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Rückblick Plattenbaupläne für die Altstadt

Wie hätte sich Haldensleben entwickelt, wenn es 1989 nicht die Wende und ein Jahr später die Wiedervereinigung gegeben hätte?

Von Jens Kusian 07.11.2015, 00:01

Haldensleben l Vieles hat sich in den vergangenen 25 Jahren am Stadtbild von Haldensleben verändert. Besonders in der Innenstadt hat sich viel getan, sie besticht heutzutage durch viele schöne Wohn- und Geschäftshäuser, die nach 1989 saniert oder gar neu gebaut wurden. In welchem katastrophalen Zustand gerade die Gebäude in den Nebenstraßen einst waren, lässt sich heute kaum noch erahnen.

Die zum Teil ruinöse Gebäudesubstanz war aber auch den Verantwortlichen zu DDR-Zeiten schon ein Dorn im Auge. Das ist der städtebaulichen Leitplanung für die Kreisstadt zu entnehmen, welche die turbulente Wende- und damit auch die Aktenvernichtungszeit überstanden hat.

Daraus geht unter anderem hervor, dass im Jahr 1982 mehr als die Hälfte der gut 1200 Wohnungen in der Altstadt schwere Schäden aufwies, mehr als ein Drittel geringe Schäden. Noch nicht einmal zehn Prozent des Wohnungsbestandes wurden als „gut erhalten“ eingestuft, drei Prozent fielen in die Kategorie „unbrauchbar“.

Auch die Ausstattung ließ zu Wünschen übrig. So verfügten gerade einmal 48,2 Prozent der Wohnungen über eine Ofenheizung und einen Wasseranschluss, 19,4 Prozent dagegen hatten zwar eine Ofenheizung, aber keinen Wasseranschluss. Nur 40 Wohnungen in der Altstadt waren an die Fern- oder Zentralheizungsversorgung angeschlossen und hatten ein Bad mit WC. Die deutliche Mehrheit der 1213 Wohneinheiten, nämlich 71,6 Prozent, befand sich zu diesem Zeitpunkt in Privatbesitz, 20,9 Prozent waren Volkseigentum.

Um die Wohnsituation zu verbessern, haben sich die Planer damals auf Entkernung, Lückenschließung und Punktsanierung konzentriert. Davon betroffen waren in erster Linie die Burgstraße, die Straße der DSF (heute Magdeburger Straße), die Holzmarkt-, die Jacob- und die Gröperstraße sowie die Lange und die Bülstringer Straße. Die marode Bausubstanz in diesen Straßenzügen sollte DDR-typischen Platten-Neubauten weichen. Zumindest in der Burgstraße und in der Magdeburger Straße wurde dieses Vorhaben noch umgesetzt, bis zur Wende entstanden hier in zwei Neubaumaßnahmnen 70 neue Wohnungen. Für die übrigen Straßen blieb es bei den Plänen, denn sie sollten erst im Zeitraum von 1990 bis 2000 realisiert werden.

Um die Werterhaltung an den Wohnhäusern, die sich auf Grundstücken des Volkseigenen Betriebs (VEB) Gebäudewirtschaft befanden, sollten sich vorrangig die Mieter kümmern. „Mit allen Hausgemeinschaften sind dazu Hausreparaturpläne abzuschließen und alle zwei Jahre zu konkretisieren“, heißt es dazu in der „Konzeption zur langfristigen komplexen gesellschaftlichen Entwicklung der Kreisstadt Haldensleben“ vom 11. Juni 1987. Darin wird auch gefordert, dass „aller unterbelegter Wohnraum aufzulisten ist und jährlich mindestens 300 Wohnungstausche zu organisieren sind“.

Auch auf dem Gebiet von „Handel und Versorgung“ gab es so einige Pläne. Unter anderem war für Haldensleben zu diesem Zeitpunkt auch die Errichtung einer Freiluftgaststätte an der Stadtmauer vorgesehen. Zudem sollten alle Kaufhallen im Stadtgebiet auch eine Ladengastronomie vorhalten. Auch wurde direkt in die Lebensmittel-Versorgung der Bevölkerung eingegriffen: „Zur Erweiterung des Angebotes für Diabetiker nehmen 1987 die Konditorei Pfeiffer und die Bäckerei Lippmann eine Backwarenproduktion auf“, heißt es in der Konzeption.

Planmäßig sollte auch die Rekonstruktion von Verkaufsstellen in Haldensleben abgearbeitet und das Dienstleistungsangebot für die Haldensleber erweitert werden. So sollte es ab 1987 das Angebot für frischvermählte Ehepaare geben, nach dem Ja-Wort auf dem Standesamt mit einer Hochzeitskutsche ins Eheglück zu fahren. Für verbesserungs-würdig hielten die damaligen Stadtoberen übrigens auch das Bestattungswesen in Haldensleben. Ebenso war auch die Erweiterung der Schirmreparatur von oben festgeschrieben worden.

Es gibt allerdings auch mindestens ein Projekt, das zu DDR-Zeiten geplant, aber erst nach 1990 umgesetzt wurde: der Bau eines Verbindungsweges vom Parkplatz Bahnhofstraße zur Hagenstraße.