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Erntedank Kleiner Glöckner und Wüstenbussarde

Eine Mischung aus Wiedereinweihung der Kirchturmglocke, Quizshow und Flugvorführung gab es bei dem Erntedankgottesdienst in Siestedt.

Von Anett Roisch 12.10.2015, 01:01

Siestedt l „Jung und alt haben sich aufgemacht. Fast alles, was da kreucht und fleucht, ist heute dabei“, sagte Pfarrer Jörg Oehlmann, als er am Sonnabend die Gäste zur Wiedereinweihung der Glocke der Siestedter Kirche begrüßte. Mit „keucht und fleucht“ meinte der Geistliche ganz besonderen Besuch, denn zwei Falkner, Gerhard Teuber und René Böhmke, saßen mit ihren beiden amerikanischen Wüstenbussarden links neben dem Altar. Auf der gegenüberliegenden Seite postierten sich die Bebertaler Jagdhornbläser.

„Auch einige Jäger der Region und wir –als einfaches Fußvolk – sind heute dabei. Das passt gut zusammen, denn wir wollen Erntedank feiern“, sagte Oehlmann. Er bezeichnete die heutige Zeit als eine nicht einfache. „Und doch ist vieles gelungen. Wir sind dankbar für 25 Jahre Deutsche Einheit. Wir konnten in unseren Kirchen einiges bewegen“, sagte er. Im Kirchgemeindeverband Ribbensdorf wurde im Juli gerade erst die Ribbensdorfer Kirche sehr schön umfassend saniert und die Glocke eingeweiht. Auch die Glockenanlage in Klinze wird gerade saniert. „Die Siestedter Glocke funktioniert dank der guten Arbeit der Handwerker der Firma Wenkebach, die bis gestern Abend noch am Werkeln waren“, beschrieb der Pfarrer. Den ersten Anschlag der Glocke durfte Jonathan, der mit drei Jahren zu den jüngsten Gästen gehörte - vollziehen. „Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen. Möge ihr Geläut zum Trost, zur Hoffnung, zum Frieden und zum Glauben die Menschen rufen und mahnen“, sagte Oehlmann. Die Jagdgenossenschaft, einige heimische Unternehmen, der Kirchenkreis und vor allem die Lotto-Toto-GmbH Sachsen-Anhalt hatten das Vorhaben in Siestedt mit finanziellen Mitteln unterstützt. „Aber auch durch die Kollekten, Kirchgelder und durch die tatkräftige Hilfe vieler Menschen ist es gelungen“, sagte der Pfarrer. In der Predigt gab es ein Quiz. Geschätzt werden sollte, wie viele Körner in einer Ähre von einem Siestedter Acker sind. Die anwesenden Kinder schüttelten dazu die Körner heraus. Am Ende waren es 45 bis 50 Körner in einer Ähre. „Das ist jedes Jahr wieder ein Wunder. Aus einem Korn werden 50“, stellte Oehlmann fest und ergänzte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er braucht auch gute Gedanken, Ideen und Worte.“ Daher reichten die Besucher nicht nur Brot und Weintrauben weiter, sondern hatten jeweils ein gutes Wort für ihren Sitznachbarn.

Superintendent Uwe Jauch verriet, dass er auch gelegentlich seinen schwarzen Rock gegen den grünen tauscht. Und so erzählte er mit Begeisterung eine Legende vom heiligen Hubertus. „Die Legende lehrt uns, sorgsam mit der Natur umzugehen und sie zu wahren“, betonte Jauch. Oehlmann dankte allen, die beim Schmücken des Altars und beim Kuchenbacken geholfen hatten. Die Kollekte wurde für „Brot für die Welt“ und für die eigene Kirchgemeinde gesammelt.

Nach dem Gottesdienst zeigten Teuber mit seinem Bussard Pluto sowie Böhnke mit seinem einjährigen Bussard Harry, dass sie jeweils ein eingespieltes Team sind. Geduldig beantworteten die Männer, die zum Verband Deutscher Falkner gehören, die Fragen der begeisterten Zuschauer. „Mein Vater hatte auch Greifvögel. Schon damals habe ich gemerkt, dass ich eine Neigung für die Falknerei habe. Diese Leidenschaft kostet sehr viel Zeit und Kraft. Man muss sich jeden Tag um die Vögel kümmern“, erklärte Teuber und betonte: „Wir wollen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass Greifvögel keine Raubvögel sind. Sie rauben nichts. Falken, Eulen und Habichte gehören zur Artenvielfalt und sind ein Teil der Natur, den wir Menschen respektieren müssen.“