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Ausstellung Verein zeigt historische Kostbarkeiten

Der Geschichtsverein Rätzlingen zeigt eine Ausstellung zu Berufen und der Geschichte Rätzlingen. Alte Kostbarkeiten sind zu sehen.

Von Anett Roisch 26.10.2018, 01:01

Rätzlingen l „Die Ausstellung zeigt zum größten Teil Dinge, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben. Vieles davon sind Schenkungen von Rätzlingern“, sagt Ortschronist Günter Riedel, der Vorsitzende des Geschichtsvereins. Er weist darauf hin, dass viele historische Kostbarkeiten aus der DDR-Zeit auch schon im Vorfeld von Hannelore Segeler und Karin Bühnemann zusammengetragen wurden.

„Mit dem Ausstellungstag wollen wir uns bei den vielen Rätzlingern bedanken, die mit ihren Sachspenden aus den Bereichen Landwirtschaft, Handwerk, Haushalt und Medizin zum Gelingen der Präsentation beigetragen haben“, sagte der Vereinsvorsitzende.

Auch Walter Brand zählt zu den Mitgliedern des Geschichtsvereins. Der Schlosser hatte noch einen Handwerkskasten samt Werkzeug für die Ausstellung. „Im Kasten waren Holzwürmer. Ich habe in Barleben jemanden gefunden, der einen Hochtemperaturofen hat und einige hölzerne Gegenstände für uns erhitzte, um den Schädlingen den Garaus zu machen“, verriet Riedel.

Ein Regal füllen die Utensilien der Deutschen Bahn, angefangen von der Mütze eines Lokomotivführers bis zu den Stempeln, die aus dem Rätzlinger Bahnhof stammen.

Zu den Besuchern der Ausstellung gehört auch Ute Warmuth. „Früher habe ich bei der Bahn Fahrkarten verkauft. Ich bin heute immer noch Weichenwärterin“, sagte die Hörsingerin, die aus Rätzlingen stammt. Und auch das Herz ihres Ehemannes Hans-Jürgen Warmuth schlägt für die Bahn. Er war als Stellwerksmeister tätig und verriet, dass die Weichen so gut gestellt waren, dass er seine Liebste durch seinen Bahnerberuf gefunden hatte. „Alle diese Gegenstände aus der Geschichte der Bahn sollten damals weggeschmissen werden. Wir haben das alles mit nach Hause genommen und können es nun in der Ausstellung zeigen“, erklärte Riedel. Er deutete auf ein Modell, das deutlich macht, mit welchen langen Nägeln damals die Schienen befestigt wurden.

Seine Leidenschaft zu den historischen Bahn-Utensilien hat auch seinen Ursprung. Beim Reichsbahnamt in Stendal arbeitete Riedel als Sicherheitsinspektor und Betriebskontrolleur. „Zeitweise habe ich auch den Bahnhof in Rätzlingen geleitet und als Stellwerksmeister gearbeitet“, erinnerte sich der Ortschronist. Später studierte Riedel und ging in die Industrie.

Als ein „Bahnkind“ bezeichnete sich Bernd Himmelmann aus Köln. „Ich bin in Oebisfelde geboren und aufgewachsen. Meine Eltern haben bei der Bahn gearbeitet. Wenn mein Vater Nachtdienst hatte, mussten wir Kinder immer ganz leise sein“, dachte Himmelmann zurück. Der Kölner ist mit den Warmuths befreundet.

Ein Projektionsgerät der Marke Laterna Magica schenkte Otto Heike, der aus Rätzlingen stammt, dem kleinen Heimatmuseum. Die Laterna magica (lateinisch für Zauberlaterne), auch Skioptikon genannt, war vom 17. bis ins 20. Jahrhundert hinein in ganz Europa verbreitet. „Die Lichtquelle war eine Kerze. So konnten Glasbilder bewundert werden“, sagte Riedel und zeigte Bilder vom Gestiefelten Kater. Er erzählte, dass früher im Saal in Rätzlingen auch Stummfilme gezeigt wurden.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Modell eines Grubenhauses aus dem Mittelalter. „Dieses Haus wurde vom Traktoristen Karl-Heinz Buch gefunden“, erzählt Riedel. Buch entdeckte damals die Reste des Hauses beim Aushub einer Grube für einen Melkstand. „Am 14. April 1959 stieß er mit der Baggerschaufel darauf“, berichtet Riedel und nahm das Dach des Modells ab, um Details zu zeigen. Eine Landesarchäologin aus Niedersachsen stellte anhand der Scherbenfunde fest, dass das Haus aus dem 10. Jahrhundert stammt. Gemeinsam mit Lutz Lauenroth hat Riedel das Modell gebaut.

Aber das Grubenhaus ist längst nicht alles, was es in der Ausstellung Spannendes zu entdecken gibt. „So fand Gerhard Grupe 1950 – beim Pflügen mit einem Pferdegespann – einen kleinen Axthammer aus der Jungsteinzeit. Ebenfalls aus der Jungsteinzeit stammte eine Steinaxt, die der in Lockstedt beheimatete Harry Kessler 1964 am Secansgraben in Richtung Miesterhorst entdeckte.

Der Ortschronist betonte, dass der Verein auf Spenden angewiesen ist. „Die Bibliothekarin Annegret Schumann ist jeden Mittwoch von 13 bis 15 Uhr hier. Da kann jeder kommen und sich die Ausstellung ansehen. Vorn steht ein Sparschwein, wenn jemand unsere Arbeit mit einer kleinen Spende würdigen möchte“, erklärte Riedel und versicherte, dass er auch zu Privatführungen in die Ausstellung kommen wird.