Drömling Hilfe für die Kraniche

Um den Schutz der Kraniche ging es bei der Arbeitstagung im Drömling.

Von Anett Roisch 23.11.2016, 00:01

Kämkerhorst/Rätzlingen l Etwa 120 Kranichschützer aus ganz Deutschland verbrachten das Wochenende im Drömling. Tagungsort war die Gaststätte Goldene Gans in Rätzlingen. Ihre Mission war es ,bei der nationalen mehrtägigen Konferenz von Kranichschutz Deutschland unter dem Motto „Kraniche und Landnutzung“ Erfahrungen auszutauschen und nach Lösungen zu suchen, Kraniche zu schützen.

Rund 9 000 Kranichbrutpaare leben heute in den verbliebenen Bruchwäldern, Feldsöllen und Auen Nord- und Mitteldeutschlands. Etwa 5 000 bis 10 000 Kraniche machen im Drömling jedes Jahr Rast. Langjährige Schutzbemühungen haben dazu beigetragen, dass es mit dem Kranich seit einigen Jahren wieder bergauf geht. Doch das künftige Schicksal der weitaus größeren Kranichpopulationen in Skandinavien, Polen und den baltischen Staaten wird ganz unmittelbar davon abhängen, ob ihre Rastplätze zwischen Brut- und Überwinterungsgebieten als überlebensnotwendige Trittsteine erhalten bleiben.

Die Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes und der Wiedervernässung in den letzten 20 Jahren war mit einem hohen Konfliktpotenzial verbunden. „Dies war und ist jedoch auch Ausgangspunkt, im Drömling zu gemeinsamen Lösungen zu finden und Probleme offen zu besprechen“, erklärte Wolfgang Sender, Mitarbeiter der Naturparkverwaltung. Die Drömlingskonferenzen und Arbeitsgruppensitzungen mit den Gemeinden, den Nutzerverbänden und den Fachbehörden haben sich als Plattform für einen Informationsaustausch und einen stetigen Diskussionsprozess bewährt, so Sender. Auch die Öffentlichkeitsbeteiligung in den Wasserrechts- und Flurneuordnungsverfahren, die Vorstellung der Maßnahmen bei Verbandsschauen des Unterhaltungsverbandes Obere Ohre und auf Veranstaltungen der Landwirtschafts-, Jagd- und Angelverbände sowie zahlreiche Einzel- und Beratungsgespräche mit Landwirten hätten zum gegenseitigen Verständnis von Nutzung und Schutz beigetragen.

„So wurde zum Beispiel der Verlust von Nahrungsflächen für rastende Kraniche und Gänse durch die Errichtung von neun Windkraftanlagen, im Bereich Rätzlingen – Lockstedt, durch die Bereitstellung von Nahrungsflächen in der Gemarkung Etingen ausgeglichen. Der landwirtschaftliche Betrieb bekommt die Aufwendungen zur Bereitstellung von Nahrungsflächen durch den Betreiber der Windkraftanlagen ersetzt“, erklärte Sender. Da diese Flächen bevorzugt von den Rastvögeln aufgesucht werden, werde Schaden auf anderen landwirtschaftlichen Kulturen abgewendet. „Auf diesem erreichten Stand kann auch ein künftiges Biosphärenreservat aufbauen“, ist sich Sender sicher.

Am Sonnabend gab es mehrere Exkursionen, bei denen die Naturfreunde auf zwei Routen starteten. „Der Drömling hat eine internationale Bedeutung: Tausende Kraniche, Gänse und Kiebitze rasten hier jedes Jahr. Auch wachsende Bestände von Weißstorch, Biber und Fischotter sowie die Rückkehr des Seeadlers sind der beste Beweis für die gelingende Renaturierung eines großen Naturraumes“, erklärte Ranger Thomas Klöber, der über das Gelände um das Infohaus führte.

Um die Anzahl der rastenden Kraniche in Deutschland zu erfassen, müssen sie gleichzeitig gezählt werden. Kranichschutz Deutschland hat im Laufe der Jahre ein Netzwerk von Kranichzählern aufgebaut und trägt die Ergebnisse dieser Bestandserfassung im Kranich-Informationszentrum zusammen. Franco Ehlert ist der Landeskoordinator für Kranichrouten in Brandenburg. Seine Aufgabe ist es, die Leute, die die Kraniche kartieren, zu koordinieren. Uwe Chamier ist einer von 22 Kranichrangern im Informationszentrum Groß Mohrdorf. Er schilderte: „Der Drömling ist eine sehr interessante Landschaft. Ich finde es beeindruckt, wie die Ranger den Drömling erlebbar machen.“