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Drömling Mit schwerer Technik zurück zum Ursprung

Die Ruhe im Drömling wird trotz gut ausgebauter Radwege nur selten gestört. Doch seit kurzem ist es dies teilweise erstmal vorbei.

Von Jens Pickert 26.11.2015, 00:01

Oebisfelde/Wolmirshorst l Schwere Technik, in diesem Fall ein Bagger, macht sich hinter dem seit langem stillgelegten Buchhorster Bahnhof am linken Rand der Straße nach Wolmirs­horst zu schaffen. Die Maschine produziert mit einer Schaufel allerdings keine Löcher in den morastigen Drömlingsboden, sondern hat mit einer besonderen Vorrichtung den Bewuchs an der Wolmirs-horster Straße im Visier. „Den Wildwuchs, um es genau zu sagen“, erklärte Wolfgang Sender, Mitarbeiter der Naturparkverwaltung Drömling.

Links an der Straße und weiterführend bis zum Mittellandkanal wurden vor vielen Jahrzehnten Obstbäume angepflanzt. „Vornehmlich waren es Pflaumenbäume“, erzählte Natur-Mann Sender weiter. Die, die die Bäume damals gepflanzt haben, hätten dabei noch nicht unbedingt die Natur im Blick gehabt, sondern sie hätten eher praktisch gedacht. Das geerntete Obst habe als willkommene zusätzliche Nahrungs- und auch Einkommensquelle gedient.

Schon zu DDR-Zeiten sei das so gewesen. Viele Menschen aus der Region hätten ihren Obstbedarf von Bäumen, die an den Rändern der Drömlingsstraßen standen, gedeckt. Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen seien geerntet und dann eingekocht oder zu einer Obstannahmestelle, zum Beispiel die der Weinkellerei Klötze, gekarrt worden. Im Gegenzug habe man gegen einen geringen Obolus in Flaschen abgefüllten Apfelsaft oder Apfelwein, den berühmten Bretterknaller, erhalten können. Einige hätten aber auch selbst versucht, ein köstliches Tröpfchen zusammenzubrauen.

Inzwischen haben die Obstbäume im Drömling ihre Bedeutung als Vitaminlieferant so gut wie verloren, auch die an der Wolmirshorster Straße. Wichtig seien sie aber für die Mitarbeiter der Naturparkverwaltung. Wolfgang Sender: „Vielen Tieren des Drömlings dient Obst als Nahrung. Selbst der Fuchs verschmäht es nicht.“ Speziell an der Wolmirshorster Straße hätten es allerdings die Pflaumenbäume schwer, sich durchzusetzen. Grund: Weil seit Jahren die Pflege fehle, habe sich der Wildwuchs enorm ausbreiten können und lasse den Pflaumen nur noch wenig Lebensraum. Ihr Bestand sei bedroht.

„Das wollen wir ändern. Wir wollen zurück zum Ursprung. Die Wolmirshorster Straße soll vom Buchhorster Bahnhof bis zur Kanalbrücke rechts und links wieder von Pflaumenbäumen, die wir anpflanzen wollen, gesäumt sein“, sagte Sender.

Konkret heißt das: Der Wildwuchs muss, um das Vorhaben umzusetzen, zuerst verschwinden. Doch ohne Geld oder eine gute Idee sei das nicht möglich.

Die Pflege des Randbereiches der Wolmirshorster Straße sei im Prinzip Aufgabe des Straßen­eigentümers, in diesem Fall der Kommune. Doch die hat mit Verweis auf die desolate Haushaltslage sofort abgewinkt.

Blieb die Idee. Und die hatte Wolfgang Sender. Er nahm Kontakt zu einer Firma auf, die bereits mehrmals im Drömling Arbeiten erledigt hatte, und wurde mit ihr einig. „Das Unternehmen entfernt an der Straße den Wildwuchs, insgesamt kommen zirka drei Kilometer zusammen, bis auf Ausnahmen wie beispielsweise Eichenbäume. Im Gegenzug behält die Firma das Holz, verarbeitet es zu Holzschnitzeln und verkauft diese dann“, erläuterte der Wassensdorfer den Plan. Der wird nun seit Freitag in zwei Schichten umgesetzt.