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Einblicke Erxleber Schloss erlebt Besucheransturm

Mit diesem Andrang hatte der Förderverein zur Rettung der Erxleber Schlossanlagen nicht gerechnet. Fast 1000 Besucher kamen.

Von Carina Bosse 22.09.2017, 01:01

Erxleben l In auffallenden, mittelalterlichen Kostümen begrüßten Sabrina Voigt und Mathias Weiß vom Förderverein zur Rettung der Erxleber Schlossanlagen die Besucher zum Tag des offenen Denkmals. „Die Kostüme haben wir uns extra von einem Verleih aus Magdeburg besorgt“, sagte Sabrina Voigt, die Vereinsvorsitzende. Beide führten den ganzen Tag über 964 Besucher durch die bereits zugänglich gemachten Räumlichkeiten im Busso-Komplex von Schloss II. Das diesjährige Motto des Tages „Macht und Pracht“ ließ sich im Schloss an mehreren Stellen zumindest erahnen, auch dank der prachtvollen Kleider, einer tollen Idee aus dem Förderverein.

In Gruppen bis zu 70 Leuten machten die beiden Ausführungen zur Geschichte des Hauses und seiner Bewohner. Viele Mitstreiter des erst in diesem Jahr frisch gegründeten Fördervereins sind noch selbst im Schloss zur Schule gegangen, die 1984 in einen Neubau ganz in der Nähe umzog. Die verwinkelten Räume und Nischen regten seither die Phantasie der Kinder besonders an.

Die letzten Mieter von Wohnungen im Schloss zogen später auch noch aus, dann stand es länger leer und dümpelte vor sich hin.

Seitdem der Komplex seit rund zwei Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erweckt worden ist, haben der Förderverein aus engagierten Bürgern und auch das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg schon einige kunsthistorische Schätze freigelegt. Abschnittweise werden der Hausschwamm bekämpft, Fenster und Türen nach historischem Vorbild erneuert, Dielen, Wände und Decken freigelegt.

„Leider können wir unsere Gäste nicht einfach frei im Schloss herumlaufen lassen, denn es gibt noch zu viele Ecken und Räume, die nicht beräumt sind und auch bautechnisch noch gesichert werden müssen“, sagte Vorstandsmitglied Dirk Schmidt. Wie Bürgermeister Gerhard Jacobs auch begrüßte er die Gäste in den unteren Räumen. Sie luden zum Sitzen, Erzählen und Schlemmen ein. Wer wollte, konnte einen „Kräuterlikör vom Schloss“ erwerben, der stammte allerdings nicht aus Erxleben, sondern aus Flechtingen. Auch für die Kinder waren einige süße Sachen und kleine Minibücher zum Mitnehmen vorbereitet worden.

Eimerweise Schutt und Unrat wurden in den vergangenen Monaten in zahllosen Arbeitseinsätzen aus den Räumen geholt, die heute zugänglich sind. Sie erzählen mit ihren Wandverkleidungen, Erkern, Ecken und Deckenverzierungen ihre ganz eigene Geschichte. „Wir werden ganz sicher die Fertigstellung nicht mehr miterleben, aber der Anfang ist gemacht - ressourcenschonend und angelehnt an das Historische“, verabschiedete Sabrina Voigt eine ihrer Gruppen an diesem Nachmittag unter Applaus.

Aus der Gruppe gab es großes Lob für die Macher des Fördervereins. „Was hier in so kurzer Zeit schon geschaffen wurde, kann sich durchaus sehen lassen“, meinte eine begeisterte Besucherin.

Anlässlich des besonderen Tages hatte sich die Hobbykünstlerin Marianne Rademacher gern bereit erklärt, einen Teil ihrer Werke an den Wänden des Schlosses zu präsentieren. „So ein Ausstellungsambiente hatte ich auch noch nicht“, freute sich die Flechtingerin. Vor allem Natur- und Landschaftsmalerei bildeten einen hervorragenden Kontrast an den kahlen Wänden des Schlosses.

Wer den Nachmittag nutzte, um sich alle vier geöffneten Denkmäler in Erxleben anzuschauen, konnte sich im Anschluss über ein Freigetränk im Schloss freuen. Mit einer Stempelkarte konnten sich die Gäste ihren Besuch im Schloss, in der Kirche, am Hausmannsturm und in der Christuskirche bescheinigen lassen. Auf diese Weise kamen auch mehr als 100 Besucher durch den wild-romantisch verwilderten Park auf dem Schlossgelände in die etwas abseits gelegene Dorfkirche.

„Das Angebot, bei herrlichem Spätsommerwetter den Hausmannsturm zu ersteigen, wurde vielfach genutzt“, freute sich Heinz Rosenberg. Der 89-Jährige ist die gute Seele des Turmes und einer, der sich bestens auskennt in der Erxleber Geschichte. Als Handwerker hatte er über Jahrzehnte Zugang zum Schloss und weiß unzählige Geschichten zu erzählen.

Der Förderverein, dem an diesem Tag vielfach für das große Engagement gedankt wurde, hatte drinnen und draußen vor dem Schloss zahlreiche Sitzgelegenheiten aufgestellt, die rege in Anspruch genommen wurden, sei es, um einfach zu verweilen, auf die nächste Führung zu warten oder aber, um Kaffee, Kuchen, Bockwurst oder kalte Getränke zu genießen.