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Schulweghelfer Deeskalation heißt das Zauberwort

Elf Schüler aus Haldensleben und Niederndodeleben sind zu Schulweghelfern ausgebildet worden.

Von Thomas Junk 16.11.2015, 00:01

Haldensleben l Deeskalation heißt das Zauberwort. Der Schulbus ist mal wieder rappelvoll, einer tritt dem anderen auf die Füße und auf der hinteren Bank kritzelt ein Sechstklässler auf der Scheibe herum. Wie verhalte ich mich richtig, wenn es zu Streitsituationen kommt? Wie kann ich schlichtend eingreifen? Welchen Ton muss ich treffen, um bei meinen Mitschülern Gehör zu finden? Fragen, auf die die neuen Schulweghelfer in der vergangenen Woche eine Antwort bekommen haben.

In der Evangelischen Sekundarschule sind die sechs Jungen und fünf Mädchen, die sich freiwillig für das Projekt gemeldet haben, ausgebildet worden. An diesem Pilotprojekt beteiligten sich Schüler des Professor-Friedrich-Förster-Gymnasium, der Evangelischen Sekundarschule sowie der Sekundarschule Niederndodeleben. In mehreren Kursen lernten sie Taktiken zur Deeskalation, theoretisch und praktisch. In Rollenspielen wurden Situationen immer wieder geübt, dabei ging es auch in einen echten Bus. „Denn gerade in der Enge eines Busses verhält man sich ganz anders“, so der Projektkoordinator der Landesverkehrswacht, Andreas Hintze.

Die Landesverkehrswacht Sachsen-Anhalt koordiniert das Projekt, dessen Kern es ist, freiwillige Jugendliche ab dem 13. Lebensjahr auszubilden. Sie werden auf Schulwegen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden – vorrangig dem Bus – eingesetzt. Sie sollen einerseits Unruhe, Konflikte und Streitereien im Bus vermeiden, andererseits aber auch Straßenüberquerungen im Schulbereich unterstützten, Haltestellenaufsicht übernehmen sowie Drängeln und Stoßen an den Haltestellen unterbinden. Derzeit wird das Projekt in sieben Landkreisen umgesetzt.

Zudem haben die Schulweghelfer auch einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, um im Fall der Fälle praktisch Hand anlegen zu können. Zum Abschluss ihrer Ausbildung mussten die elf Schülerinnen und Schüler einen theoretischen Test bestehen. Was allen mit Bravour gelang. So erhielten sie am Freitag nicht nur ihre Zertifikate und ihre Ausweise als geprüfte Schulweghelfer, sondern jeder auch noch eine kleine Erste-Hilfe-Ausrüstung.

„Die Kinder sollen die Verbindung sein zwischen den Schülern und dem Busfahrer“, erklärt Andreas Hintze. „Jetzt gilt es für Euch, das Erlernte auf dem täglichen Schulweg umzusetzen, Spannungen und mögliche Konflikte zu erkennen und mit Fingerspitzengefühl und dem notwendigen Einfühlungsvermögen darauf zu reagieren“, betonte Heinrich Schulze, Leiter des Fachdienstes Schulen im Landkreis, bei der Abschlussveranstaltung in der Evangelischen Sekundarschule. „Ihr werdet nicht als Rambos in den Bus geschickt, sondern zur Deeskalation“, sagte Schulze augenzwinkernd.

Mit der Überreichung der Zertifikate ist jedoch nur der erste Teil abgeschlossen. Die Schulweghelfer werden permanent von ihren Ausbildern unterstützt. Das Projekt soll im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen, erklärte Heinrich Schulze. Einige weitere Schulen wollen sich künftig auch an dem Projekt beteiligen.