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Drogenprävention Mit Frauenpower gegen Süchte

Für Suchtprävention sind Martina Engelhard-Oxe und Diana Grothe Ansprechpartnerinnen. Und das für den gesamten ehemaligen Ohrekreis.

Von Julia Schneider 13.10.2016, 12:00

Haldensleben l Ein Jugendlicher raucht in einer Schulhofecke einen Joint. Eine Lehrerin erwischt ihn. In den Schulrichtlinien ist klar festgehalten, dass Drogen verboten sind. Wie wird jetzt weiter mit dem Schüler verfahren? Wird er aus der Einrichtung geworfen? „In so einer Situation könnte die Schule beispielsweise mit dem Schüler vereinbaren, dass er einem Rauswurf entgeht, wenn er an ‚FRED‘ teilnimmt“, erklärt Martina Engelhard-Oxe. Die Mitarbeiterin der Haldensleber Fachstelle für Suchtprävention des Paritätischen macht damit auf ein Programm aufmerksam, das die Haldensleber Beratungsstelle seit kurzem vorhält. „FRED“ – das heißt Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten – richtet sich an Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren, die erstmals durch riskanten Umgang mit Alkohol oder illegalen Drogen aufgefallen sind. Martina Engelhard-Oxe hat ein Zertifikat erworben, um das Programm auch für den ehemaligen Ohrekreis, in dem sie und ihre Kollegin Diana Grothe wirken, anbieten zu können.

So sei „FRED“ eine gute Möglichkeit in Situationen, in denen sich Polizei, Staatsanwaltschaft, sozialer Dienst, eine Jugendeinrichtung, das Jugendgericht oder auch ein Betrieb nicht sicher sind, welches Strafmaß sie bei erstmals auffällig gewordenen Jugendlichen anwenden sollen.

Dann, so sagt Martina Engelhard-Oxe, könnte der Jugendliche beispielsweise eine zweite Chance bekommen, nachdem er ein Seminar bei ihr besucht hat. Die Frühintervention beginne mit einem etwa einstündigen Erstgespräch. „Da rede ich mit dem Jugendlichen darüber, was genau vorgefallen ist und stelle ihm das Programm vor“, erläutert die Präventions-Fachkraft. Dieser ersten Annäherung folge ein achtstündiger Kurs, den der Jugendliche in drei Teilen gemeinsam mit anderen auffällig gewordenen Jugendlichen absolviere. Darin werde, so Martina Engelhard-Oxe, Wissen zu Wirkungen und Risiken legaler und illegaler Drogen vermittelt und über rechtliche Aspekte informiert. Die Mitarbeiterin der Fachstelle für Suchtprävention und ihre Kollegin wünschen sich, dass ihr Angebot „FRED“ in das Bewusstsein von Schulen und Behörden rückt und künftig in Fällen wie dem anfangs geschilderten zum Tragen kommt. Das Projekt ist aber längst nicht alles, was die beiden Profis in Fragen der Suchtprävention zu tun haben.

So betreut Diana Grothe unter anderem das Programm „Prev@Work“, das so viel heißt wie (Sucht-)Prävention am Arbeitsplatz. In zwei Seminarteilen wird dabei Auszubildenden Wissen vermittelt, dazu gehören beispielsweise rechtliche Grundlagen, die den Rausch am Arbeitsplatz betreffen oder auch medizinische Gegebenheiten – zum Beispiel: wie lange bleiben Rauschmittel im Körper. „Vor allem sollen die Auszubildenden selbst reflektieren lernen, welche Auswirkungen Drogenkonsum haben kann“, sagt Diana Grothe, die sich wünschen würde, dass noch mehr Betriebe dieses Seminarangebot nutzen. Am Ende würden nämlich vor allem die Unternehmen selbst profitieren, die Auszubildende oft auch als feste Mitarbeiter übernehmen und deshalb lieber früher als später in derartige Präventionsmaßnahmen investieren sollten.

Diana Grothe arbeitet seit 2014 als Mitarbeiterin der Fachstelle für Suchtprävention, Martina Engelhard-Oxe seit 2012. Die Fachstelle ist angeschlossen an die Drogen- und Suchtberatungsstelle in Haldensleben, die ebenfalls von zwei Mitarbeiterinnen betreut wird. Alle vier Frauen haben seit diesem Jahr ihre Büros und Seminarräume im Mehrgenerationenhaus „EHFA“ an der Gröperstraße. Dort takten Diana Grothe und Martina Engelhard-Oxe ihre Termine ein. Mit ihrer Präventionsarbeit gehen sie nämlich in etliche Einrichtungen des Altkreises. Darunter sind Kindergärten und Schulen, wo nicht nur mit Kindern und Jugendlichen, sondern auch mit Eltern, Lehrern und Erziehern gearbeitet wird. Auch Betriebe und Freizeiteinrichtungen wie Jugendclubs, Sportvereine, Feuerwehr oder Kirchengemeinden nehmen die Beratungsangebote an.