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Fahrsporttage Bösdorfer Jugend lenkt Pferde an die Spitze

Mehr als 100 Jugendliche haben in Bösdorf bei den Fahrsporttagen die neuen deutschen Meister untereinander gekürt.

Von Anett Roisch 08.08.2017, 14:00

Bösdorf l Ein Dorf ist fünf Tage lang im Ausnahmezustand. Überall kurven junge Fahrer mit ihren PS-starken Gefährten herum. Fast alle Häuser im kleinen Drömlingsort sind mit Deutschlandfahnen und Wimpeln geschmückt. Grund dafür sind die Bösdorfer Fahrsporttage mit über 130 Gespannen, die sich an den Deutschen Jugendmeisterschaften im Ein- und Zweispännerfahren beteiligen.

Trotz Regen rauscht die Jugend als Leinenkünstler mit ihren Pferden und ihrem Team im rasanten Tempo über den Parcours, so dass das kühle Nass aus den Wassergräben hochpeitscht. „Es ist ein Outdoor-Sport. Daher ist der Regen nicht ganz so dramatisch. Alles läuft nach Plan“, erklärt Michael Müller, Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins (RFV) Bösdorf-Rätzlingen und Umgebung. Die Zuschauer und die Teams der jeweiligen Fahrer feuern ihre Favoriten an. Auf den Parkplätzen stehen die Blechkarossen dicht gedrängt, alles strömt in Richtung Turnierplatz. Hochkonzentrierte Gesichter bei den Gespannfahrern und ihren Teams. Für die Gastgeber ist das Turnier trotz Routine immer wieder eine Herausforderung. „Wir ziehen alle an einem Strang. Ohne Helfer und Sponsoren wäre so eine Veranstaltung gar nicht möglich“, weiß Müller.

Mächtig stolz auf seine Söhne, dem 16-jährigen Tom und dem 21-jährigen Markus, ist der Bösdorfer Jörg Stottmeister. „Tom startet zum ersten Mal in der höheren Klasse der U 25 – also der unter 25-jährigen Fahrern. Er schlägt sich im Mittelfeld sehr gut. Und auch Markus fährt an der Spitze mit“, zieht sein Vater zufrieden eine Zwischenbilanz. Beim Vereinschef Müller wird der Puls schneller, als seine 15-jährige Tochter Amelie mit dem Zweispänner in die letzte entscheidende Prüfung fährt. Am Ende ist es nur ein Ball zu viel, der vom Kegel im Parcours purzelt. „Amelie ist so nur 1,37 Punkte am Meistertitel vorbei geschrammt“, bedauert Müller.

Vor der Meisterehrung lobt Moderator Sascha Wunderlich die Gastgeber: „Ihr habt fünf Tage lang Unglaubliches mit 150 Prozent geleistet. Und bei den Vorbereitungen waren es wochenlang 200 Prozent.“

Auch Rudolf Temporini, Vorsitzender des Fahrausschusses beim Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei, ist voll lobender Worte: „Ich war schon bei sehr vielen Veranstaltungen, aber das Besondere hier in Bösdorf ist, dass der ganze Ort hinter dem Verein steht und mit anpackt. Viele Bösdorfer haben ihre Häuser und Höfe für die Sportler geöffnet. Das ist bemerkenswert.“

Ihren Titel als Bundesnachwuchs-Championess konnte Lea Schröder vom Pony-Club Hohenfels-Bolzum verteidigen. Keinem der 16 U16-Fahrer gelang eine Nullrunde durch den Hindernisparcours. Auf zwei Abwürfe kam Lea Schröder und konnte sich damit sogar noch von Platz zwei nach den ersten beiden Teilprüfungen auf den Gold-Platz verbessern. Mit 9,56 Punkten in den Kegeln vergab Dressursiegerin Amelie Müller vom gastgebenden Verein den Titel. Die Wassensdorferin wurde – wie schon 2016 – Zweite.

Markus Stottmeister vom gastgebenden Verein jubelt bei der Meisterehrung im Zweispännerfahren als Drittplatzierter. Sein Bruder Tom schaffte es am Ende auf den elften Platz von 32 Startern. „Das ist eine starke Leistung“, lobt Müller. „Es war spannend bis zum Schluss“, beschreibt Kathrin Stottmeister, die Mutter von Tom und Markus.

Traditionell werden bei Fahrmeisterschaften auch die Mannschaftsleistungen geehrt. Das beste Team bei den Deutschen Jugendmeisterschaften kam aus Hannover. Auf Platz zwei folgte Bayern und auf drei Hessen. Auf den vierten Platz fuhren für Sachsen-Anhalt Markus Stottmeister aus Bösdorf, Marie Schuster und Justine Muissus, beide aus Beuster sowie Pascal Fischer aus Zerbst.

Beste Mannschaft im Bundesnachwuchs-Championat waren ebenfalls die Hannoveraner. Es folgte die Mannschaft aus Westfalen. Für Sachsen-Anhalt gewannen Amelie Müller vom RFV Bösdorf-Rätzlingen, Johann-Kenneth Matz und Ferdinand Grams vom RFV Krumke.

„Es war eine rundum gelungene Veranstaltung mit sehr gutem und fairem Sport“, schwärmt auch Bundesnachwuchstrainer Dieter Lauterbach. „Die Organisatoren haben sich sehr viel Mühe gegeben, so dass die Teilnehmer sehr gute Bedingungen vorfanden. Die Geländehindernisse waren liebevoll gestaltet, es waren so sehr viele Alternativen möglich. Diese wurden von den jungen Fahrern auch genutzt.“