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Wanderung Die Sudetenlärchen von Hasselburg

Zur Grünkohlwanderung luden die Flechtinger Fitness-Frauen ein. Gemeinsam ging es auf Expedition in die nähere Umgebung.

Von Carina Bosse 23.02.2017, 00:01

Flechtingen l Fit sind sie in jedem Fall, die Sportlerinnen der Sektion Frauen-Fitness des Flechtinger Sportvereins. Das mussten sie auch gar nicht unter Beweis stellen, als sie nun schon zur 4. öffentlichen Grünkohlwanderung eingeladen hatten. Denn auch wenn am Ende der Flechtinger Wanderung allen rund zehn Kilometer Strecke in den Knochen steckten, sollte die Tour vor allem Jung und Alt Spaß machen und informativ sein.

Kurt Buchmann sorgte für beides. Der Heimat- und Wanderfreund hatte sich nicht nur eine Strecke rund um Flechtingen einfallen lassen, sondern auch „Meilensteine“ am Weg zum Fuchsberg auserkoren, die er der großen Wanderschar erklären konnte.

Sportfreundin Steffi Mechau begrüßte die große Wanderschar vom Kleinkind bis zum Senior am Sportplatz. Sie freue sich sehr, dass so viele gekommen sind, um mit dabei zu sein. Für das Grünkohlessen nach dem Wandern wurde Lutzes Feldküche engagiert. Wer gleich vor Ort seine Mahlzeit einnehmen wollte, konnte zwischen Sitzplätzen drinnen und draußen wählen.

Wie beschwerlich einst das Reisen war, davon erzählte Kurt Buchmann zum Bau der Chaussee von Flechtingen über Altenhausen nach Erxleben. Erst 1857/58 wurde sie gebaut, davor mussten Waldwege wie der Bodendorfer Weg, die Waldstraße von Lemsell nach Süplingen, die Alte Heerstraße oder die Lüneburger Heerstraße genutzt werden.

Mit dem Straßenbau hielt auch das Postwesen zunehmend Einzug auf dem Land. 1867 wurde in Flechtingen die erste Postexpedition eingerichtet. Postagent August Heinrich sen. hatte es nicht leicht mit seinen Kunden vom Land, denn die blieben misstrauisch. „Ehe der Bauer einen Brief schreibt, nimmt er lieber den Knüppel (Wanderstock) in die Hand und geht Meilen weit ins Land“ , soll er einmal berichtet haben.

Eine Witwe Willeke aus Bahrdorf etwa nahm lieber mehrmals den vier Stunden langen Fußweg nach Flechtingen in Angriff, um die Taufscheine für ihre Kinder persönlich abzuholen, statt sie sich per Brief schicken zu lassen.

Im sogenannten Lärchenwald berichtete Kurt Buchmann über eine Erneuerungsmaßnahme für die Wegweiser im Sommer 2011. Sie wurden mit weißer Farbe gestrichen, um besser sichtbar zu sein. Mit der Fertigstellung des Aller-Elbe-Radweges wurde für Radler eine Wegstrecke von Flechtingen nach Bülstringen ausgeschildert, ganz unkompliziert mit Hilfe der Gemeinde Bülstringen.

Der Hasselburger Lärchenwald ist ein von vielen Spaziergängern geschätzter Naturraum. Auf rund 100 Hektar Fläche wachsen reine Lärchenbestände, umgeben von rund 336 Hektar Laubmischwald. Die ältesten Bäume sind über 140 Jahre alt und 40 Meter hoch, schrieb einst im Jahr 2000 die Volksstimme auf ihrer Heimatseite. Gepflanzt wurden die stolzen Bäume vom Lemseller Forstaufseher Heinrich Christoph Hallmann, 1824 in Lemsell geboren. Das Saatgut dafür kam aus Harbke. Der dortige Gutsherr Friedrich August von Veltheim hatte rund 100 Jahre zuvor Samen der schlanken hochstämmigen Bäume aus dem Sudetengebirge mitgebracht und in Harbke vermehrt. Ihr prächtiger Wuchs bei Hasselburg sei eine Folge ähnlicher klimatischer Bedingungen wie im Sudetengebirge, hatte ein Professor der Tharandter Forstakademie später einmal festgestellt.

Das Ziel, der Fuchsberg, galt damals in kalten Wintern einst als idealer Platz für Kinder und Erwachsene zum Rodeln. In einer Forstkarte aus dem Jahr 1924 wurde der Weg dorthin gar als Rodelbahn bezeichnet.