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Ausbildung Freie Stellen für Azubis in der Börde

Im Landkreis Börde gibt es noch freie Ausbildungsplätze. Im Interview berichtet Georg Haberlandvon der Agentur für Arbeit über die Chancen.

Von Catharina Köther 21.08.2020, 23:01

Volksstimme: Herr Haberland, erschwert die Corona-Pandemie die Suche nach einem Ausbildungsplatz?

Georg Haberland: Es ist keine einfache Zeit, aber trotz der Corona-Pandemie haben Arbeitgeber bereits gemeldete Ausbildungsstellen nur in sehr geringem Umfang zurückgezogen. Bei der Agentur für Arbeit Magdeburg wurden für den Landkreis Börde in diesem Jahr bisher 923 Ausbildungsplätze gemeldet. Jugendliche haben daher grundsätzlich gute Chancen. Wir stellen in diesem Ausbildungsjahr jedoch fest, dass Bewerbungsprozesse in den Unternehmen länger dauern als üblich, sodass noch nicht allen Jugendlichen eine Zusage zum Beginn einer Ausbildung vorliegt.

Volksstimme: Was raten Sie Jugendlichen, die bisher noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben?

Georg Haberland: Im Juli waren im Landkreis Börde noch 411 bei der Arbeitsagentur gemeldete Ausbildungsstellen unbesetzt. Wer bisher noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, der setzt sich am besten noch zügig mit der Berufsberatung in Verbindung. Am schnellsten geht das über die dafür eingerichtete Hotline der Berufsberatung 0391/257 12 10. Die Berufsberater unterstützen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einer passenden Alternative.

Volksstimme: Wie kann man seine Chancen auf einen Ausbildungsplatz noch weiter erhöhen?

Georg Haberland: Die Region bietet weiterhin viele Branchen mit einer langfristigen Perspektive. Wer sich als Bewerber nicht nur auf wenige Berufsfelder konzentriert und sich den Anforderungen der Unternehmen stellt, erhöht seine Chancen auf einen Ausbildungsplatz noch weiter. Auch die Kammern, beispielsweise die Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammers (HWK), bieten noch Ausbildungsplätze ihrer Mitgliedsbetriebe an. Auch hier lohnt es sich noch für Jugendliche nach Angeboten zu suchen.

Volksstimme: Gibt es aufgrund von Corona dennoch Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Stellen?

Georg Haberland:Der leichte Rückgang gemeldeter Ausbildungsstellen – 27 weniger als noch im Vorjahr – entspricht eher der Entwicklung der letzten Jahre und ist nicht auf die Pandemie zurückzuführen. Jedoch war es in diesem Jahr für einige Unternehmen schwieriger, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen und für Jugendliche mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Übliche Formen der Personalrekrutierung, also beispielsweise Messen, Veranstaltungen in Schulen, Tage der offenen Tür konnten nur eingeschränkt stattfinden.

Volksstimme: Gibt es Berufsgruppen, die von der Corona-Krise profitieren?

Georg Haberland: Auffallend ist, dass Pflegeunternehmen im Landkreis Börde verstärkt im Arbeitgeber-Service neue Ausbildungsstellen als Pflegefachmann/-frau angezeigt haben. Es handelt sich hierbei um die seit diesem Jahr neu gestaltete Pflegeausbildung.

Volksstimme: Wie schätzen Sie die allgemeine Lage ein? Wie werden die Betriebe aufgrund der Corona-Folgen in Zukunft handeln? Werden weiterhin Stellen ausgeschrieben?

Georg Haberland: Es ist immer möglich, dass Unternehmen freie Ausbildungsstellen beim gemeinsamen Arbeitgeber-Service anzeigen. In diesem Jahr sind die Anzeigen bereits zum größten Teil raus, sodass es voraussichtlich nur noch in sehr geringem Umfang weitere Stellenmeldungen für dieses Ausbildungsjahr geben wird. Generell lässt sich zukunftsweisend sagen, dass der Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte sich trotz Corona weiter fortsetzt. Die Investition in die Ausbildung junger Menschen lohnt sich für alle Beteiligten, denn sie ist eine Investition in die Zukunft. Arbeitgeber sind sich dessen bewusst und bilden daher auch weiterhin aus, um ihre zukünftigen Personalbedarfe decken zu können.

Volksstimme: Wie verläuft ein Vorstellungsgespräch zu Corona-Zeiten? Sind persönliche Gespräche und Praktika überhaupt noch möglich?

Georg Haberland:  Unternehmen im Landkreis Börde haben häufig im ersten Schritt telefonische Gespräche mit Bewerbern geführt. Im weiteren Verlauf der Bewerbungsphase wurden dann auch persönliche Gespräche unter Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zum Gesundheitsschutz geführt. Unter anderem hat dieses mehrstufige Verfahren auch Einfluss darauf, dass die Bewerbungsprozesse in diesem Jahr länger dauern als üblich.

Volksstimme: Was raten Sie den Betrieben in Zeiten von Corona?

 

Georg Haberland: Die richtigen Bewerber zu finden, ist besonders jetzt nicht einfach. Der gemeinsame Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Magdeburg unterstützt dabei, passende Auszubildende zu finden. Zudem konnten zum neuen Ausbildungsjahr ab dem 1. August wesentliche Teile des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“ starten, wo vor allem kleine und mittlere Unternehmen durch die Bundesregierung gefördert werden.

Volksstimme: Oft ist zu hören, dass die Corona-Krise den Gemeinsinn stärkt. Ist das Interesse der Jugendlichen an verschiedenen Freiwilligendiensten in letzter Zeit gestiegen?

Georg Haberland: Der größte Teil der gemeldeten Bewerber wird sich auch in diesem Jahr für eine Berufsausbildung entscheiden. Dennoch wird es auch wie in der Vergangenheit einige Jugendliche geben, die sich für einen anderen Weg entscheiden. Dazu gehört beispielsweise das Anstreben eines höheren Schulabschlusses. Andere Jugendliche wiederum nutzen Möglichkeiten für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder andere Freiwilligendienste. Wie viele Jugendliche sich für einen Freiwilligendienst entscheiden, steht jedoch erst zum Ende des Ausbildungsjahres fest.