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Bahnübergang Haldenslebens Sorgenschranke

Der Bahnübergang Hagenstraße in Haldensleben treibt Verkehrsteilnehmer in den Wahnsinn. Die Schranken sind regelmäßig defekt.

Von Julia Schneider 15.11.2019, 00:01

Haldensleben l „Schranke wieder mal kaputt. Ging nicht auf. Haben sie dann hoch gehalten, damit man passieren konnte“, schreibt Nutzerin „Ja Nine“ Anfang der Woche in der Facebook-Gruppe „Informationsaustausch in und um Haldensleben“. Unter ihrem Beitrag machen sich die Hadensleber teilweise lustig über die unendliche Schrankengeschichte, die es in Haldensleben gibt. Am Bahnübergang zur Hagenstraße sind nämlich regelmäßig Schranken kaputt. Einige Internet-Nutzer frustriert das aber auch richtig.

„Geht gar nicht. Ob man da nicht endlich mal Geld in die Hand nehmen kann, um eine vernünftige Lösung zu finden und auch umzusetzen?“, schreibt beispielsweise Manuela W. „Nicht schon wieder. Schlaflose Nächte vorprogrammiert“, heißt es von Daniel P. Sein Kommentar zielt auf die Signale ab, die die Züge geben, bevor sie den Bahnübergang passieren. Solange die Schranken defekt sind, „hupen“ die Zugführer laut, um Verkehrsteilnehmer auf sich aufmerksam zu machen. Das ist in allen Windrichtungen der Stadt zu hören und bringt die unmittelbaren Anwohner um den Schlaf.

Doch was hat es mit den Schrankenbäumen an der Hagenstraße auf sich – warum scheinen sie überdimensional oft kaputt zu sein?

Während es 2016, 2017 und 2018 jeweils einen Unfallschaden an besagter Schrankenanlage gegeben habe, sei das in diesem Jahr schon viermal passiert, gibt Matthias Lütkemüller, Pressesprecher des Haldensleber Polizeireviers Börde, Auskunft. Bahnübergänge mit vergleichbaren Bedingungen seien nicht so auffällig, ordnet diese Zahlen Jörg Bönisch, Pressesprecher der Deutschen Bahn für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, ein. Die beiden Männer machen übereinstimmende Aussagen: Einen erkennbaren Grund, warum es an den Schranken zur Hagenstraße öfter kracht als anderswo, gibt es nicht. „Die Fahrzeugführer fahren einfach bei sich schon schließenden Schranken über den Bahnübergang und denken, sie schaffen es noch“, bringt es Matthias Lütkemüller auf den Punkt.

Eine Besonderheit des besagten Bahndamms sei höchstens, dass dort ein höheres Verkehrsaufkommen herrsche, als an anderen Übergängen. Obwohl es in diesem Jahr Sperrungen in der Stadt gegeben hat, sei der Weg über den Bahndamm aber keine offizielle Umleitungsstrecke gewesen. Laut Lütkemüller komme daher auch dies nicht als Grund für mehr Unfälle in Frage.

Vor allem seien es Lkw, die die Schranke touchieren, sagt die Polizei. So war beispielsweise schon im Juni ein Lastwagen gegen eine der Schranken gefahren, die daraufhin ausgetauscht werden musste. Am 15. August wiederholte sich das Szenario und dann erneut am 30. September und am 22. Oktober.

Ausbaden muss die Unfälle am Ende die Deutsche Bahn. Denn sie schickt im Falle einer Beschädigung nicht nur Fachleute für die Reparatur, sondern auch Bahn-Mitarbeiter, die bis zur Behebung des Defekts den Bahnübergang sichern. Deshalb tummeln sich nach einem Schranken-Unfall schon mal acht bis zwölf Bahn-Bedienstete am Übergang Hagenstraße. Auch Anfang der Woche, seit 11. November, bot sich wieder solch ein Bild, denn es gab eine Störung an der Schrankenanlage. Weil ein Drahtseil direkt unterhalb der Straße gebrochen war, war laut Bahn eine aufwändige Reparatur nötig. Seit Mittwochnachmittag, 13. November, läuft aber alles wieder rund am Bahnübergang Hagenstraße. Die Frage ist allerdings, wie lange.

Die Deutsche Bahn tut nach eigener Aussage viel, um Unfälle an Schrankenanlagen zu verhindern. Während nämlich in Haldensleben oft nur die Schranken selbst die „Leidtragenden“ sind, gibt es in jedem Jahr mitunter auch Verkehrsunfälle mit Toten an Bahnübergängen.

Seit 1950 hat die Bahn den Bestand an Bahnübergängen in ihrem Netz deshalb mehr als halbiert. Aktuell gibt es deutschlandweit noch 16.541 Bahnübergänge, 1193 davon liegen in Sachsen-Anhalt. Laut Statistik gab es beispielsweise im Jahr 2017 ganze vier Unfälle an Schrankenanlagen im Bundesland. So viele, wie es in diesem Jahr allein in Haldensleben sind – bisher jedenfalls. Polizei und Deutsche Bahn können Verkehrsteilnehmer nur dazu ermahnen, sich korrekt zu verhalten. Nur so bleibe Haldenslebens „Sorgenschranke“ künftig von Unfällen verschont.