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Gewässerschutz Verein misst erhöhte Nitratwerte

Der Verein VSR-Gewässerschutz hat in Brunnenwasserproben in der Region Haldensleben erhöhte Nitratwerte gemessen.

Von Ivar Lüthe 29.11.2016, 11:00

Haldensleben l Zu hohe Nitratwerte im Grundwasser hat der Verein „VSR-Gewässerschutz“ bei den Brunnenwasserproben festgestellt, die im Rahmen einer Informationsveranstaltung am 2. August dieses Jahres in Haldensleben beim Labormobil abgegeben wurden. Darüber hat der Verein jetzt informiert.

In 30 Prozent der untersuchten Proben habe die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter gelegen, so Harald Gülzow, Pressesprecher des „Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse“ (VSR). Insgesamt wurden bei der Untersuchung das Wasser aus 47 privat genutzter Brunnen aus dem Raum Haldensleben, Irxleben, Alleringersleben und Calvörde analysiert.

Die Mitglieder vom VSR-Gewässerschutz fanden bei der Untersuchungen 232 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Schackensleben. Weitere mit Nitraten stark verschmutzten Brunnen stellten die Umweltschützer auch in Meseberg mit 157 Milligramm pro Liter (mg/l), in Groß Santersleben mit 185 mg/l, in Hundisburg mit 146 mg/l, in Nordgermersleben mit 152 mg/l, in Alleringersleben mit 130 mg/l und in Kathendorf mit 115 mg/l fest.

„Das Wasser ist wegen der Überschreitung der Trinkwasserverordnung nicht mehr zum Trinken geeignet. Besonders wichtig ist außerdem, dass derart belastetes Wasser nicht zum Befüllen eines Fischteichs genutzt wird. Es besteht die Gefahr, dass es zur Massenvermehrung von Algen kommt. Diese können beim Absterben zum Fischsterben führen“, so der Sprecher des Vereins.

Beim Bewässern mit nitratbelastetem Grundwasser müsse man bei der Düngung bedenken, dass es durch das Gießwasser zu einer zusätzlichen Nitratzufuhr kommt. Nur wenn man diese in seine Berechnung mit wie viel Stickstoff die angebauten Pflanzen gedüngt werden müssen einbeziehe, könne eine unnötige Nitratanreicherung verhindert werden.

„Die gemessenen viel zu hohen Nitratkonzentrationen zeigen in der Landwirtschaft einen deutlichen Handlungsbedarf, um die bereits 1991 aufgestellte EU-Nitratrichtlinie einzuhalten“, so Harald Gülzow. Ziel dieser Richtlinie ist es, die durch Nitrate aus landwirtschaftlichen Quellen verursachte Gewässerverunreinigung zu reduzieren. Hierfür bedarf es seit Jahren einer Überarbeitung der Düngeverordnung, die zu einer Verringerung der Düngemengen durch Gülle, Gärreste und Mineraldüngern führen soll.

„Doch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zeigt sich bisher besonders beratungsresistent und setzt weder die Empfehlungen der Experten im Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) und dem Umweltbundesamt noch die Vorschläge der EU-Kommission um. Trotz der Klage der EU-Kommission gegenüber Deutschland wurden die geforderten Nachbesserungen in die Novellierung der Düngeverordnungen bis heute nicht aufgenommen“, erklärt Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz.

Da jahrelang die Zunahme der Belastung im Grundwasser mit über 50 mg/l Nitrat ignoriert worden sei, müssten nun für diese betroffenen Regionen zügig klare zu ergreifende Maßnahmen in der Novellierung der Düngeverordnung genannt werden. Stattdessen werde jedoch versucht, die Verantwortung an die Landesregierungen weiter zu geben, die zusätzliche Vorschriften erlassen sollen.

Der VSR-Gewässerschutz kritisiert, dass dabei der Landesregierung zu viele Freiheiten gegeben werden sollen, dass eine Verringerung der Nitratkonzentrationen im Grundwasser fraglich erscheint.

„Damit einschneidendere Maßnahmen bei der Düngung in Zukunft gesetzlich erlassen und auch umgesetzt werden, bedarf es eines Umdenkens bei den Landwirten und landwirtschaftlichen Verbänden. Der VSR-Gewässerschutz möchte mit seinen Messungen dazu beitragen, dass die Notwendigkeit einer Änderung der Düngerausbringung akzeptiert wird. Es muss in den belasteten Regionen zu einem Informationsaustausch zwischen Bürger und Landwirten kommen“, plädiert Harald Gülzow.

Der VSR-Gewässerschutz entstand Anfang der 1980er Jahre als Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen am Rhein und Main. Während die Vereinsmitglieder die Messfahrten lange Zeit nur im Rheineinzugsgebiet durchgeführt haben, wurde auf Anregung von Bürgern das Untersuchungsgebiet ausgedehnt.

Heutzutage führt der VSR-Gewässerschutz mit dem Labormobil Messfahrten im Einzugsgebiet der Flüsse wie Rhein, Ems, Maas, Weser, Elbe, Oder und Peene durch.

Mehr über den Verein gibt es im Internet.