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Auszeichnung Neuer "Hirsch von Wegenstedt"

Mit der Medaille "Hirsch von Wegenstedt" wird ehrenamtliches Engagement gewürdigt. Der neue Träger heißt Hartmut Sonnenschein.

Von Anett Roisch 22.05.2017, 01:01

Wegenstedt l „Es wird eine kurze Ansprache“, versichert Hartmut Sonnenschein, Vorsitzender des Bürger- und Heimatvereins, bei der Begrüßung der Gäste zur Feier der Verleihung der Medaille „Hirsch von Wegenstedt“ und zeigt auf seinen kleinen quadratischen Merkzettel mit vier Stichpunkten.

Drauf steht als erstes der „2. Oktober 2016“. Das ist der Tag, an dem die geheime Abstimmung stattfand. Der zweite Stichpunkt „14. Hirsch“, also zum 14. Mal geht die Ehrung an einen engagierten Wegenstedter.

„Begrüßung von Heinz Muschall“ ist der dritte Merkpunkt. Der 89-Jährige ist der älteste Hirsch und sitzt gut gelaunt am Tisch der Ehrengäste. Überaus wichtig auch der vierte Anhaltspunkt „Schnitzel satt“. Damit beschreibt Sonnenschein das Festessen, das es gleich im Anschluss an die Zeremonie geben soll.

„Meine Rede ist nicht ganz so kurz“, gesteht Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU). „Wir essen hier in Wegenstedt pünktlich um 19 Uhr“, mahnt ein Herr im Publikum – also in vier Minuten. Unbeeindruckt beginnt Schliephake die Laudatio die auf sieben A4-Blättern steht.

Der Bürgermeister hebt die Vielfalt vom gesellschaftlichen Engagement, das der kleine Ort zu bieten hat und den persönlichen Einsatz der Menschen, die etwas bewegen, hervor. „Man könnte es vergleichen mit einer Großfamilie – bestehend aus mehreren Generationen, die alle auf eigene Weise zum Gelingen eines angenehmen Miteinanders beitragen“, schildert er.

Als Beispiele für ein harmonisches Zusammenspiel zählte der Gemeindechef die Kindertagesstätte, die Grundschule, die Kirchgemeinde, die Feuerwehr und die vielen Vereine mit ihren unterschiedlichen Freizeitangeboten, die Arbeit der Jugendklubs sowie die Aktivitäten der Seniorengruppen auf.

„Um so manches Projekt zu ermöglichen, sind die ortsansässigen Betriebe eine unerlässliche Hilfe. Denn das schönste Vorhaben lässt sich ohne materielle und finanzielle Unterstützung nicht realisieren“, weiß er und dankt allen Beteiligten.

Eine dieser Initiativen war 2016 das Vordach des Bürgerhauses, das instandgesetzt wurde. Die finanziellen Mittel stellten die Jagdgenossenschaft Wegenstedt und die Gemeinde Calvörde bereit. Die Ausführung der Arbeiten erfolgte durch Wegenstedter Bürger. Ein weiteres Projekt dieser Art ist auch für 2017 geplant.

Die Vorbereitungen haben schon begonnen. Vorgesehen ist eine Verbesserung der Wärmeisolierung im Sportraum des Sportclubs Wegenstedt für die die Gemeinde die Materialkosten übernimmt. „Die Mitglieder des Vereins erklärten ihre Bereitschaft für die freiwilligen Arbeitsleistungen und stehen schon in den Startlöchern“, blickt Schliephake voraus.

Nun wird es spannend. Die Verleihung der Hirsch-Medaille beginnt. „Es geht um eine Person, der es am Herzen liegt, in ihrem Ort das Zusammenleben mitzugestalten, mitzuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Seit über zehn Jahren ohne Unterbrechung ist diese Person Mitglied des Gemeinderates und darüber hinaus in mehreren Ausschüssen tätig“, beschreibt Schliephake.

Außerdem leitete diese Person mehrere Jahre lang die Feuerwehr und ist Mitglied im Vorstand des Feuerwehrvereins. Wohl jedem Anwesenden ist klar, dass es Hartmut Sonnenschein ist, dem die Ehre gebührt. Eine der größten Herausforderungen in der Vereinsarbeit bewältigt er als Vorsitzender im Bürger- und Heimatverein, der der Dachverein für alle anderen Wegenstedter Vereine ist.

Außerdem arbeitet Sonnenschein an der heimatlichen Forschung mit. Seit 1987 ist er Mitglied der Chronikkommission. In den drei Jahrzehnten trug er zu einem reichen Fundus an historischen Ereignissen bei. Um sich körperlich fit zu halten, trainiert er als Mitglied im Sportverein Fortuna. Mit seinen musikalischen Fähigkeiten unterstützt er seit seinem 13. Lebensjahr die Blaskapelle Wegenstedt.

„Bleibt da überhaupt noch freie Zeit für dich persönlich?“, fragt Schliephake, überreicht die Medaille und betont: „Wir alle zollen dir Respekt und Anerkennung.“ Sonnenschein bedankt sich, deutet auf die Jugend und erklärt seine Hoffnung: „Ihr seid die Hirsche von morgen.“

Seinen Blumenstrauß reicht er an seine Frau Irina weiter und bedankt sich für ihre Unterstützung und für ihr Verständnis. Lobende Worte hat er für seine Freunde, Ronny Reinecke und Hans-Peter Röhl. „Ihr seid immer zur Stelle, wenn ich euch brauche und auch, wenn ich euch nicht brauche“, sagt der neu ernannte „Hirsch“ schmunzelnd.

Einen zweiten Blumenstrauß bekommt Ewald Koch, der stets hilfsbereit ist und außerdem alle Geschehnisse im Ort mit der Kamera festhält. Auch an diesem Abend zeigt Koch nach dem großen Schnitzelessen wieder Aufnahmen, auf denen sich viele Wegenstedter wiedererkennen.