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Denkmal Calvördes Gotteshaus neu entdeckt

Mit allen Sinnen konnten Gäste jetzt die Calvörder Kirche entdecken. Pfarrer Jürgen Dittrich öffnete die Tür des Gotteshauses.

Von Anett Roisch 16.09.2016, 01:01

Calvörde l Mit allen Sinnen erkundeten Familien mit ihren Kindern die Gegenstände und Symbole am Tag des offenen Denkmals in der Calvörder Sankt-Georg-Kirche, die zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweig gehört.

Das Gotteshaus ist die Hauptkirche des Pfarrverbands Calvörde-Uthmöden. Auch Marlis Stephan aus Haldensleben mit Tochter Thekla und den Enkelkindern Vanessa und Danny staunten und bewunderten die Orgel, auf der Helga Märtens ein kleines Konzert gab. „Meine Eltern wohnten in Calvörde. Daher gibt es immer noch die Verbindung zu Calvörde“, verriet Marlis Stephan, die selbst auch in verschiedenen Kirchen, wie zum Beispiel in Satuelle, Süplingen oder Altenhausen, auf den Orgeln spielt. Deshalb wollte sie auch unbedingt einmal die Orgel in Calvörde hören und kennenlernen.

Helga Märtens erklärte den interessierten Besuchern die einzelnen Register und den unterschiedlichen Klang. Dann ließ sie gekonnt ihre Finger über die Tasten gleiten. „Musik vom Feinsten“, schwärmten die Zuhörer.

Katechetin Katharina Knauf zeigte den Geschwistern, Melissa und Josy Matthias, anhand einer Spielzeugkirche, welche Gegenstände und Möbel in einem Gotteshaus zu finden sind und welchen Zweck die jeweiligen Dinge erfüllen. Gleich begannen die Kinder in der Playmobil-Kirche zwei Figuren zu verheiraten und anschließend gleich noch ein Kind zu taufen.

Pfarrer Jürgen Dittrich erklärte, wo früher die vier Kirchen in der Vergangenheit in Calvörde gestanden haben. Die erste Pfarrkirche wurde 1110 durch den Grafen Dietrich von Hillersleben gegründet. Über sie ist bekannt, dass sie dem Heiligen Georgi geweiht und als romanisches Bauwerk ausgeführt wurde. 1492 fiel sie einem Brand zum Opfer.

Danach wurde ein Fachwerkbau errichtet, der 1609 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Aus dieser Kirche ist ein Flügelaltar erhalten, der am 15. August 1613 verkauft wurde und sich nun in der Kirche zu Dannefeld befindet.

Zwischen März 1613 und Mai 1614 wurde eine neue Kirche gebaut. Herzog Joachim Karl hielt sich damals sieben Jahre auf der Burg Calvörde auf und stiftete einen gemauerten Altar, einen Predigtstuhl, ein bronzenes Taufbecken und die Orgel. Am 6. Oktober 1700 zerstörte ein Feuer die Kirche. Nur die Altarleuchter von 1615 wurden gerettet. Die Mittel zum Bau der heutigen Kirche wurden durch Ersparnisse der Bürger und durch den Verkauf des zur Kirche gehörenden Philippsche Gut an den Oberhauptmann von Lautitz aufgebracht. Auch Herzog Anton Ulrich stiftete 50 Taler für den Kirchenneubau.

Die heutige Sakristei liegt am Treppenaufgang zur Kanzel. Rechts der Sakristei war ein Raum, in dem Särge der Familie von Lautitz standen, er wurde jedoch 1777 zugemauert. Unter der Sakristei sind heute noch Särge.

Der Geistliche fragte die Besucher, warum wohl am Eingang das Taufbecken mitten „im Weg“ steht. Das Rätselraten begann. Dittrich präsentierte die Auflösung: „Symbolisch steht das Taufbecken am Eingang, weil man erst getauft werden muss, um bis zum Altar zu kommen und in die Kirche aufgenommen zu werden.“

Ein Hingucker ist auch das Bild vom heiligen Sankt Georg, der den Drachen tötet. Sankt Georg ist der Namensgeber der Kirche. Anfang der 80er Jahre hatte Hobbykünstler Heinz Ulrich Freytag das Bild gemalt. Inspirieren ließ sich Freytag von verschiedenen Bildern, die den Drachentöter zeigen. Das Ölbild hängt an einer geheimnisvollen Stelle im Gotteshaus, an der früher eine Nebentür war, die anscheinend keiner mehr brauchte. „Weil die Kirchenwand so dick war, wurde die Tür damals von innen und die betreffende Wand von aussen zugemauert. Dazwischen befindet sich ein Hohlraum“, beschrieb Dittrich. Freytags Bild war ideal dafür, eine weiße Stelle abzudecken.