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Coronavirus Jugendarbeit in Wartestellung

Die Haldensleber Jugendclubs sind geschlossen. Doch wie lange noch? Der Kinder- und Jugendring fordert schrittweise Lockerungen.

19.05.2020, 23:01

Haldensleben l Michel Helmecke, den sie im „Club“ an der Hafenstraße alle nur „Maixie“ nennen, sieht das so: Kinder sind wichtig, da sind sich die meisten Menschen einig. Und dann ist man erwachsen. Die Zeit dazwischen, die Zeit als Jugendlicher, das ist für viele vor allem eine Zeit mit Stress. Der Jugendliche als Unruhestifter, als Problemquelle. So sei die Wahrnehmung bei vielen, sagt Maixie.

Deswegen fehle Jugendlichen am Ende die Lobby. Eben das zeige sich nun auch in der Corona-Krise, betont Maixie. „Es gibt keine große Diskussion über Jugendarbeit“, kritisiert er. Es fehle der Druck auf die Politik für eine Perspektive der Jugendeinrichtungen. Die Bedürfnisse und Interessen von Jugendlichen blieben aktuell auf der Strecke, sagt der 32-jährige Jugendclubleiter.

Allerdings, ganz ohne politische Fürsprecher sind die Jugendeinrichtungen nicht. Für den Wiedereinstieg in die Jugendarbeit hat sich zuletzt der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt eingesetzt, ein Zusammenschluss der landesweiten Jugendverbände und -vereine. Er fordert ein „schrittweises Hochfahren“ der Jugendangebote in den Kommunen, der Wiedereinstieg könnte erst einmal mit Kleingruppen beginnen.

Gedanken darüber, wie die Jugendarbeit in den kommenden Wochen aussehen könnte, macht sich auch Dirk Lenz. Er leitet den Jugendclub „Kids und Co.“ auf dem Süplinger Berg. Durchschnittlich seien im vergangenen Jahr täglich 49 Kinder- und Jugendliche zu ihm in die Einrichtung gekommen, berichtet er. Lenz betont, wenn sie künftig in Kleingruppen aktiv sein würden, sei das auch ein personelles Problem. Der Jugendclub habe nur zwei Personalstellen. Dennoch, grundsätzlich befürworte er eine schrittweise Öffnung.

Lenz sagt, Jugendliche bräuchten sozial geschützte Räume, in denen sie sich treffen könnten. Wenn es diese Räume nicht gäbe, würden sie sich andere Orte suchen, Orte, an denen es keine Betreuung gibt. Er beobachte in diesen Tagen, dass sich Jugendliche unter Brücken zusammenfänden. Lenz betont: „Es gibt eine Notwendigkeit für offene Jugendarbeit.“

Derzeit sind die Mitarbeiter von „Kids und Co.“ laut Lenz mit der Pflege des Geländes befasst. Neben dem Reparieren und Putzen würden aber auch schon Pläne für Aktionen geschmiedet, berichtet er. Wenn der Jugendclub wieder geöffnet ist, soll es ein Karten-Turnier und eine Playstation-Meisterschaft geben.

Auch in den städtischen Jugendclubs in Uthmöden, Wedringen und Hundisburg werden in diesen Tagen Vorbereitungen für eine mögliche Wiedereröffnung getroffen. Das berichtet Stefanie Stirnweiß, Öffentlichkeitsmitarbeiterin der Stadt. Zudem würden sich die Mitarbeiter um „Liegengebliebenes“ kümmern.

Es werde aber auch versucht, einen direkten Kontakt zu den Jugendlichen zu halten. „Dafür besuchen der Streetworker und der Jugendpfleger die Treffpunkte der Jugendlichen, die jedoch variieren“, teilt Stirnweiß mit. Auch auf der wiedergeöffneten Skateranlage in Althaldensleben und dem Calesthenics Parcours am Alten Friedhof werde der direkte Kontakt zu den Jugendlichen gepflegt.

Maixie vom „Club“ an der Hafenstraße hat es zuletzt auch mit Onlineangeboten für die Jugendlichen versucht. „Aber das ersetzt nicht den direkten persönlicher Kontakt zu den jungen Menschen“, sagt er. Digitale Angebote könnten aber „sehr gut als Ergänzung zur analogen Arbeit“ genutzt werden.

Eigentlich hatte Maixie in diesem Jahr viel vor im „Club“. Schließlich ist es ein Jubiläumsjahr, seit 40 Jahren gibt es die Einrichtung bereits. Einiges hat er noch nicht abgeschrieben. Etwa das Filmprojekt zum 40-jährigen Bestehen. Dafür stünden etwa 3500 Euro an Fördergeld bereit, berichtet er. Wer mitmachen möchte, kann sich über die sozialen Netzwerke anmelden. Oder über folgende Telefonnummer: 03904/72 56 77