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Erxleber theater Drei ungleiche Brüder und ein Baby

30 Jahre Theatergruppe Erxleben und das Ensemble wird immer spielfreudiger. Die Komödie „Tom, Dick & Harry“ feierte Premiere.

Von Carina Bosse 24.03.2016, 00:01

Erxleben l Eigentlich hätte man Mitleid mit dem armen Tom Kerwood (Bodo Benzing) haben müssen. Vielmehr verfiel das Publikum jedoch immer wieder in Lachsalven, als er als liebender Ehemann und loyaler Bruder zweier etwas missratener Ganoven zwischen zwei Welten hin- und hergerissen wurde.

Im 30. Jahr ihres Bestehens hatte sich die Theatergruppe von Ulrich Wahrendorf wieder ein äußerst verwicklungsreiches Stück aus englischer Feder ausgesucht, das dem Publikum auch in den kommenden Wochenen einen unterhaltsamen Theaterabend verspricht.

Es sollte für die Kerwoods ein alles entscheidendes Treffen mit Mrs. Potter (Ulrike Wahrendorf) von der Adoptionsbehörde werden, denn Tom und Linda (Sandra Heinz) Kerwood sehnen sich danach, eine Familie zu werden. Sie wollen ein Baby adoptieren. Dass dazu stabile Familienverhältnisse gehören, nehmen jedoch Dick (Rüdiger Laaß) und Harry (Bernd Zumpe) Kerwood, die beiden Brüder von Tom eher gelassen.

Während sich Dick den Van von Tom ausgeliehen hatte, um Schmuggelware zu transportieren und dabei rein zufällig auch einige Migranten aufliest, möchte Harry seinen Beitrag dazu leisten, ein günstiges Haus für die Familie zu erstehen. Dazu hat er als Hausmeister ein paar Leichteile von seiner Arbeitsstätte, dem örtlichen Krankenhaus, mitgehen lassen, die eigentlich für Forschungszwecke dienen. Harry hatte nämlich in der Zeitung gelesen, dass es ein günstiges Haus in der Nachbarschaft zu kaufen gibt, weil dort vor Jahren im Garten eine Leiche gefunden worden war.

Als sich das Kerwood-Quartett daheim trifft, kommt es natürlich zu folgenschweren Auseinandersetzungen, die einem Lachtränen in die Augen treiben. Linda ist nicht eben gut auf ihre Schwäger zu sprechen, sie ahnt, dass ihre Adoption in Gefahr gerät.

Das aktuelle Stück der Theatergruppe Erxleben strotzt nur so vor dem typischen britischen Humor. „Tom, Dick & Harry“ des Autorenduos Ray und Michael Cooney kann getrost mit jeder Samstagabend-TV-Show konkurrieren.

Natürlich nimmt das Schicksal seinen Lauf. Constabler Downs (Jürgen Wölkerling), eigentlich nur wegen einer geöffneten Wagentür alarmiert, wirbelt die Welt von Tom Kerwood gehörig durcheinander. Schließlich kann der angehende Adoptivvater ja nicht zulassen, dass in seinem Haus Sodom und Gomorra herrschen, obwohl es da längst zu spät ist. Die beiden Migranten Katerina (Marina Wahrendorf) und Andreas (Ulrich Wahrendorf) haben sich längst in der Einliegerwohnung von Dick im Obergeschoss eingenistet und sind nicht bereit, das Haus zu verlassen, ehe sie nach Sheperdsbush gebracht werden. In bestem Kauderwelsch und musikalisch mit einer Harmonika machen die beiden Migranten ihrem Ärger Luft und verleihen ihrer Forderung Nachdruck. Als dann auch noch die kosovarische Mafia auf den Plan tritt, ist das Chaos perfekt...

Für den armen Tom, der mit schier unermüdlichem Eifer sein immenses Textpensum in teilweise atemberaubendem Tempo herunterspult, wird die Luft immer dünner. Sein – in bester Absicht aufgestelltes – Lügengeflecht droht auseinanderzufallen.

Doch natürlich soll an dieser Stelle noch nicht alles verraten werden, denn die kommenden Theaterabende sind ausverkauft und werden ein ebenso erwartungsfreudiges Publikum unterhalten.

Ulrich Wahrendorf spielt übrigens nicht nur die Rolle des Mitgranten Andreas, nein, er schlüpft auch in die Arbeitsklamotten von Alfi Frost, der im Garten des Hauses (gleich neben der Bühne) ein Gewächshaus errichten möchte, und in den Trenchcoat des Mafiosi Boris Anaroskipetrivisnikotch.

Gute Arbeit leistete an diesem Abend Souffleuse Magdalena Höding, die ob des rasanten Spiels auf der Bühne mit voller Konzentration das Skript verfolgen musste, um hier und da eine kleine Texthilfe zu geben. Die Besucher honorierten ihre Einsätze mit Applaus. Auch zwischendurch sparten sie nicht mit dem Applaus.

In einer kurzen Verschnaufpause für die Hobbyschauspieler konnte sich das Publikum mit Getränken und einem kleinen Imbiss stärken.

„Na da hatten wir aber wieder einmal reichlich etwas zu lachen“, lautete der einhellige Tenor nach der Vorstellung.