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Bilanz Herberge zwischen Freud und Leid

Die Haldensleber Jugendherberge kann mit gestiegenen Übernachtungszahlen im Jahr 2017 glänzen. Doch das Personal arbeitet am Limit.

Von Juliane Just 23.01.2018, 00:01

Haldensleben l Die Haldensleber Jugendherberge hat ein erfolgreiches, aber auch schwieriges Jahr hinter sich. Mit 7322 Übernachtungen stellte die Einrichtung einen neuen Besucherrekord auf. Grund zur Freude für das Team, aber auch Grund für das Eingeständnis: Es geht so nicht mehr weiter.

„Das neue Konzept kommt an und wir freuen uns über den Rekord 2017“, resümiert Ingolf Zander, Leiter der Jugendherberge. „Doch der Preis, den wir für diesen Erfolg gezahlt haben, ist immens.“ Das siebenköpfige Team der Einrichtung kämpft mit personellen Problemen. Ausfälle, Demotivation, Überforderung – laut dem Herbergsvater waren die vergangenen beiden Jahre nicht leicht für die Mitarbeiter.

Die Gäste der Herberge waren trotzdem zufrieden. Sie lobten die gepflegte Einrichtung, das angebotene Programm und das hausgemachte Essen – doch hinter den Kulissen brodelte es. „Die Köchin fiel für längere Zeit aus. Das Essen musste bestellt werden. So etwas merken die Gäste“, sagt Ingolf Zander. Er lobt den guten Zusammenhalt im Team, das die Freizeit anderer in ihre Hand nimmt. „Wir hätten gern mit einer besseren Leistung überzeugt“, so der Haldensleber Herbergsvater.

Hat die Herberge im Jahr 2010 noch Gäste aus der unmittelbaren Umgebung angezogen, konnte der Radius inzwischen auf Berlin, Leipzig und Hannover ausgeweitet werden. Da die Herberge keine Werbung macht, funktioniert die Vermarktung vor allem über die Mundpropaganda zufriedener Gäste. Die 60 Betten seien in der Saison von März bis Oktober gut gefüllt gewesen. „Im Mai und Juni hatten wir durchschnittlich 1200 Übernachtungen pro Monat“, berichtet Zander. „Für das Team ist das die anstrengendste Zeit. Es ist ein einziges Kommen und Gehen in der Herberge.“

Das Jahr 2017 war für die Einrichtung nicht nur ein Rekord, sondern auch ein Jubiläumsjahr: 90 Jahre existiert die Herberge bereits. Damit ist sie die älteste ihrer Art in Sachsen-Anhalt – und trotzdem ein moderner Komplex.

Dass die Haldensleber ihre Jugendherberge durchaus zu schätzen wissen, zeigten sie im März. Die Bürgerinitiative „Brennpunkt Haldensleben“ griff für einen Arbeitseinsatz auf dem großen Außengelände zu Spaten, Harke und Hammer. „Ich war begeistert“, sagt der Herbergsvater. „Es ist schön, wenn von den Bürgern etwas zurückkommt.“ Denn die Jugendherberge gehört der Stadt Haldensleben und damit auch den Einwohnern.

Einen erneuten Rekord an Übernachtungen strebt Ingolf Zander für das Jahr 2018 nicht an. Dafür wird es neue Angebote geben. So steht der Herbergsvater mit dem Naturschutzbund in Verbindung, um einen Programmpunkt zur Rückkehr der Wölfe zu entwickeln. Außerdem will sich die Herberge Periskope zulegen, um bei Paddeltouren auf der Ohre auch den Gewässergrund erforschen zu können. Vor allem für Grundschul- klassen bieten sich die Ausflüge an.

Doch nicht nur pädagogisch, auch kreativ soll die Gegend erkundet werden. Ein Fotografiekurs soll in Zusammenarbeit mit einem Bundesfreiwilligen, der in diesem Jahr zum Team hinzukommt, entstehen. So können die Besucher Haldensleben erkunden – auf der Suche nach dem besten Motiv.

„Wir konzentrieren uns auch 2018 auf unsere Leistung und die Kundenzufriedenheit“, sagt der Herbergsvater. Dazu gehöre auch, den Kopf freizumachen und neue Angebote zu schaffen. Der Blick des Teams richtet sich nach vorn: „Noch ein Jahr auf diesem Level schaffen wir nicht. Wir wollen aber irgendwann positiv auf die Jahre zurückblicken.“