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Fabian Damerau „Möchte nicht der Buhmann sein“

Fabian Damerau ist aus dem Rathaus wieder in den Kindertagesstättenbereich gewechselt. Darüber sprach er mit der Volksstimme.

Von Jens Kusian 29.07.2016, 12:00

Volksstimme: Herr Damerau, Sie haben sich von der Kernverwaltung wieder zurück in den Kita-Bereich versetzen lassen?

Fabian Damerau: Ich habe Ende Juni einen Umsetzungsantrag gestellt und vorher auch Frau Blenkle eine SMS geschrieben, dass ich mich entschlossen habe, zurück in die Kita zu gehen. Mittlerweile bin ich wieder in Süplingen in der Kita Wirbelwind. Die Kinder haben sich mega gefreut, und die Eltern fragen natürlich, warum ich zurückgekommen bin. Und ich erkläre auch meine Situation ganz offen.

Welche Gründe waren für Sie denn ausschlaggebend für den Wechsel?

Zum einen wurden wir zu Hause, im Privaten, terrorisiert. Wir hatten einen Drohbrief im Postkasten, unsere Autos wurden beschädigt und beschmiert. Da standen dann Dinge drauf, die ich hier lieber nicht wiederholen möchte. Es war unterste Gürtellinie. Und da ich ja auch bald heirate, wollte ich Frieden für uns selber haben, da meine Freundin auch sehr darunter gelitten hat. Genauso wie ich gehört habe, dass ich die Leute im Rathaus bespitzelt haben soll und dass ich Geld unterschlagen würde, was gar nicht stimmt. Irgendwann ist das Maß dann auch mal voll.

Sie sind also wegen Ihrer Arbeit in der Verwaltung angefeindet worden?

Ja, aber ich kann nichts für die aktuelle Situation in Haldensleben. Ich gehe morgens ganz normal zur Arbeit und abends wieder nach Hause. Ich treffe doch keine Entscheidungen. Aber die meisten, so denke ich, sehen mich als Buhmann und Mitverantwortlichen dafür, was gerade im Rathaus passiert. Ich möchte aber nicht der Buhmann sein, weil ich damit nichts zu tun habe. Ich habe keine Lust, dass ich jetzt für die Sachen, die passieren, verantwortlich gemacht werde.

Inwiefern werden Sie für die aktuelle Situation mit verantwortlich gemacht?

Ich sehe das im Zusammenhang mit meiner Kandidatur zur Bürgermeisterwahl. Ich habe sicherlich einen Einfluss auf das Ergebnis gehabt, durch meine guten Stimmen und meine Entscheidung, Regina Blenkle zu unterstützen. Aber Herr Otto wäre auch nicht der Richtige gewesen. Ich bin nach wie vor der Meinung, ich hätte es als Bürgermeister einfacher gehabt.

Wie kommen Sie zu dieser Ansicht?

Die Erfahrung habe ich in meiner kurzen Zeit im Rathaus machen können. Ich wurde dort super aufgenommen, egal in welcher Abteilung ich war. Dabei habe ich gemerkt, dass die Verwaltung funktioniert, wenn man gute Amtsleiter hat, und die hat man in der Stadt Haldensleben. Wahrscheinlich wäre ich jetzt nicht derjenige gewesen, der 50 Jahre Berufserfahrung im Rathaus oder allgemein in der Politik mitgebracht hätte. Aber ich denke, ich wäre einer gewesen, der sich zum einen hätte belehren lassen können und zum anderen auch Ideen mitgebracht hätte. Und ich hätte mir die Amtsleiter an einen Tisch geholt und gemeinsam nach Wegen gesucht, um Ziele zu erreichen.

Das ist Ihre Vorstellung von Verwaltungsarbeit. Es scheint also im Augenblick so nicht zu laufen?

Nein! Man muss auf die Menschen zugehen können. Privat habe ich überhaupt nichts gegen Regina Blenkle, aber ich hätte eben vieles anders gemacht. Ich bin daher mit mir nicht mehr im Reinen. Innerhalb des Rathauses merkt man, dass die Leute nicht nur unter Frau Blenkle, sondern unter der allgemeinen Situation sehr leiden. Das beschäftigt sie sehr. Aber die Leute sind trotzdem motiviert und arbeiten auch viel. Das Schlimmste ist aber, was Haldensleben derzeit für eine Außenwirkung hat.

Wo sehen Sie dafür die Ursachen?

Die Situation im Stadtrat hat sich gedreht. Früher war es die eine Seite, die immer „Nein“ gesagt hat, jetzt ist es die andere Seite, die eigentlich nur permanent daran arbeitet, Frau Blenkle wegzukriegen. Im Stadtrat gibt es viele, die jetzt auch das Forum Facebook nutzen, und sich da belöffeln. Da denke ich mir so, das würde ich niemals machen, da steht man doch drüber. Das tut doch der Stadt nicht gut. Wahrscheinlich ist die Situation jetzt aber schon zu eingefahren, dass man da gar nicht mehr rauskommt – selbst wenn die sich jetzt hier privat hinsetzen würden.

Auch in Sachen Feuerwehr macht Haldensleben zur Zeit Schlagzeilen. Wie beurteilen Sie die Situation um den Ausschluss von Michael Deutschmann aus der Wehr?

Dazu kann ich nichts sagen, ich war nicht dabei, als er angeblich Buh gerufen haben soll. Aber dann geht man auf die Leute zu und fragt nach, was los sei, und nicht einfach ins Büro. Die Situation zwischen der Feuerwehr und Frau Blenkle ist verhärtet, und es muss ja dafür auch Gründe geben. Die Feuerwehrleute sind einfach wütend, aber keiner weiß warum.

Sie sprachen bereits ihre zurückliegende Bürgermeisterkandidatur an. Würden Sie noch einmal antreten?

Mein großer Kindheitstraum war, hier irgendwann einmal Bürgermeister zu werden. Das ist und bleibt auch so. Doch ob ich zur nächsten Wahl antreten werde, das weiß ich nicht, ganz ehrlich. Aber ich würde auf jeden Fall vieles anders machen. Falls ich doch antrete und wieder Dritter werden sollte, dann würde ich aber sagen, streitet euch und lasst mich in Ruhe. Das ist auch eine Erfahrung, die ich machen musste.

 

Sie würden also nicht mehr Ihre eigenen Wähler motivieren, für jemand anderen zu stimmen, so wie es letztendlich in der Stichwahl gelaufen ist?

Nein, das würde ich nicht noch einmal machen. Egal, ob ich die Meinung mit demjenigen teilen würde. Wahrscheinlich habe ich es mir damit auch bei ganz vielen Leuten verscherzt. Das habe ich bei der Vorbereitung der Blade Night gemerkt, als mir Sponsoren irgendwie aus diesem Grund auch eine Mitschuld an der derzeitigen Situation gegeben haben. Heute kann ich jedem nur dazu raten, den zu wählen, den er für richtig hält.