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B 245 n Ortsumgehung rückt näher

In das Haldensleber Millionenprojekt "Ortsumgehung B 245 n" kommt wieder Bewegung. Zuletzt hatte die Feldlerche für Verzögerungen gesorgt.

Von Julia Schneider 04.12.2019, 00:01

Haldensleben l Die Feldlerche ist ein relativ kleiner Vogel – in Haldensleben hatte er aber große Auswirkungen auf ein mächtiges Bauprojekt. Fast ein Jahr verzögerten sich die Planungen für die angedachte Ortsumgehung B 245 n nämlich, weil auf dem Areal, auf dem sie gebaut werden soll, neun Lerchen-Brutpaare entdeckt worden waren. Von der Oberen Naturschutzbehörde wurde die Stadt deshalb beauflagt, rund 40 Hektar Ersatzfläche für eine Ansiedlung des Vogels vorzuweisen.

Weil weder die Stadt, noch das Land oder der Bund eigene Flächen in der Größenordnung und mit der entsprechenden Eignung besitzt, musste mit Landwirten verhandelt werden. Dieser Schritt ist nun fast abgeschlossen. „Die letzten Verhandlungen dazu laufen gerade“, erläutert Haldenslebens Bauamtsleiter Holger Waldmann. Und wie geht es dann weiter?

Wie Holger Waldmann erklärt, können nun endlich die Unterlagen für den Abschluss des Planfeststellungsverfahrens zusammengestellt werden. Sie werden zunächst nach Halle geschickt, wo sie von einem Planfeststellungskommissar gesichtet werden. Anschließend bereitet das Landesverwaltungsamt als zuständige Behörde den Planfeststellungsbeschluss vor. Mit Abschluss des Planfeststellungsverfahrens wird der endgültige Trassenverlauf genehmigt und Kompensationsmaßnahmen für den Eingriff in Natur und Landschaft festgelegt. Erst mit dem Planfeststellungsbeschluss entsteht das nötige Baurecht – auf seiner Basis kann dann also mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Bauamtsleiter Holger Waldmann äußerte die begründete Hoffnung, dass besagter Beschluss im kommenden Jahr rechtskräftig werde und der Bund dann auch zügig die nötigen Mittel für den Bau der Ortsumgehung bereitstelle. Zu einer Prognose, wann es mit dem Bau der Ortsumgehung B 245 n nun wirklich losgehen soll, lässt sich Bauamtsleiter Holger Waldmann aber trotzdem nicht hinreißen.

Zu oft verzögerte sich das Vorhaben nämlich schon aus den verschiedensten Gründen. Die Stadt Haldensleben beschäftigt sich schon seit Mitte der 1990er Jahre mit der Ortsumgehung. Ihr Bau wird gemeinsam mit dem Bund, dem Land und der Deutschen Bahn realisiert. Denn im Zuge der Ortsumgehung sollen auch drei Bahnübergänge in der Stadt geschlossen werden. Das betrifft die Bahnübergänge Hagenstraße, Töberheide und Althaldensleber Straße. Während der Übergang Töberheide eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger erhalten soll, soll die Hagenstraße einen Tunnel erhalten und so passierbar bleiben. In der Nähe des Bahnübergangs Althaldensleber Straße wird eine Brückenlösung für den Neubau der Ortsumgehung B 245 n über die Bahngleise realisiert.

Zunächst sollte dieser Tunnel ebenfalls nur für Fahrradfahrer, Fußgänger und Rettungsfahrzeuge zugänglich sein. Anwohner und Gewerbetreibende liefen aber gegen diese Idee Sturm – einerseits, weil das die hohe Verkehrsbelastung in der Innenstadt nicht beenden würde, andererseits aber vor allem, weil sie fürchteten, durch den nicht durchfahrbaren Tunnel „abgeschnitten“ zu werden. Das brachte die erste Verzögerung des Bauvorhabens mit sich, denn die Maßnahme musste noch einmal umgeplant werden. Nun soll der Tunnel auch für Autos und Busse passierbar sein.

Eine weitere Verzögerung hatte es durch die Erweiterung der IFA Group im Haldensleber Gewerbegebiet gegeben. Durch den Neubau einer Werkshalle musste der Trassenverlauf noch einmal geändert werden. Zunächst sollte die Ortsumgehung nämlich an der Gerikestraße enden, nun wird sie über die ehemalige Kanonenbahn bis zur B 71 führen. Das führte zu einer Neuauslegung der Pläne, in deren Folge die Obere Naturschutzbehörde eine sogenannte avifaunische Untersuchung für die gesamte Trasse forderte. Bei dieser Erfassung der gesamten Brutvogelpopulation wurde die Feldlerche entdeckt.

Dem letzten Planungsstand von 2015 zufolge belaufen sich die Kosten für die gesamte sogenannte Kreuzungsmaßnahme auf rund 28,5 Millionen Euro. Davon zahlen der Bund und die Bahn die Hauptanteile. Laut Holger Waldmann betrage der Anteil der Stadt etwa 4,3 Millionen Euro – davon kreuzungsbedingt 2,1 Millionen Euro und nicht kreuzungsbedingt (Tunnelerweiterung am Bahnübergang Hagenstraße und Radweg B 245 n außerörtlich) 2,2 Millionen Euro. Laut Bauamtsleiter werden die Kosten im weiteren Planungsprozess aktualisiert. Die Stadt Haldensleben hat übrigens jährlich Summen für die Ortsumgehung in ihren Etat eingestellt. Sie dienten dem stetigen Fortführen der Planungen.