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Orgelsanierung Alte Notenblätter mit neuer Aufgabe

Von Juliane Just 29.03.2021, 15:33

Haldensleben

Als die Mitglieder des Orgelbauvereins St. Marien-Haldensleben in den kleinen Räumen unter der Orgel aufräumten, fielen ihnen bergweise Notenblätter entgegen. Diese Noten gehören zur Orgel, sind ein Teil des Instruments. Deswegen rief der Verein die Spendenaktion „Tüten für Töne“ ins Leben.

„Ich fand es schade, die Notenblätter einfach wegzuwerfen“, sagt Nina von Zitzewitz. Sie ist Vorsitzende des Haldensleber Vereins, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, die totgeglaubte Orgel in der Marienkirche zu sanieren. Also rief sie die 40 Vereinsmitglieder zum Basteln auf und faltete mit ihnen kleine und große Geschenktüten. „Darauf sind mitunter sogar die Notizen der einstigen Orgelspieler zu finden“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Nun warten an mehreren Stellen der Stadt kleine Kisten mit den Geschenktüten auf neue Besitzer. In einer nebenstehenden Box kann jeder die Spendensumme einwerfen, die er für angemessen hält. Der Erlös kommt der Sanierung der Orgel zugute. Unter anderem sind die Kisten der Spendenaktion im Bücherkabinett Fricke, in der Gärtnerei Naumann, im Bahnhofcenter, bei der Roland-Apotheke oder auch der Goldschmiede Dorendorf zu finden.

Erste Phase der Sanierung ist in greifbarer Nähe

Zwei Bauabschnitte und etwa drei Jahre Zeit benötigt es, bis die Orgel in Klang und Konzept wieder hergestellt ist wie das Original von 1876. Dabei rückt der erste Bauabschnitt für die Mitglieder nun in greifbare Nähe. Im ersten Schritt sollen die Windtechnik des Instruments sowie das Pedal saniert werden. Außerdem soll ein neuer Spieltisch angeschafft werden. Zusätzlich wird nach dem ersten Sanierungsschritt eines der drei Manuale, also die Klaviatur der Orgel, wieder bespielbar sein.

Ist der Startschuss gefallen, werden Orgel-Experten aus Sachsen verschiedene Pfeifen und Bauteile der Orgel ausbauen und in Handarbeit einzeln wieder in Schuss bringen. Über die Hälfte der Orgelteile können restauriert und saniert werden.

Insgesamt wird dieses Mammutprojekt 800.000 Euro kosten – das kann der kleine Verein nicht allein stemmen. Laut Nina von Zitzewitz wurden Fördermittel bei drei Stiftungen beantragt, aber bisher noch nicht bewilligt. „Wir haben viel Unterstützung von vielen Seiten zugesprochen bekommen und freuen uns, wenn das Projekt starten kann“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Orgel wurde als irreparabel erklärt

Vor zehn Jahren verstummte die Orgel in der Haldensleber Kirche und spielte keinen Ton mehr. Ursprünglich gründete sich der Verein, um eine neue Orgel anzuschaffen, denn das in die Jahre gekommene Instrument wurde als irreparabel erklärt. Doch dann zeigte ein neues Gutachten: Die Orgel kann doch saniert werden. Der Verein hat laut Nina von Zitzewitz in den vergangenen zehn Jahren eine sehr emotionale Debatte rund um das Instrument geführt. Auch ans Aufgeben des gesamten Projektes habe man nachgedacht. „Nun haben wir neuen Tatendrang“, sagt sie.