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Ausstellung Kartenmotive erzählen Geschichte

Postkarten erzählen Flechtinger Geschichte. Zwei Sammler haben sich zusammengetan, um in der Kleinen Galerie ihre Karten zu zeigen.

Von Carina Bosse 20.09.2017, 01:01

Flechtingen l Marita Bullmann aus Döhren und Frank Brummunt aus Flechtingen teilen sich eine Leidenschaft, die für das Sammeln von Ansichtskarten. Das hat die beiden schließlich zusammengeführt, und daraus entstand die Ausstellung „Flechtinger Postkarten von anno dazumal bis heute“.

Am Sonntag erfolgte die Vernissage mit einer Einführungsrede von Marita Bullmann. Seit rund 20 Jahren begann ihre Sammelleidenschaft mit einer alten Ansichtskarte ihres Heimatortes Döhren. Seitdem sammelt sie schwerpunktmäßig Karten aus der Weferlinger und Flechtinger Region.

Erst vor etwa vier Jahren entdeckte Frank Brummunt mit einer alten Luftaufnahme von Flechtingen das Sammeln für sich. Seitdem sucht er im Internet und tauscht mit Sammlern.

Unzählige Motive sind im Laufe von rund zwei Jahrhunderten von und über Flechtingen entstanden, teilweise wurden sogar Familienaufnahmen als Postkarten kreiert und verschickt.

Ein sicher sehr wichtiges Kapitel in diesem Zusammenhang hat Albert Jennrich aufgeschlagen. Marita Bullmann hat in ihrem Bemühen, die Geschichte der Ansichtskarten zu ergründen, herausgefunden, dass sich Albert Jennrich um 1895 mit der Fotografie beschäftigte und später einen Verlag gründete, in dem er selbst Ansichtskarten herausgab. Von Frank Brummunt gibt es einige Originalkarten aus dem Hause Jennrich zu sehen, einige davon tragen sogar eine Namensprägung.

Ein Motiv unter vielen taucht immer wieder auf, die Burg Flechtingen. Aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln rückt sie gemeinsam mit dem See immer wieder in den Fokus des Suchers. Ob vom Kanonenplatz aus als Hintergrund oder vom Ort aus mit dem See davor oder im Rücken, die Burg ist das wohl meist als Ansichtskarte abgelichtetste Motiv aus Flechtingen. Dazu gesellten sich im Laufe der Zeit viele Gebäude und Straßen, aber auch Feste und Ereignisse.

„Hand aufs Herz: Wann haben Sie zum letzten Mal eine Ansichtskarte verschickt“, fragte Marita Bullmann in ihrer Rede zur Eröffnung. Vielleicht im Urlaub? Selbst dabei greifen die Menschen heute vielfach statt zum Stift zum Handy und versenden Grüße per Sprach-Nachrichten.

Beim Schreiben rücken vielleicht noch die Reha-Kliniken südwestlich vom Ortskern in den Fokus. Von ihnen entstanden in den vergangenen Jahren etliche Ansichtskartenmotive, die sicher von den Patienten in den Einrichtungen deutlich mehr verschickt werden als von Flechtingern selbst. Damit senden Auswärtige jedoch auf gegenständlichen, lange haltbaren Karten die Botschaft vom Luftkurort mit allen seinen schönen Ecken in die Welt hin-aus. So eine digitale SMS oder Sprachnachricht verschwindet hingegen ganz schnell wieder.

Bei aller Moderne: Marita Bullmann und Frank Brummunt haben erkannt, wie wichtig es ist, alte Ansichtskarten als historische und kunsthistorische Belege zu bewahren.

Die Besucher der Ausstellungseröffnung jedenfalls haben mit großem Interesse im Postkartenalbum geblättert und die an den Wänden arrangierten Sammlungen betrachtet. Etliche Geschichten sind ihnen dabei wieder eingefallen.

Bis zum 29. Oktober können die Postkartensammlungen jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr angesehen werden. Dann öffnen die Freunde der Kleinen Galerie die Türen des alten Pfarrhauses bei kostenfreiem Eintritt.