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Dachsburg Satueller haben die Ohren voll

In den Konflikt um den Satueller Schießstand Dachsburg kommt etwas Bewegung. Der Schießstandverein will das Objekt erneuern.

Von Jens Kusian 09.02.2018, 00:01

Satuelle l Die Satueller haben die Ohren voll vom Lärm, der beim Schießen auf der nahegelegenen Dachsburg in den Ort hineingetragen wird. Sie wollen ihre Ruhe haben. „Es hat im vergangenen Jahr mehrfach Beschwerden gegeben, sowohl wegen des Lärms als auch wegen der Häufigkeit des Schießens“, blickt Satuelles Ortsbürgermeister Mario Schumacher während der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats am Mittwochabend zurück.

Diese Beschwerden seien an die Stadt- und an die Kreisverwaltung herangetragen worden. „Vom Landkreis gab es daraufhin ein Schreiben, dass bei einer Lärmschutzmessung ein Wert ermittelt wurde, der 3 Dezibel unter der zulässigen Grenze liegt. Allerdings zweifele ich die sachliche Richtigkeit dieser Messung an“, betont Schumacher. Nach seinen Informationen sei die Messung auf Grundlage von Satuelle als Mischgebiet erfolgt. Dafür sind die Grenzwerte deutlich niedriger als für ein Wohngebiet.

Derzeit werden auf der Dachsburg Trap- und Skeet-Schießen durchgeführt. Der Schießstandverein Dachsburg als Pächter und Betreiber plant jedoch auch die Wieder-Herrichtung der Kugelschießbahnen. Sie sind außer Betrieb, weil sie den gesetzlichen Bestimmungen nicht genügen. Hintergrund für deren Erneuerung ist die Vorgabe, dass Jäger in Sachsen-Anhalt einen Nachweis über das Kugelschießen erbringen müssen. Schießstände, an denen dies möglich ist, seien rar und daher völlig überlaufen. Mit der Sanierung der Dachsburg und der dadurch möglichen Nutzung der Schießbahnen könne diese Problematik entschärft werden, argumentiert der Vereinsvorsitzende Reinhard Schulz.

„Nachdem wir 2017 den Bauantrag für die Sanierung der Anlage beim Bauordnungsamt des Landkreises gestellt hatten, wurde uns mitgeteilt, dass dafür jetzt das Umweltamt zuständig sei. Für die Dachsburg ist mittlerweile nämlich die Bimschg-Genehmigung (Bundes-Immissionsschutzgesetz – Anm.d.Red.) abgelaufen“, berichtet Schulz über den aktuellen Stand des Vorhabens.

Doch ohne Bimschg-Genehmigung, die unter anderem die schädliche Umwelteinwirkung durch Geräusche ausschließt, sei kein Schießbetrieb möglich. „Diese Genehmigung kostet aber sehr viel Geld“, so Schulz weiter. Deshalb habe sich der Verein entschlossen, bereits im Vorfeld der Beantragung eine Lärmpegelmessung von einem Experten-Büro durchführen zu lassen. Erfolgen soll die Messung zeitnah und an verschiedenen Standorten rund um den Schießstand. Mit einer Sondergenehmigung soll dann auf den Kugelschießbahnen geschossen werden. „Wenn sich dabei herausstellt, dass die Grenzwerte überschritten werden, dann werden wir keine Bimschg-Genehmigung beantragen. Sollte dies aber nicht der Fall sein, werden wir unser Vorhaben weiter verfolgen“, macht Schulz deutlich.

Doch schon jetzt, wo nur der Wurfscheibenstand in Betrieb ist, sei die Lärmbelästigung sehr hoch, hält Schumacher dagegen. „Es gab schon Schießen während Trauungen auf Schloss Detzel, weil einfach die Abstimmungen fehlten“, erinnert er Schulz an die Vereinbarung zwischen dem Schießstandverein und Schloss Detzel: Kein Schießbetrieb bei Trauungen. Beschwerden habe es zudem gegeben, weil auch während Trauerfeiern und Beisetzungen auf der Dachsburg geschossen worden sei.

„Es ist fraglich, ob es noch zeitgemäß ist, einen Schießstand so nah an einer Ortslage zu betrieben“, stellt der Ortsbürgermeister in den Raum – auch mit Blick auf den Waldkindergarten, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schießstand befindet. „Nehmen Sie es als Hinweis aus dem Ortschaftsrat“, appelliert Schumacher an Schulz, „überdenken Sie Ihr Vorhaben noch einmal. Lassen Sie die Kugelschießbahnen sein.“

Doch so einfach sei das nicht, hält Reinhard Schulz dagegen. „Laut Pachtvertrag mit der Stadt sind wir dazu verpflichtet, die Anlage in ihren Ursprungszustand zurückzubauen, wenn wir den Stand nicht mehr betreiben. Das könnten wir aber gar nicht bezahlen. Wir würden dann Konkurs anmelden und die Stadt übernimmt die Anlage so, wie sie ist“, sieht er keine Alternative als die Sanierung und den Weiterbetrieb des Schießstandes.

„Wir wollen doch ein gutes Miteinander mit den Satuellern“, betont der Vereinsvorsitzende. Neben der generellen Erhöhung der Wälle an den Schießbahnen von 1,4 auf 4 Meter, die im Zusammenhang mit der Ertüchtigung der Anlage geplant sind, sei bereits ein 4 Meter hoher Wall am Wurfscheibenschießstand aufgeschüttet worden, sagt Reinhard Schulz. „Und das zusätzlich!“

Mario Schumacher sieht in dem Vorhaben des Schießstandvereins jedoch einen riesigen Interessenkonflikt – zwischen den Dorfbewohnern und dem Waldkindergarten auf der einen und den Jägern, welche die Kugelschießbahnen für ihr Hobby brauchen, auf der anderen Seite.