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Fahrraddemo Initiative radelt trotz Gegenwind

Das Fahrrad hat Geburtstag. Aus diesem Anlass hat es eine Rad-Demo gegeben. Ziel ist es, einen Radweg zwischen Rätzlingen und Bösdorf zu bauen.

Von Anett Roisch 19.06.2017, 01:01

Bösdorf l „Wir brauchen den Radweg, um sicher mit dem Rad zur Schule zu fahren“, erklärt am Sonnabendmorgen Tom Bergwein, der nicht zum ersten Mal bei einer Fahrrad-Demo dabei ist. Gemeinsam wartet er mit über 50 Radlern in Bösdorf auf den Start. Sein Freund Maurice Sass ergänzt: „Wenn es einen Radweg geben würde, könnte ich öfter meine Freunde besuchen.“ Gerda Schreier, die selbst fünf Enkel und einen Urenkel hat, weiß: „Für die Jugend ist die Strecke ohne Radweg viel zu gefährlich. Aber auch viele ältere Menschen sind auf das Fahrrad angewiesen. Ich fahre jeden Tag ein Stückchen. Meine Schwester wohnt in Oebisfelde“ erklärt die 75-jährige Bösdorferin.

Jörg Lauenroth, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Pro Radweg“, kommt gemeinsam mit den Radlern aus Rätzlingen und Kathendorf in Bösdorf an. Unter der alten Eiche begrüßt Lauenroth-Mago die Gleichgesinnten. „Wir feiern heute auch Geburtstag. Das Fahrrad wird 200 Jahre alt. Am 12. Juni 1817 fuhr Karl Drais auf einer Laufmaschine durch Mannheim. In einem Flyer hatte der Städte und Gemeindebund sich unter anderem für mehr und bessere Radwege ausgesprochen. Der Bund fordert, dass Radfahren für alle Radler komfortabel sein muss.“ Die BI kämpft für einen straßenbegleitenden Radweg von Etingen nach Oebisfelde. Um auf sich aufmerksam zu machen, hatte die BI Kreistagsmitglieder eingeladen. In Vertretung des Landrates spricht Isolde Prost, Fachbereichsleiterin für Verkehr der Kreisverwaltung: „Es ist schwierig, positive Dinge zu erreichen. Außerdem muss Geld bereitstehen. Unsere Zuständigkeit liegt jedoch bei den Kreisstraßen.“ Trotzdem macht sie Mut und animiert die BI: „Binden sie die Politik mit ein! Laden Sie auch die Landtagsabgeordneten zu sich ein!“

Kreistagsabgeordneter Michael Heiligtag (CDU) erinnert sich: „Wir sind als Kinder auch mit dem Rad von Siestedt nach Weferlingen zur Schule gefahren. Aber jetzt ist der Verkehr – besonders auf der L 24 – so stark, da kommt man als Radler in Schwierigkeiten. Deshalb ist der Bau der Radwege wichtig. Wir werden uns in den Fachausschüssen dafür einsetzen, dass dieser Prozess beschleunigt werden kann.“ Angela Leuschner (SPD) beschreibt: „Ich verfolge mit Interesse ihre Aktivitäten. Bleiben Sie weiter so schön unruhig!“ Die Kreistagsabgeordnete berichtet, dass sie bei der letzten Tour Angst hatte, als sie den Fahrtwind der Lkw spürte und oft überlegte, vielleicht besser in den Straßengraben zu fahren, als überfahren zu werden. „Wenn wir die Region touristisch entwickeln wollen, dann brauchen wir Radwege. Wir – Kreistagsabgeordnete – werden alles tun, was in unseren Kräften steht und Sie unterstützen“, versichert sie.

Auch Kreistagsabgeordnete Silke Wolf (Die Linke) freut sich über den langen Atem der BI. „Gerade in so dünn besiedelten Regionen ist es wichtig, dass man gefahrenfrei von A nach B kommt. Wenn man nach Niedersachsen oder Sachsen schaut, da gibt es ausreichend Radwege. Sachsen-Anhalt hält hier noch den Dornröschenschlaf“, meint Silke Wolf.

„So viel Gegenwind und trotzdem sind alle dabei. Es ist schön, dass Sie so hartnäckig bei Wind und Wetter seit über zwei Jahren sich engagieren“, sagt Kreistagsabgeordneter Marc Blanck (Die Grünen/Piraten). „Wenn wir etwas erreichen wollen, dann müssen wir die Landespolitik aktiv mit einbinden. Er schlug vor, dass er im Namen der BI Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) einlädt. „Über etwas reden ist die eine Sache, etwas machen die andere. Wir müssen handeln!“, appelliert Einheitsgemeinde-Bürgermeister Hans-Werner Kraul (CDU). Auch Kathendorfs Ortsbürgermeisterin Heike Röhl und Rätzlingens Ortschef Wilhelm Behrens sind bei der Aktion dabei. BI-Sprecherinnen Brigitte Dobbelmann und Helga Willecke überreichen den Abgeordneten einen Brief mit ihrem Anliegen.

Nach der Kundgebung stellen die Akteure kunterbunt bemalte Fahrräder entlang der L 24 zwischen Bösdorf und Oebisfelde auf. „Mit diesen Kunstwerken wollen wir auf den fehlenden Radweg hinweisen“, erklärt Lauenroth-Mago. Nach der Tour sitzen die Akteure und ihre Gäste noch lange in Bösdorf beieinander, um neue Pläne zu schmieden. Die nächste Radtour findet am Freitag, 25. August, statt. Dazu sollen die Kandidaten für den Bundestag eingeladen werden. Abfahrt ist um 17.30 Uhr in Rätzlingen.