1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Doppel-Baustelle liegt im Zeitplan

Ameos-Klinikum Doppel-Baustelle liegt im Zeitplan

Der Neubau der Akutpsychiatrie des Ameos-Klinikums Haldensleben kommt gut voran. Verzögerungen gibt es beim Haus 105.

Von Jens Kusian 26.10.2017, 01:01

Haldensleben l Mit den umliegenden, zum Teil bereits sanierten Häusern aus den 1930-er Jahren auf dem Gelände des Ameos-Klinikums hat der Neubau der Akutpsychiatrie nichts mehr gemein. Schon der erste Blick darauf zeigt, dass Jahrzehnte zwischen den Gebäuden liegen, und die auffällige, moderne Glasfassade gibt eine Vorahnung, was sich hier einmal befinden wird – ein Klinikgebäude, das den heutigen Ansprüchen einer psychiatrischen Einrichtung entspricht.

Die Fassade ist bereits fertiggestellt. Auch zwei begehbare Innenhöfe wurden geschaffen, die allerdings noch begrünt werden. Aktuell wird das Gebäudeinnere hergerichtet. Während die 56 Patienten in einem eigenen, zweistöckigen Trakt mit Ein- und Zweibettzimmern untergebracht werden, entstehen auf der anderen, dreigeschossigen Seite des Gebäudes Ärzte- und Behandlungszimmer, die Räume für das Pflegepersonal sowie der Sport- und Fitnessbereich für die Patienten. Auch eine Dachterrasse wurde angelegt.

Abgesteckt ist auch der Außenbereich, der von den künftigen Patienten der Akutpsychiatrie genutzt werden kann. Hier sollen ein Sport- sowie ein Ruhebereich entstehen – allerdings mit einem Zaun von der Außenwelt und dem übrigen Klinikgelände getrennt.

Das Platzangebot im Neubau selbst ist großzügig. Doch gebaut wird streng nach Vorschrift – nach dem sogenannten Raumprogramm. Dabei ist die optimale Flächennutzung vorgegeben. Und auch nur dafür bekommt Ameos Fördermittel vom Land. Zehn Millionen Euro stehen insgesamt für diesen Neubau zur Verfügung.

Weitere sechs Millionen fließen in das Haus 105. Mehr als zwei Jahrzehnte lang stand der Bau aus dem Jahr 1927 leer, die Schlafsäle in dem Bettenhaus blieben nach der Wende ungenutzt. Nun wird es zur Gerontopsychiatrie umgebaut und soll künftig Platz für 40 Patienten bieten. Derzeit können im Klinikum 30 Patienten in diesem Bereich betreut werden.

„Wir haben die innere Struktur des Gebäudes komplett verändert“, erzählt Architekt Romas Kliesch. Er ist sozusagen der oberste Bauleiter bei der Schweizer Ameos-Gruppe. „Aus den großen Krankensälen sind Einzel- und Doppelzimmer geworden – alle barrierefrei und zum Teil auch behindertengerecht.“ Das Dachgeschoss bleibe nach seinem Umbau Ärzten und Pflegern vorbehalten, so Kliesch weiter.

Doch der Altbau macht den Verantwortlichen bei Ameos zu schaffen. Der Aufwand sei hier höher als geplant, sagt Sylvia Ziegler, die Leiterin des Bauprojektmanagements der Bau- und Technik GmbH, einer Tochter der Ameos-Gruppe. Vieles sei erst während der Arbeiten ersichtlich geworden. So mussten beispielsweise Decken erneuert werden, auch die Arbeiten am Dachstuhl sind umfangreicher als angenommen. Das als reines Sanierungsprojekt vorgesehene Gebäude musste sogar teilweise entkernt werden.

Aber nicht nur die Mehrarbeit treibt die Kosten in die Höhe. Auch die zum Teil recht hohen Anforderungen des Denkmalschutzes tragen ihr Scherflein dazu bei. „Denn der denkmalpflegerische Mehraufwand ist bei den Fördermitteln, die wir vom Land bekommen, ja gar nicht mit drin“, erklärt der stellvertretende Krankenhausdirektor Paul Beilke.

Die Forderungen der Denkmalpflege stellen den Bauherren jedoch auch vor zeitliche Probleme. Es komme immer wieder zu Verzögerungen bei der Bauausführung, sagt Sylvia Ziegler. Zum einen fehle es den Firmen wegen des anhaltenden Baubooms in Deutschland an Kapazitäten, zum anderen würden auf die europaweiten Ausschreibungen – gerade wenn es um den speziellen Bereich des Denkmalschutzes geht – gar keine Angebote abgegeben werden, hat sie festgestellt. „Mal sind die fehlenden deutschen Sprachkenntnisse daran schuld, mal fehlt es den Firmen einfach an den geforderten Zertifikaten.“

Vor diesen Hintergründen ärgern Paul Beilke solche Forderungen, die alten Türen, Fenster oder gar Toilettenanlagen zu erhalten beziehungsweise detail- und materialgetreue Nachbauten dafür zu verwenden, umso mehr: „Wir sind hier immer noch eine Klinik und kein touristischer Anlaufpunkt!“

Die Neubau- und Sanierungsarbeiten auf dem Klinikgelände in Haldensleben III haben im Oktober 2014 begonnen. Ein neues Ergo- und Physiotherapiezentrum konnte bereits im Februar dieses Jahres seinen Betrieb aufnehmen. Im nächsten Jahr sollen die Gebäude für die Geronto- und für Akutpsychiatrie fertiggestellt werden. Die Baumaßnahmen haben ein Gesamtvolumen von rund 20 Millionen Euro, wovon Ameos rund 4 Millionen Euro an Eigenmitteln investiert und das Land Sachsen-Anhalt rund 16,5 Millionen Euro als Fördermittel bereitstellt.