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Corona-Hotline Wenn Soldaten Telefondienst haben

Telefon statt Gewehr heißt es für Patrick Kleinau und Paul Schmidt. Die Oberstabsgefreiten helfen bei der Corona-Hotline der Börde aus.

Von Jasmin Teut 02.12.2020, 00:01

Haldensleben l „Die Verbraucher haben sehr viele Fragen und die müssen wir abfangen“, erklärt Rüdiger Mages, Leiter des Amtes für Gesundheit und Verbraucherschutz. Weil es ein so hohes Aufkommen an Anrufen gebe, habe das Personal nicht mehr ausgereicht. So trat Mages in Kontakt mit dem Landeskommando der Bundeswehr. Vier Soldaten wurden dazu berufen, die Mitarbeiter in der Börde zu unterstützen.

Patrick Kleinau ist einer von ihnen. Seit dem 6. Oktober ist er schon mit im Team und nimmt circa 50 bis 60 Anrufe am Tag entgegen. „Die Arbeit hier ist mal etwas anderes“, sagt Kleinau. Sonst würde man selbst immer bei Hotlines anrufen und jetzt lerne man auch einmal die andere Seite der Telefonleitung kennen. Die Aufgabe der Soldaten im „First Level“ ist klar definiert. Anruf annehmen, protokollieren und weitergeben. Das heißt, dass sie die Kontaktdaten des Anrufers aufnehmen und das Anliegen so präzise wie möglich notieren. Fragen beantworten sie selbst beim Telefonat nicht. Darum kümmert sich dann das sogenannte „Second Level“. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes bearbeiten die ausgefüllten Formulare der Soldaten. Innerhalb von 24 Stunden wird der Anrufer von ihnen zurückgerufen und bekommt dann eine Antwort auf seine Frage.

Geht es allerdings um spezifisch medizinische Fragen, sortieren Patrick Kleinau und Paul Franz Schmidt die Bögen in das nächsthöhere „Third Level“. Um diese Fälle kümmern sich dann Ärzte und medizinisches Hilfspersonal, erklärt Rüdiger Mages. Die Soldaten müssen allerdings immer auf dem neuesten Stand sein, um den Anrufern helfen zu können. „Sobald es eine neue Verordnung gibt, schauen wir natürlich darüber, um informiert zu sein“, erklärt Paul Franz Schmidt.

Der Telefondienst wird oftmals unterschätzt. „Man ist meist mehr kaputt als wenn man den ganzen Tag durch den Wald marschiert“, sagt Schmidt. Dennoch mache es ihm sehr viel Spaß, gerade auch, weil man den Menschen helfen kann. Doch nicht immer laufen die Gespräche am Telefon problemlos ab, wissen die beiden Soldaten aus ihrer bisherigen Erfahrung. Einige, die anrufen, seien sehr beunruhigt. Dann müssen sie mit etwas Feingefühl reagieren und versuchen, die besorgten Menschen zu beruhigen. Hysterische oder aufbrausende Anrufe habe es auch schon gegeben, doch die seien eher die Ausnahme.

Allerdings werden die Soldaten nicht nur für den Dienst am Hörer eingesetzt. An manchen Tagen bekommen sie auch einen Außeneinsatz. In Schulen oder Pflegeeinrichtungen besteht ihre Aufgabe darin, Abstriche für einen Corona-Test zu nehmen.

Wie lange Paul Franz Schmidt, Patrick Kleinau und ihre Kollegen noch im Landkreis eingesetzt bleiben, wissen sie noch nicht genau. Für Paul Franz Schmidt ist jedoch eins klar: Auch wenn er für so außergewöhnliche Einsätze wie dem Telefondienst bei der Corona-Hotline eingeteilt wird, sein Traumberuf ist und bleibt Soldat und er würde nie etwas anderes machen wollen, sagte er.

Die Corona-Hotline ist montags bis donnerstags von 8 bis 16 und freitags von 8 bis 13 Uhr unter 03904/72 40 16 60 zu erreichen. Für Unternehmen und Einrichtungen gilt zu derselben Zeit die Telefonnummer 03904/72 40 17 60.