1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Heiße Luft gegen den Schwammbefall

Denkmalschutz Heiße Luft gegen den Schwammbefall

Die Sanierung von Schloss II in Erxleben kann fortgesetzt werden. Sie wird mit Fördergeldern in Höhe von 20.000 Euro unterstützt.

Von Carina Bosse 10.05.2017, 01:01

Erxleben l Mit einem Fördervertrag über 20.000 Euro überbrachten Claus Mangels, Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, und Johanna Grude von Lotto-Toto Sachsen-Anhalt am Montag gute Nachrichten. Denn dank dieser Förderung sowie weiterer Mittel der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und in Aussicht gestellter Mittel des Landes Sachsen-Anhalt kann der nächste Bauabschnitt am Schloss II in Erxleben in Angriff genommen werden. Dabei geht es um die Sanierung der Dachkonstruktion und der Decken.

Bereits vor zwei Jahren stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 13.000 Euro für die Notsicherung der Dächer über dem Südflügel von Schloss II in Erxleben zur Verfügung.

„Wir sind nicht nur unserer Nachwelt gegenüber verpflichtet, historisch bedeutende Bauwerke und deren einzigartige Ausstattung zu restaurieren und zu erhalten. Gerade in ländlichen Regionen wie der Börde sei es überlebensnotwendig, mit Projekten zum Denkmalschutz die Tourismuswirtschaft anzukurbeln, um auch dem demografischen Wandel entgegenzuwirken“, sagt Maren Sieb, Geschäftsführerin von Lotto in Sachsen-Anhalt.

Im Rahmen eines Rundganges im Schloss zeigte sich Lotto-Mitarbeiterin Johanna Grude beeindruckt vom Bauwerk und dem ehrenamtlichen Engagement, das mit der Gründung der Interessengemeinschaft Schlossanlagen im vergangenen Jahr seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. „Es ist etwas ganz anderes, wenn man vor Ort sieht, was bereits geschafft wurde“, sagt die.

Claudia Hennrich, Geschäftsführerin des Fachwerkzentrums Quedlinburg, zeigt auf Lehmwickel im offenen Bereich der Decke im zweiten Stock des Joachimsbaus. „Wir hatten vier Seminare, teilweise mit Flüchtlingen, die sehr interessiert und motiviert waren“, erläutert sie. Man müsse nicht nur die Kunst der Vergangenheit, sondern vor allem auch das Handwerkliche im Auge behalten.

Ziel der aktuell anstehenden Aufgaben ist es, eine Heißluftbehandlung gegen den Schwamm im Gemäuer vorzunehmen. Dafür gebe es noch eine ganze Menge zu tun, doch im Sommer 2018 könnte es soweit sein.

Erxlebens Bürgermeister Gerhard Jacobs und Astrid Klein vom Bauamt der Verbandsgemeinde Flechtingen sind froh, dass es nach Jahren des Verfalls vorangeht. „Wir müssen uns aber nichts vormachen, das dauert noch 30 Jahre“, so Gerhard Jacobs. Allerdings sei der Anfang gemacht, und das Engagement vor Ort lasse hoffen. Das A und O für ihn ist eine Nutzung. Die Alvenslebische Bibliothek, zwei ehemalige Wohnungen über dem Torbogen und die Nutzung des Rittersaales und des Bildersaales darüber könne er sich derzeit. „Wenn Leben im Gebäude ist, wird es auch nicht dem Verfall preisgegeben“, ist Gerhard Jacobs überzeugt.

Die Anlage einer weitläufigen Wasserburg in Erxleben lässt sich für den Anfang des 12. Jahrhunderts belegen. Der Hauptwohnsitz des Adelsgeschlechts von Alvensleben, eine der ältesten und bedeutendsten Familien des magdeburg-altmärkischen Raumes, wurde bei einer Erbteilung in das sogenannte Schloss I und Schloss II geteilt. Zum Gesamtkomplex gehört auch die Schlosskirche, die zwischen 1564 und 1580 entstand.

Schloss I wird als Außenstelle der Verbandsgemeinde Flechtingen und als Sitz der Gemeinde Erxleben genutzt. Das dreigeschossige Schloss II besteht aus zwei Flügeln. Der langgestreckte östliche Hauptflügel wurde 1526 auf Fundamenten der sogenannten „Neuen Kemenate“ aus dem 14. Jahrhundert erbaut, im 16. Jahrhundert erweitert und nach dem Dreißigjährigen Krieg erneuert. Im Jahr 1563 wurde der ursprünglich Hinterschloss genannte Südflügel, heute bekannter als Joachimsbau, vollendet. Er ist von der Hofinnenseite durch einen quadratischen Treppenturm zugänglich.

Weitere Nebengebäude vervollständigen die Anlage, die um 1900 durch ein Bibliotheksgebäude ergänzt wurde. Die umfangreiche Gesamtanlage des als Niederungsburg gegründeten Schlosses liegt heute mitten im Zentrum von Erxleben. Von der mittelalterlichen Burganlage ist noch ein ehemaliger Wartturm, der Hausmannsturm, unter einer barocken Haube erhalten, der heute baulich der Schlosskirche zuzuordnen ist.

Der Erxleber Schlosskomplex ist in seiner Anlage im sachsen-anhaltischen Raum einzigartig. Den Gesamtcharakter prägt ganz wesentlich das Schloss II. Trotz einiger Sicherungsarbeiten in den vergangenen 20 Jahren ist Schloss II immer noch stark sanierungsbedürftig.

Schloss Erxleben gehört zu den über 560 Projekten, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und aus Mitteln der Glücksspirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Sachsen-Anhalt fördern konnte.