1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Drömling soll die Regionalmarke werden

Biosphärenreservat Drömling soll die Regionalmarke werden

Naturparkleiter Fred Braumann hat das geplante Biosphärenreservat Drömling öffentlich vorgestellt. Diskutiert wurde auch das Für und Wider.

Von Anett Roisch 13.05.2016, 01:01

Berenbrock l Auf Initiative der Gemeinde Calvörde kam am Mittwochabend Naturparkleiter Fred Braumann ins Berenbrocker Dorfgemeinschaftshaus. Er freute sich, dass 26 interessierte Bewohner der Einladung gefolgt waren. Braumann schilderte den jahrelangen Werdegang des Naturparks zum länderübergreifenden Biosphärenreservat. Er warb besonders mit den positiven Auswirkungen in Sachen Tourismus, guten Argumenten bei Förderanträgen und der Chance auf eine höhere Wertschätzung der Region. Alle Umfragen in bereits bestehenden Biosphärenreservaten würden das nämlich bestätigen.

„Den Status eines Unesco-Biosphärenreservats bekommt nur, wer etwas Einzigartiges vorweisen kann“, betonte Braumann. Im Falle des Drömlings sind es die 2000 Kilometer Wasserläufe. Und zum anderen gibt es noch 250 funktionierende Stauanlagen in einem System, mit dem das Land der 1000 Gräben be- und entwässert wird, erläuterte Fred Braumann.

Der vorhandene Naturpark und die bereits geschützten Flächen im niedersächsischen Drömling reichen aus, um als Biosphärenreservat anerkannt zu werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Ortslagen mit in die Entwicklungszone zu nehmen. Die Entscheidung, ob die Ortslagen ins Gebiet genommen werden, treffen die Gemeinden.

Mit ins Biosphärenreservat soll das Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Gebiet Klüdener Pax-Wanneweh. „Warum wir das wollen? Es gibt dort erheblichen Probleme in Sachen des Naturschutzes. Es existiert dort zwar ein Pflege- und Entwicklungsplan, der ist aber seit 1997 nicht umgesetzt worden. Da gibt es also Wünsche auch von den Landnutzern und den Gewässerunterhaltungspflichtigen, dass wir uns um die veralteten Teichgräben und um die vergammelten Stauanlagen kümmern“, erklärte der Parkleiter.

Der Antrag auf Anerkennung als Biosphärenreservat wird im Übrigen nur gestellt, wenn die Kommunen eine positive Stellungnahme dazu abgeben, wies Braumann hin. Hubertus Nitzschke (FUWG), Mitglied des Gemeinderates, erklärte: „Die Bürger in Elsebeck und Berenbrock haben Angst, dass sie jetzt das Biosphärenreservat übergestülpt bekommen. Welche Auswirkungen hat das Landschaftsschutzgebiet auf uns?“ Braumann dazu: „Die Grenzen der verschiedenen Zonen liegen im Ermessen der Gemeinde. Es gibt auf den Flächen bei Elsebeck und Berenbrock keinen Schutzstatus. In der Biosphärenreservatsverordnung gibt es keine neuen Gebote und Verbote“, erklärte Braumann. Das werde bereits alles über die Landschaftsschutzgebiet-Verordnung geregelt.

Jörg Franke aus Elsebeck wollte wissen, welche Vor- und Nachteile es für die Landwirte gibt. Er befürchtet, dass er nicht mehr alle Flächen nach seinen Vorstellungen bewirtschaften kann. Noch einmal versprach Braumann, dass niemand, auch nicht die Landwirte, mit strengeren Auflagen rechnen müssten. In einem Eckpunktepapier haben die Beteiligten, von den Landwirten über die Kommunen bis zur Naturparkverwaltung, ihre Forderungen zusammengetragen.

Heinrich Aderholz aus Zobbenitz sieht in Sachen Tourismus künftig keinen Erfolg: „Die jungen Leute sind alle wegen ihrer Arbeit in den Westen gegangen. Nur wir alten sind hier geblieben Die Gäste aus Niedersachsen kommen mit dem Bus in den Drömling und fahren abends wieder nach Hause.“

Ganz energisch widersprach der Parkleiter: „Tourismus ist ein boomender Wirtschaftszweig – gerade in solchen Landschaften. Ich weiß, dass die Region davon profitiert.“ Als Beispiel nannte Braumann die Gastwirtschaft und das Gästehaus in Piplockenburg. “Das hat sich durch das Angebot der Naturparkverwaltung so entwickelt. Warum soll das nicht auch in Mieste oder an anderen Orten funktionieren? Der Drömling soll eine Regionalmarke werden.“

Aderholz schlug vor, das Biosphärenreservat bis vor die Tore von Haldensleben zu vergrößern, damit das Grundwasser der Region vor der Überdüngung mit Nitrat geschützt werden kann. Modellprojekte könnten – nach Braumanns Ansicht – Landwirtschaft und Wasserwerke an einen Tisch bringen.

Werner Kleische aus Calvörde befürchtet als Landbesitzer, dass die Grundstücke im Biosphärenreservat an Wert verlieren. „Welcher Landwirt will zum Beispiel Land kaufen, welches im Biosphärenreservat liegt?“, fragte er. Braumann betonte, dass es auf den meisten Flächen in der Calvörder Region keinen Wertverlust geben wird. „Das ist nur im Naturschutzgebiet so, da gibt es Einschränkungen. Da kann man das Land nicht mehr zum einstigen Preis verkaufen“, gestand Braumann und meinte: „Aber jeder Quadratmeter, der hier frei werden würde, der wird auch gekauft.“

Volker Preetz aus Elsebeck hakte noch mal nach: „Die Bürger in den Orten Berenbrock und Elsebeck müssen jetzt nicht damit rechnen, dass sie öfter die Keller voller Wasser zu stehen haben. Ich kann auch nach wie vor mein Gras mähen, wann ich es möchte?“ Braumann dazu: „Wer sich die Karte anguckt, sieht, dass es dort keine neuen Schutzbestimmungen gibt.“ Gemeinderat Gerhard Reinecke (CDU) aus Wegenstedt sieht mit dem Biosphärenreservat eine große Chance für die Entwicklung vom sanften Tourismus, auch in Bezug auf die Gewinnung von Fördermitteln. „Gibt es in Niedersachsen ähnliche Interessen zum Tourismus?“ Braumann berichtete, dass es einige Mitstreiter in den verschiedenen Arbeitsgruppen aus Niedersachsen gibt.

Helmut Mewes, Leiter der Chronikkommission in der Geschichtswerkstatt in Wegenstedt, zog einen Bogen von der Entstehung des Grabensystems bis in die heutige Zeit. Daraus schlussfolgerte er, dass das Vorhaben nur gelingen kann, wenn es die Akzeptanz der Bevölkerung und im Besonderen der Landwirte gibt.

„Der Drömling ist so eine schöne Landschaft. Wir haben in den letzten 25 Jahren viel gemacht. Das wollen wir allen Leuten zeigen“, beschrieb Braumann seinen persönlichen Ehrgeiz. Emil Scherff, Landwirt in Calvörde, entgegnete: „Wer nicht betroffen ist, kann gut reden. Fakt ist, dass die Flächen im Drömling an Wert verloren haben.“ Er wies darauf hin, dass der Weg von Calvörde entlang der Ohre zur Drömlingsstation so schlecht sei, dass er keinem Touristen anzubieten ist. „Bis dieser Weg ausgebaut wird, dauert es sicher noch einige Jahre“, bedauert Braumann. „Die Wegeproblematik ist in allen Ortsteilen schwierig. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, in Sachen Biosphärenreservat ein Stück weiter zu kommen“, sagte Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU). Er fasste zusammen, dass das Landschaftsschutzgebiet ohnehin da sei. „Sicher gibt es Nachteile für die Betroffenen. Aber es gibt keine Veränderungen der Gebiete mit Schutzstatus. Es gibt keine Veränderung der Siedlungsstruktur. Es ist eine Chance, um den Bekanntheitsgrad zu verbessern. Das Miteinander von Mensch und Natur ist wichtig – also kein Naturschutz hinter verschlossener Tür“, so Schliephake.

Das komplette Eckpunktepapier ist unter www.naturpark-droemling.de im Internet zu finden.