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Bürgermeisteramt Höhen und Tiefen gehören dazu

In einem kleinen Rückblick bilanziert Hans-Werner Kraul seine ehrenamtliche Amtszeit seit dem Jahr 2001 als Weferlinger Ortsbürgermeister.

Von Carina Bosse 03.01.2017, 11:00

Weferlingen l Zum Jahreswechsel hat Weferlingens Ortsbürgermeister Hans-Werner Kraul alle seine politischen Ehrenämter in der Einheitsgemeinde niedergelegt. Damit hat er die Weichen für die Wahl eines neuen Ortsbürgermeisters aus dem Reihen des Ortschaftsrates gestellt, aber auch für seine Vereidigung als neuer Bürgermeister der Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen, die Mitte Januar zur ersten Stadtratssitzung im neuen Jahr erfolgen wird.

Bevor er den höchsten Chefsessel der Verwaltung in der Einheitsgemeinde besteigt, hat er sich aber noch einmal einige Gedanken über seine 15-jährige Amtszeit als Gemeindeoberhaupt Weferlingens gemacht.

Von 2001 bis 2009 war Hans-Werner Kraul als Weferlinger Bürgermeister gewählt worden, ab dem Jahr 2010 bis zum Jahresende war er bedingt durch die Gemeindegebietsreform Ortsbürgermeister von Weferlingen.

„Ich habe 2001 einen gut arbeitenden Gemeinderat vorgefunden, der schon viel Gutes und Wichtiges auf den Weg gebracht hatte“, so Hans-Werner Kraul. Er erinnert sich an verschiedene Straßenausbauprojekte, das neue Feuerwehrgerätehaus, die Ansiedlungen im Gewerbegebiet. Er seit stets bemüht gewesen, diesen guten Weg fortzuführen. Teilweise sei das auch gelungen, aber es gebe auch Dinge, die gewollt waren, aber nicht realisiert werden konnten.

In positiver Erinnerung ist Hans-Werner Kraul vor allem das Haus der Generationen und Vereine nebst einem Materiallager für die Vereine geblieben. Von den Gesamtbaukosten in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro konnten 1,7 Millionen Euro über Fördergelder organisiert werden, eine immense Summe zum Wohle der Gemeinschaft. Wie gut das Kommunikationszentrum im Ort angenommen und ausgelastet wird, zeigen die Zahlen. Das Haus schreibt von allen gemeindeeigenen Immobilien die besten schwarzen Zahlen.

Nennen möchte Hans-Werner Kraul in diesem Zusammenhang auch die Komplettsanierung der Burganlage sowie die Begehbarkeit des Aussichtsturmes Grauer Hermann auf dem Gutshof. Seit seiner Sanierung hat er sich als touristischer Magnet erwiesen, der in Regie des Bürgervereins Weferlingen regelmäßig in den Sommermonaten und zu besonderen Veranstaltungen geöffnet und betreut wird.

Als „richtigen und mutigen Schritt“ sieht der Weferlinger die Zusammenarbeit mit der Seniorenhilfe Haldensleben als Träger der örtlichen Kinderbetreuung. Mit dem in seiner Form einzigartigen Kindercampus sei ein landes- und selbst bundesweites Vorzeigeobjekt in Sachen zukunftsorientierter Kinder- und Jugendbetreuung entstanden. Mit dem Ausbau der alten Essenküche sei für die Kinder ein kleines Paradies entstanden, aber auch für den Ortskern ein Hingucker geschaffen worden. Kinderkrippe, Kindergarten und Hort aus einer Hand gewährleisten den Kindern wie Eltern eine bestmögliche Betreuung und Förderung.

Mit einer entsprechenden Vereinbarung im Einheitsgemeindevertrag sei es gelungen, so Hans-Werner Kraul, die Schließung des Rathauses Weferlingen zu verhindern. So war er bei den Beitrittsverhandlungen zur Einheitsgemeinde für einen Erhalt der Außenstelle der Verwaltung eingetreten.

Das Rathaus am Kirchplatz war zu diesem Zeitpunkt bereits komplett saniert, ein Schmuckstück und kreditfrei in die neue Einheitsgemeinde eingebracht worden.

Stolz ist Hans-Werner Kraul auf den schuldenfreien Eintritt Weferlingens in diese neue Gemeinde. Stets hätte der Ort seiner freiwillig auferlegten Fürsorgepflicht für die Mitgliedsgemeinden der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft (VG) Weferlingen Rechnung tragen wollen. Mit den mehr als 2000 Einwohnern hätte er allein stärkste Einzelgemeinde in der Verbandsgemeinde Flechtingen werden können, hätte einen eigenen Haushalt und seine Souveränität behalten. Leider sei die Entscheidung der „Verbündeten“ anders ausgefallen, weil diese ihre Räte behalten wollten. „Wir haben dies akzeptiert und sind zu Oebisfelde gegangen“, blickt Hans-Werner Kraul zurück.

Stets war er als Weferlingens Bürgermeister und später auch als Ortsbürgermeister bemüht gewesen, Parteiinteressen und Parteienzwist prinzipiell aus der Kommunalpolitik herauszuhalten. Leere oder unhaltbare Versprechungen in Wahlkampfzeiten oder zum Zwecke der Popularitätssteigerung habe er niemals gemacht, betont er. Das habe sich ausgezahlt. Immer wieder erlebe er angesichts dessen, was tatsächlich erreicht werden konnte, die Wertschätzung von ortsansässigen Vereinen und Institutionen. Selbst die politischen Nachbarn blicken manchmal neidisch auf das in Weferlingen Erreichte. Allein das Einkaufszentrum im Gewerbegebiet An der Burg und An der Zuckerfabrik mache Weferlingen nicht nur für Einheimische, sondern auch für viele Bürger aus Niedersachsen attraktiv, die zum Einkaufen regelmäßig nach Weferlingen kommen würden. „Unhaltbare Versprechungen nutzen niemandem etwas“, weiß Hans-Werner Kraul aus Erfahrung.

Es gibt aber nicht nur Positives aus seiner langen Amtszeit, viele Dinge sind für ihn auch heute noch unbefriedigend.

So sei es nicht gelungen, die alte VG Weferlingen mit Sitz in Weferlingen in die neue Struktur hinüberzuretten. Das habe seiner Ansicht nach zum einen am Ausscheren Beendorfs gelegen, das erst zur Einheitsgemeinde wollte, sich dann aber anders in Richtung Verbandsgemeinde orientierte. Zum anderem habe es am Nichtbeachten des Wählerwillens in Belsdorf gelegen. Dort, so Hans-Werner Kraul, hätten die Einwohner per Abstimmung deutlich für Weferlingen entschieden, der Gemeinderat sich jedoch für Flechtingen ausgesprochen. Auch Behnsdorf sei länger wankelmütig geblieben und zu Flechtingen tendiert.

Als nicht erreichtes Ziel sieht Hans-Werner Kraul den Umstand an, dass es nicht gelungen sei, die Sekundarschule Walbeck als die im besten baulichen Zustand befindliche Schule und trotz energetischem Einsatz zu erhalten.