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Radweg-Demo Initiative sieht Petition als letzte Chance

83 Radler sind von Rätzlingen nach Bösdorf geradelt. Die Initiative fordert einen Radweg von Etingen nach Oebisfelde.

Von Anett Roisch 28.09.2015, 01:01

Rätzlingen/Bösdorf l „Wir werden die Hoffnung nicht aufgeben. Es wird immer komplizierter in Deutschland. Die Gelder fehlen“, weiß Bärbel Pätz. Die Rätzlingerin ist von Anfang an bei der Bürgerinitiative (BI) „Pro Radweg L24“ dabei. Während eine Gruppe von Radlern bei der vierten Freitagstour von Rätzlingen nach Bösdorf startet, schleppt Bärbel Pätz bereits die Plakate, die die Kinder der Grundschule Rätzlingen gemalt haben, heran.

Es soll die letzte Tour vor der Winterpause sein. Da es nun schneller dunkel wird, radeln die Frauen, Männer und Kinder nur bis Bösdorf. Dort nehmen sie das Transparent ab, um es dann bei der Ankunft in Rätzlingen am Zaun der Schule zu befestigen. „Die Beteiligung ist super. Es sind 83 Radler, davon 20 Kinder“, sagt Jörg Lauenroth-Mago, Mitglied der BI, hoch erfreut. „Allerdings wird diesmal sehr deutlich, wie gefährlich Radfahren ist. Mehrere Lkw und Pkw überholten uns bei gleichzeitigem Gegenverkehr. Da konnte man schon Angst bekommen“, gesteht Lauenroth-Mago und ergänzt: „Die hohe Beteiligung zeigt, wie dringend wir diesen Radweg entlang der L 24 brauchen.“

Zu den Kindern gehört auch Nino Claus aus Kathendorf. „Ich radle mit, weil wir unbedingt einen Fahrradweg haben wollen. Ich möchte meine Freunde in Bösdorf und in Lockstedt besuchen. Meine Eltern erlauben es nicht, weil es ohne Radweg viel zu gefährlich ist“, erklärt der Achtjährige, der nun auch ein Plakat in die Höhe hält. „Es gab schon tote Radfahrer auf der Strecke nach Oebisfelde. Der Radweg muss her“, betont auch Matthias Lange aus Kathendorf. Auch er und seine beiden Kinder sind nicht zum ersten Mal bei der Rad-Demo dabei.

Hannelore Stürze hat noch nicht eine Protest-Tour verpasst. Als ehemalige Lehrerin sagt sie: „Wir müssen mit unserer Initiative durchhalten. Auch wenn wir es vielleicht nicht mehr erleben, dass der Weg gebaut wird, so ist der Radweg doch für unsere Enkel, die in Oebisfelde zur Schule gehen, wichtig.“ Außerdem sei es für die Rentner von großer Bedeutung, dass sie mit dem Rad gefahrlos zum Einkaufen fahren können. Anna Stolle ist an diesem Tag die jüngste Teilnehmerin. Die Zweieinhalbjährige fährt auf dem Rad ihrer Oma Brunhilde Heinecke mit. „Mein Mann und ich sind dabei, damit unsere Kinder und Enkel später auf dem Radweg fahren können“, betont die Bösdorferin.

Nach der Tour kommen die Freitagsradler gerade noch rechtszeitg vor dem Regen ins Trockene. Im „Erlengrund“ gibt es Würstchen, die Lauenroth-Mago spendiert. Brigitte Dobbelmann, Sprecherin der BI, nutzt die Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen. „Wir wollen mit unserem Radweg in den vordringlichen Bedarf. Unsere Bürgermeisterin Silke Wolf hat sich am Online-Verfahren des Landes Sachsen-Anhalt beteiligt und damit unseren Forderungen Nachdruck verliehen. Bis Ende 2015 wird die Planung endgültig feststehen. Wenn wir bis dahin nicht dabei sind, ist der Sack zu“, beschreibt Brigitte Dobbelmann. Sie erzählt, dass der CDU-Landtagsabgeordnete Ralf Geisthardt, der beim Start zur Freitagstour dabei war, sie auf eine Idee gebracht habe. Die bestehe - nach ihren Ausführungen - darin, eine Petition zu verfassen und diese dann höchstpersönlich dem Landtagsabgeordneten, der gleichzeitig im Petitionsausschuss vertreten ist, vor dem Landtag in Magdeburg zu überreichen. Geisthardt solle dann die Forderungen an Thomas Webel, Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, weitergeben. Sofort erklären sich einige am Tisch bereit, im Oktober oder November mit nach Magdeburg zu fahren, um Aufsehen zu erregen - auch mit dem Rad. „Es ist unsere letzte Chance, die sollten wir nutzen“, sind sich die Anwesenden einig.