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Biogasanlage Den Satuellern stinkt’s immer mehr

Für die Biogasanlage in Satuelle soll der Bebaungsplan geändert werden. Doch das stößt bei den Satuellern auf Widerstand.

Von Jens Kusian 17.10.2020, 01:01

Satuelle/Haldensleben l Im wahrsten Sinne des Wortes: Die Satueller sind stinkig. Zum einen auf den Betreiber der Biogasanlage am Ortseingang aus Richtung Haldensleben, zum anderen aber – und das wohl noch weitaus mehr – auf das Landesverwaltungsamt. Das ist auf der Ortschaftsratssitzung in Satuelle am Mittwochabend deutlich geworden.

Dort hat der aktuelle Anlagenbetreiber, die Balance Erneuerbare Energien GmbH, seine Änderung des bestehenden Bebauungsplanes vorgestellt. Damit soll unter anderem die rechtliche Voraussetzung für ein neues Verkehrswegekonzept auf dem Gelände der Anlage geschaffen werden. „Wir wollen die Zufahrt in Richtung Tierheim verlegen und auf dem Gelände zwei neue Waagen bauen. Dadurch verlagern wir den Anlieferungsverkehr auf unsere Gelände, so dass die Straße vor der Anlage frei bleibt“, erklärt dazu Stephan Nowack, der Betriebsleiter der Satueller Anlage.

Damit stößt er bei den gebeutelten Dorfbewohnern auf offene Ohren. Denn die haben so ihre Probleme mit der Anlage. So kommt es beispielsweise immer wieder zu Behinderungen auf der Straße, wenn mehrere Fahrzeuge die Anlage beliefern. Ein Rückstau ist dann die Folge, Überholmöglichkeiten gibt es nicht. Diese Situation möchte der Betreiber mit der neuen Verkehrsführung künftig ausschließen.

Doch die Latte der Vorwürfe ist weitaus länger. Die Satueller bemängeln, dass die Ladungssicherung zum Teil nicht eingehalten werde, dass die Fahrer viel zu schnell im Dorf unterwegs seien und teilweise das Handy während der Fahrt benutzen würden. Zudem fühlen sich die Satueller aufgrund des höheren Verkehrsaufkommen einer hohen Lärm- und Abgasbelästigung ausgesetzt.

Stephan Nowack versichert, dass schon jetzt auf Ladungssicherung und Geschwindigkeit geachtet werde. „Mit unseren Dienstleistern ist das schriftlich vereinbart worden. Sie haben für die Sicherung zu sorgen und sollen nur mit Tempo 30 durch Satuelle fahren. Wird das nicht eingehalten, kommt es zu Kürzungen bei den Bezügen.“ Kaum Handhabe gebe es dagegen bei den Anlieferern, mit denen es keinen solchen Dienstleistungsvertrag gibt. „Da können wir nur darauf hinweisen, aber keine Sanktionen aussprechen“, so Nowack weiter.

Er sagt jedoch zu, künftig stärker zu kontrollieren und bittet auch die Satueller um Mithilfe. „Wenn Sie so etwas bemerken, rufen Sie mich bitte an. Dann kann ich das klären“, bietet er an. Ebenso möchte er helfen, wenn es zu Geruchsbelästigungen kommt. „Ich kann zwar ausschließen, da sie von unserer Anlage ausgehen. Aber ich werde mich darum kümmern“, versichert er.

Eine Vergrößerung der Anlage, so Nowack weiter, steht mit der Änderung des Bebaunngsplanes nicht im Raum. „Wir sind an unserer Kapazitätsgrenze, mehr geht nicht“, sagt er. Lediglich die genehmigte Kapazität soll im Plan schriftlich fixiert werden. Die hat bei Betriebsaufnahme bei 55.000 Tonnen pro Jahr gelegen, ist auch so im gültigen Bebauungsplan festgeschrieben. Gegen eine Erhöhung hatten sich sowohl der Ortschaftsrat Satuelle als auch der Stadtrat Haldensleben ausgesprochen. Allerdings hat es seit der Inbetriebnahme im Jahr 2011 mehrere Betreiberwechsel gegeben. Und in der Zwischenzeit ist die Kapazität am Ortschafts- und am Stadtrat vorbei zunächst auf 72.500 Tonnen, dann im Jahr 2016 auf nun aktuell 101.000 Tonnen erhöht worden. Die Genehmigung dazu hat das Landesverwaltungsamt erteilt. „Es ist eine Frechheit, dass hier einfach über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde“, meint Ortschaftsrätin Hannerose Rehwald wütend. Die anderen Ratsmitglieder sehen das ähnlich. Da aber die höhere Kapazität bereits genehmigt ist, solle diese nun im neuen Plan festgeschrieben werden, wünscht der Betreiber.

Ebenso die Möglichkeit, Gülle einzusetzen. Davon werde aktuell und auch in naher Zukunft kein Gebrauch gemacht, da die Technik noch nicht soweit sei, heißt es vom aktuellen Betreiber. Doch die Möglichkeit sollte im Plan schriftlich fixiert werden. Und auch die Errichtung eines Blockheizkraftwerks soll mit der Planänderung ermöglicht werden. Das Kraftwerk soll jedoch lediglich zur Stromversorgung der Anlage selbst dienen.

Der Ortsrat Satuelle kann sich aber nur mit der Änderung des Verkehrswegekonzepts anfreunden. Dementsprechend hat er einen Änderungsantrag beschlossen, wonach nur dieser eine Punkt in den neuen Bebauungsplan aufgenommen werden sollte. Alle anderen Punkte sollen dagegen entfallen.

Zuvor hat auch der Bauausschuss des Stadtrat zu dem Thema getagt. Er hat der Planänderung jedoch in vollem Umfang zugestimmt mit zwei Ja-Stimmen und einer Gegenstimme bei drei Enthaltungen. Letztlich muss aber der Stadtrat eine Entscheidung darüber treffen.