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Eine-Welt-Chor Beim Singen Deutsch lernen

Im Eine-Welt-Chor in Haldensleben singen Einheimische und Flüchtlinge gemeinsam. Hier wird singend Deutsch gelernt.

29.05.2016, 09:00

Haldensleben (mb) l Musik verbindet, darauf baut der Eine-Welt-Chor auf. Einmal in der Woche, und zwar an jedem Donnerstag um 16 Uhr treffen sich Frauen und Männer im Mehrgenerationenhaus EHFA, um gemeinsam zu singen. Olaf Johanson hat die Leitung des Chores, seine Freude an der Musik überträgt sich sofort. Der Chor ist eine der vielen verschiedenen Gruppen des Vereins KulturHeimat Haldensleben.

Seit mehr als einem Jahr gibt es diesen Chor, der Spaß am Singen vermitteln, aber auch Zugezogenen helfen will, besser Deutsch zu lernen. Vor allem besser Deutsch zu sprechen. Manche Liedzeilen werden immer wieder gesungen, bis sie sitzen, ganz besonders, wenn Wörter mit Umlauten enthalten sind wie Frühling.

Die Besetzung des Chores hat – zumindest, was die Migranten angeht – schon viele Wechsel erfahren. Sänger aus Eritrea und Syrien sind zum Beispiel einige Zeit dabei, dann bekommen sie die Erlaubnis, dass sie in Deutschland bleiben dürfen, müssen sich eine Wohnung suchen, und damit sind sie meist weg, denn in Haldensleben sind kleine Wohnungen rar. Nicht alle finden hier eine Bleibe. Doch es kommen auch immer wieder neue Sänger hinzu. Und der häufige Wechsel war von Anfang an absehbar. Manchmal sind zehn Flüchtlinge bei der Probe, dann wieder nur zwei. Doch wenn der Chor irgendwo öffentlich singt, klappt es dennoch. Beim ersten Geburtstag des Mehrgenerationenhauses, beim Ostermarsch und bei der regionalen Leistungsschau Hupe hat der Chor in diesem Jahr schon angestimmt.

Soumaila Konaté aus Burkina Faso ist von jenen, die nicht in Deutschland geboren sind, am längsten dabei und sehr zuverlässig. Und er hat einen wichtigen Part im Chor, er trommelt. Er singt aber auch sehr gut, hat einen tiefen Bass, kann viele Lieder fast auswendig. Sein Landsmann Salif Kabore, der auch keine Probe verpasst, hat hier Gitarre spielen gelernt. Chorleiter Olaf Johanson hilft ihm dabei gern.

Gesungen werden internationale Lieder, auch in englisch und französisch. Selbst jene Deutschen, die kein Englisch und Französisch in der Schule gelernt haben, kommen da mit. Schließlich müssen die Flüchtlinge auch eine andere Sprache lernen, also haben alle dieselben Probleme. Bei „Bruder Jakob“ gibt es auch eine Strophe in Tigrinya, das ist die Sprache der Eritreer. Und dabei soll es nicht bleiben. So erklingen neben dem englischen „Kumbaya, my Lord“, das ist eins der Lieblingslieder im Chor, und „Dona nobis pacem“ in Latein auch deutsche Volkslieder wie „Die Gedanken sind frei“. Was auch irgendwie zum Chor und seinen Mitgliedern passt.

Im Eine-Welt-Chor wird aber längst nicht mehr nur gesungen, sondern beispielsweise auch gemeinsam Geburtstag gefeiert. „Das war ein schöner Nachmittag“, hatte Salif Kabore unlängst erklärt, dabei war er gar nicht das Geburtstagskind. „Wir treffen uns auch öfter mal zum Kaffeetrinken“, erzählt Christel Hosse. Freundschaften sind entstanden.

Zum nächsten Fest laden die Sängerinnen und Sänger am Sonnabend, 18. Juni, ein. Dann wird es ab 16 Uhr im Garten und im Mehrgenerationenhaus EHFA heißen: „Die Welt ist bunt“. Wer mal mitsingen will oder einfach nur ein paar gesellige Stunden erleben möchte, ist willkommen. Kuchen und Gegrilltes sorgen dafür, dass keiner hungrig nach Hause gehen muss.

Und beim Altstadtfest wird der Chor auch dabei sein. Am Sonnabend, 27. August, werden die Sängerinnen und Sänger eine Holzhütte auf dem Alten Friedhof besetzen, sich vorstellen und auch mal das eine oder andere Lied anstimmen.