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Drömling Polnische Gäste besuchen "Mariannenhof"

Für die Arbeit im Drömling interessiert sich eine polnische Delegation. Sie war auch auf dem Etinger "Mariannenhof" zu Gast.

Von Anett Roisch 13.09.2019, 01:01

Etingen l „Der Besuch ist da“, ruft Heiko Löwe. Er ist einer der Menschen mit geistiger Behinderung, die auf dem „Mariannenhof“ leben. Der Vierseitenhof ist ein Wohnprojekt der Evangelischen Stiftung Neinstedt, das 2016 eingeweiht wurde. Außerdem soll mit dem Projekt auch eine Begegnungsstätte im Ort für Menschen mit und ohne Behinderung entstehen.

Kristin Klatt, Mitarbeiterin der Evangelischen Stiftung, begrüßt die polnischen Gäste aus der Region Ciechanow und Lidzbark sowie die Vertreter aus dem Drömling. Die Polen sind auf Einladung der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Rund um den Drömling“ seit Montag in der Region unterwegs. Die Aktionsgruppe pflegt Kooperationen mit zwei polnischen Gruppen, der „Stowarzyszenie Spolecznej Samopomocy“ und der „Lokalna Grupa Dzialania“. Die Gäste besuchten bereits in Magdeburg das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie sowie das Jobcenter in Klötze. Sie machten Stippvisiten bei der Arbeitsförderung, Beschäftigung- und Strukturentwicklung (ABS) Drömling GmbH.

Kristin Klatt erzählt von der Entwicklung des Etinger Projektes und führt durch das einstige Bauernhaus. „Unsere Bewohner arbeiten in Werkstätten der Lebenshilfe und werden nach dem Dienst nach Etingen gefahren. Wir sind aber auch dabei, Arbeitsplätze für die Bewohner und für Menschen, die Lust haben bei uns zu arbeiten, zu schaffen“, erklärte sie. Platz im Haus ist für zwölf Bewohner, die jeweils ein eigenes Zimmer haben. Gemeinsam wird gekocht und gegessen. „Jeder ist mal dran mit dem Küchendienst“, erklärt Löwe und zeigt auf den Plan. Kristin Klatt führt über den Hof und durch den Garten. „Wir haben nicht nur Kaninchen, Katzen und Meerschweinchen. Bald sollen auch noch ein Esel und eine Ziege hier leben“, verrät sie. „Unsere Meerschweinchen haben Junge bekommen“, berichtet Mirko Schrader und präsentiert stolz den tierischen Zuwachs.

Oebisfeldes Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch (UWG) ist in einer Doppelfunktion dabei. Sie übersetzt die Worte ins polnische und umgekehrt. Die Bürgermeisterin weist darauf hin, dass das Etinger Wohnprojekt mit EU-Geld gefördert wurde. Etwa eine Million Euro kostete der erste Bauabschnitt.

Zu den Gästen zählt auch Fred Braumann, Leiter des Biosphärenreservats Drömling. „Diese Tage dienen dem Erfahrungsaustausch – vor allem was Arbeitsmarkt und Ausbildung betrifft. Wir haben uns Projekte angeguckt, die die ABS mit bestimmten Fördermaßnahmen umgesetzt hat. Also man guckt sich etwas ab, was woanders gut läuft. Wir haben festgestellt, dass wir es mit ähnlichen Problemen zu tun haben“, erklärt Braumann.

Wichtig sei – nach seinen Ausführungen – neben dem Erfahrungsaustausch der Unternehmer, der Verwaltungsmitarbeiter und der Kommunalpolitiker, das Kennenlernen und das menschliche Miteinander. Und weil die polnischen Freunde sich in der Vergangenheit überaus gastfreundlich zeigten, grillen auch die Ranger des Drömlings nun für die Gäste Würstchen. Musiker Ulrich Ueckert aus Calvörde spielt auf der Gitarre. Es wird gesungen und sogar getanzt.

„Unsere Bewohner freuen sich natürlich, dass heute auf dem Hof richtig was los ist“, beschreibt Kristin Klatt. Weitere Ideen zur Förderung vom Tourismus und zum Beleben des Hofes sollen umgesetzt werden. „Es gibt eine Gartenplanung, die wir im nächsten Jahr realisieren“, blickt Kristin Klatt voraus.

Tomasz Karolewski hat in Polen ein altes Schloss saniert. „Dort können Hochzeitsgesellschaften feiern und übernachten. Das Schloss ist für die nächsten zwei Jahre ausgebucht“, berichtet der polnische Unternehmer nicht ohne Stolz. Fasziniert ist Karolewski vom Etinger Wohnprojekt. Es sei beeindruckend, dass die behinderten Menschen hier so viel Platz haben und sich frei bewegen können.