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Wirtschaftswachstum Erfolgsmodell Halberstadt

Überdurchschnittlich, so das Urteil einer bundesweit erfolgten Analyse, sei das Wachstum der Wirtschaft in Halberstadt.

Von Sabine Scholz 21.09.2019, 01:01

Halberstadt l „Die einzige Mittelstadt in Sachsen-Anhalt, die wächst“, so überschrieb in dieser Woche das Wirtschaftsmagazin „Wirtschaftswoche“ einen Beitrag über Halberstadt. Auch das Wirtschaftsmagazin „Euro“ hatte darüber berichtet, das Halberstadt mit Weißenfels die einzigen zwei mittelgroßen Städte in Sachsen-Anhalt sind, die sich gegen den Landestrend entwickeln und auch im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich wachsen.

Grundlage beider Beiträge ist eine Fünf-Jahres-Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Das untersucht seit 1998 für alle Gemeinden in Deutschland, ob sie wachsen oder schrumpfen. In die Bewertung fließen mehrere Faktoren ein, es wird nicht allein die Zu- und Abwanderung betrachtet, sondern auch Bevölkerungsstruktur oder die Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter.

Das Ergebnis ist für Halberstadt ein Ritterschlag: überdurchschnittlich wachsend, die höchste Kategorie des BBSR. Dabei galt auch Halberstadt bis 2011 noch als überdurchschnittlich schrumpfend. Und viele Halberstädter sehen noch immer nur die Verluste nach der Wende, als im Maschinenbau und RAW hunderte Arbeitsplätze verloren gingen.

Inzwischen sind seit 1998 jedoch 3.700 neue Jobs in Halberstadt entstanden. Zahlen, die auf Erhebungen der statistischen Ämter beruhen, also belastbar sind, wie Wirtschaftsförderer Thomas Rimpler auf Nachfrage berichtet. „In dieser Zahl sind nur die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erfasst. Das heißt, das zum Beispiel Freiberufler hier gar nicht mitgezählt sind.“

Dass Halberstadt vom BBSR so positiv bewertet wurde, hat den Wirtschaftsförderer selbst ein bisschen überrascht. „Das freut uns natürlich und macht auch stolz. Und es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, das motiviert.“ Zeit zum Feiern solch positiver Nachricht habe man sich nicht genommen, sagt Rimpler, „wir machen weiter unsere Arbeit. So konzentrieren wir uns zum Beispiel darauf, aktiv dem Fachkräftemangel zu begegnen und nicht abzuwarten, wie sich alles entwickeln wird.“

Außerdem geht die aktive Suche nach interessierten Investoren ebenso weiter wie die Betreuung ansiedlungswilliger Unternehmen und die Begleitung der bereits existierenden Firmen. „Das Positive hier sind die kurzen Wege, die enge Kooperation aller Partner, das klappt einfach zwischen den Akteuren“, betont Rimpler, „die Firmen fühlen sich gut aufgehoben“.

Für den breiten Branchenmix gibt es zwar keinen Masterplan, aber diese Entwicklung sei sehr gesund, so Rimpler. Das habe die Krise im Jahr 2000 gezeigt, die die Autoindustrie stark getroffen hat – was die Zulieferer zu spüren bekamen, auch in Halberstadt. Insgesamt sei die Stadt gut durch alle jüngeren Wirtschaftskrisen gekommen, weil es den breiten Mix gibt. Von der Lebensmittelindustrie über Medizintechnik, Kunststoff-, Holz- und Metallverarbeitung spannt sich der Bogen.

Das die Entwicklung positiv ist, bestätigt auch Martin Schäfer, Präsident der Roland-Initiative Halberstadt. Er erinnert daran, dass bei VIS 150 neue Arbeitsplätze entstehen. „Dass hier ringsum viel passiert sehen wir ja. Aber das die Dynamik so gut ist, hat uns selbst überrascht“, sagt Schäfer. Der hat – noch bevor er den Beitrag der Wirtschaftswoche selbst gelesen hatte, eine E-Mail aus Nordrhein-Westfalen bekommen. Ein Mann mit Familienwurzeln im Harz hatte den Text gelesen und bittet nun im Aufnahme als förderndes Mitglied in die Roland-Initiative. „Sensationell“, sagt Schäfer.