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Ehrung Rettungsmedaille für Jürgen Seidel

Der Althaldensleber Jürgen Seidel ist am Donnerstag mit der Rettungsmedaille des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet worden.

Von Jens Kusian 09.01.2016, 00:01

Haldensleben l Der große Bahnhof ist Jürgen Seidel ein wenig unangenehm. Immerhin sitzt er im Büro von Landrat Hans Walker, zusammen mit Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht und dem Bundestagsabgeordneten Manfred Behrens. „Das war doch selbstverständlich“, meint der Althaldensleber fast schon schüchtern.

Was er für selbstverständlich hält, ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff eine Auszeichnung wert – die Rettungsmedaille des Landes. Die überbringt Holger Stahlknecht inklusive einer Urkunde. „Was Sie geleistet haben, ist eine beeindruckende Tat und etwas ganz Besonderes“, macht der Minister deutlich.

Denn Jürgen Seidel hat Mut bewiesen, viel Mut: Am 4. September des vergangenen Jahres hat er zwei Menschen aus einem brennenden Haus in Althaldensleben gerettet. „Ich komme täglich da lang und habe an diesem Tag den Rauch bemerkt. So dolle kann doch keiner kochen, dachte ich noch so bei mir im Vorbeifahren“, erzählt Seidel. Er wurde stutzig, hielt an, kehrte um. „Da sah ich schon die Flammen aus dem Fenster schlagen“, berichtet er weiter.

Der 60-Jährige forderte Passanten auf, die Feuerwehr zu rufen. Er selbst lief in das brennende Haus an der Hundisburger Straße, alarmierte die Bewohnerin der brennenden Wohnung. „Die hatte noch gar nichts davon bemerkt. Also holte ich sie aus der Wohnung.“ Die 86-Jährige ist bewegungseingeschränkt, Jürgen Seidel half ihr, das Haus zu verlassen.

„Dann erfuhr ich, dass noch jemand im Haus ist. Das hatte ich nicht gewusst“, erinnert sich der Lebensretter, der prompt kehrt machte und auch die 90-jährige Hauseigentümerin aus dem Gebäude holte. „Zu dem Zeitpunkt hat es schon ganz schön gebrannt. Aber dann war auch schon die Feuerwehr da“, so der Lebensretter weiter. „Ich habe in dieser Situation nicht lange nachgedacht. Ich wusste ja, dass das Haus bewohnt war.“

Jürgen Seidels Frau Petra ist froh, dass alles so glimpflich abgegangen und ihr Mann unbeschadet wieder nach Hause gekommen war. Und sie ist stolz auf das, was ihr Mann geleistet hat. Doch große Worte verliert auch sie nicht darüber. „Es ist für uns selbstverständlich, wenn man helfen kann“, versichert sie.

Neben Medaille und Urkunde hat Jürgen Seidel auch ein Schreibset vom Innenminister bekommen, die Blumen übernimmt seine Frau. Mit einer Uhr, die das Wappen des Landkreises Börde trägt, und einem Buch hat sich der Landrat für den selbstlosen Einsatz des Althaldenslebers, der bis Mitte der 1970er Jahre sogar Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Althaldensleben war, bedankt. Und Bundestagsabgeordneter Behrens hat Familie Seidel zu einem Besuch in den Berliner Reichstag eingeladen – wobei er die Anreise mit dem Zug empfiehlt. „Und am liebsten im Führerstand“, wünscht sich der ehemaligen Bahnmitarbeiter Jürgen Seidel.