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Wirtschaft Vom Schafstall in Hightech-Halle

Im Wernigeröder Gewerbegebiet Nord-West baut das Derenburger Unternehmen Krebs & Aulich einen neuen Firmensitz.

Von Olaf Tost 23.02.2017, 12:21

Wernigerode l Wer zum Geschäftsführer will, muss über eine steile Stiege. Martin Sobczyk sitzt in einem verglasten Übergang unter dem Dach des ehemaligen Bauernhofes in der Ueckerstraße. Seit 1997 entwickeln und produzieren Krebs & Aulich in Derenburg präzise Elektromotoren, für Prüfstände und kleine Wasserkraftgeneratoren mit hohem Wirkungsgrad zum Beispiel. Das Geschäft wächst seitdem – zur Freude der Unternehmer. Aber nicht immer zum Gefallen der Anwohner.

„Wenn Sie mitten im Wohngebiet eine Maschine mit 20 000 Umdrehungen pro Minute im Dauerbetrieb testen, ist das kein Spaß für die Nachbarn“, sagt Sobczyk und fügt hinzu: „Wir sind auf über 60 Mitarbeiter gewachsen. Die parken draußen die halbe Altstadt voll. Hier drinnen herrschen Verhältnisse wie im U-Boot: Jeder freie Platz wird gleich wieder besetzt.“ Das Stallgebäude platzt aus allen Nähten. Wo oben Heu und Futter für Schafe lagerten, hocken nun Vertriebler, Kundendienstler und Konstrukteure dicht an dicht. Im Untergeschoss befinden sich Montageplätze und Fertigungsanlagen.

Abhilfe soll die neue Halle im Gewerbegebiet Nord-West in Wernigerode schaffen. In dem Neubau an der Ecke Neustadter Ring/Im Altenröder Felde sollen bis Ostern Menschen und Maschinen eingezogen sein – auf 1 500 Quadratmetern Produktionsfläche und weiteren 800 Quadratmetern für Büros, Sanitärräume und Cafeteria. Letztere heißt bei Krebs & Aulich „Campus“ und liegt wie der Haupteingang auf der straßenabgewandten Seite des Gebäudes. Über einen bepflanzten Hof gelangen Angestellte und Gäste in die thermisch isolierte Hightech-Halle. Das Dach reflektiert das Sonnenlicht, eine Umluftanlage soll für angenehmes Klima sorgen.

„Die Mitarbeiter sollen an jedem Arbeitsplatz Tageslicht bekommen“, betont Geschäftsführer Sobczyk. Die Konstruktionsbüros liegen nun auf einer Ebene mit den Fertigungsstätten. Sie verfügen über Fenster ins Innere der Halle. So haben Ingenieure und Mechaniker Sichtkontakt und können sich rasch verständigen“, erläutert der promovierte Ingenieur.

Außerdem ist der neue Standort ungefähr doppelt so groß wie die Gewerbefläche im alten Bauernhof in Derenburg. Ein ganzes Jahr tüftelte ein Team an diesem Neubau, 30 Seiten umfasst der Anforderungskatalog an den Bauauftragnehmer Industriebau Wernigerode. Beispielsweise sollte der Messraum für eine gleichbleibende Temperatur mitten in der Halle liegen, um Tausendstel Millimeter genaue Messungen zu garantieren.

Der Wunschzettel hat seinen Preis. 2,5 Millionen Euro investiert das Unternehmen Krebs & Aulich in die geschäftliche und technologische Zukunft. Die liegt nicht nur im Wasser, wie 60 europaweit installierte Stromgeneratoren beweisen, die schon mehr als 4,5 Millionen Betriebsstunden absolviert haben.

Auch in einem Mondfahrzeug soll Technik aus Wernigerode eingesetzt werden – als Antrieb für einen Bohrer zur Entnahme von Gesteinsproben.