im Rathaus mit vorbereitet, so wie auch fast alle anderen Orte der Stadt erschlossen wurden, wie er betont.

Mit wachsendem Internetvertrieb benötigt BCNH auch immer größere Lagerflächen. So kaufte die Firma von der Stadt auf dem alten Schauener Gutshof die frühere Amtsscheune und hat diese ausgebaut. Ein ortsbildprägendes Gebäude am Dorfplatz, das übrigens noch einen neuen Anstrich erhalten soll. Erwin Marchlewsky sieht den Verkauf mit einem lachenden und einen weinenden Auge. „Wir wollten hier eigentlich unser Dorfgemeinschaftshaus unterbringen. Aber die Stadt hat ja eh kein Geld.“ Er sei daher froh, dass das Gebäude nun wieder genutzt wird.