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Feuerwehr Brandschützer retten Jungstörche

Mit einer Drehleiter hat die Feuerwehr in Calvörde vier Jungstörche gerettet. Ein Elterntier war am Morgen tot entdeckt worden.

Von Anett Roisch 03.06.2017, 01:01

Calvörde l Freitagnachmittag – ein Drehleiterfahrzeug eilt über den Calvörder Marktplatz zum Storchennest. Die Mission der Brandschützer ist es, Wolfgang Sender, Mitarbeiter der Naturparkverwaltung Drömling in die Höhe zu bringen, damit der sogenannte Storchenvater des Drömlings die vier Jungtiere aus dem Horst holen kann. Alles muss schnell gehen.

„In den Vormittagsstunden hat uns Sabine Donat aus Wegenstedt alarmiert. Sie hat den toten Storch, der wahrscheinlich von einem Fahrzeug angefahren wurde, an der Landesstraße 24 in Höhe des Wegenstedter Teiches gefunden“, erzählt Sender. Mit Hilfe der Ringnummer haben die Naturschützer ermittelt, dass das Vogelmännchen in Calvörde sein Nest hat. Dort wartet nun das Weibchen und hält tapfer Wache.

„Ein Storch allein kann die Jungen nicht großziehen. Das funktioniert nicht. Die Jungen würden verhungern“, beschreibt der Ranger des Naturparks und klettert in den Korb der Drehleiter, die extra aus Bülstringen angefordert wurde. An Senders Seite steht Feuerwehrmann Matthias Weber aus Calvörde, während sein Kamerad Mark Chelvier die Technik von unten bedient.

Noch immer sitzt das Storchenweibchen auf dem Nest. Erst als die Männer ganz nah dran sind, fliegt es bis zum nächsten Baum, um von dort aus das Geschehen zu beobachten. Immer wieder kreist die Störchin aufgeregt über den Köpfen der Retter. Oben am Nest angekommen, greift Sender sich gekonnt die vier Jungvögel und setzt sie in einen großen mit Gras ausgepolsterten Behälter.

Viele Schaulustige sind inzwischen anwesend, um auch einen Blick auf die Vogelkinder zu werfen. „Wir werden die Jungen erst mal mit nach Kämkerhorst nehmen und sie dort versorgen. In Kämkerhorst befindet sich unsere Auffangstation für verletzte Tiere. Über die Pfingsttage werden wir sehen, wie die Jungvögel sich entwickeln und überlegen, ob wir sie doch zum Storchenhof nach Lohburg bringen“, erklärt der Weißstorchbeauftragte des Drömlings.

Wolfgang Sender bedankt sich bei den Feuerwehrleuten für die schnelle Reaktion. „Wenn die Jungstörche das ganze Wochenende ohne Futter geblieben wären, hätten wir sie wohl nicht mehr retten können“, sagt Sender und lobt auch Sabine Donat, die als aufmerksame Tierfreundin genau richtig gehandelt hat.

Auch Margarete Pernack beobachtet den Einsatz und bedauert den Tod des Vogelmännchens sehr. Sie freut sich aber über die engagierten Leute, die ein großes Herz für die Tiere beweisen. „Die Störche sind unsere Nachbarn. Vom Schlafzimmerfenster aus können wir sie immer beobachten. Hoffentlich überleben die kleinen Störche“, sagt sie.

Sender kann die Frau beruhigen: „Die Jungen sind etwas erschöpft, aber wir werden sie wieder aufpeppeln. Wichtig ist, dass die Vögel keine längere Bindung zum Menschen aufbauen, sondern schnell wieder zurück in die Natur kommen. Später werden die Jungtiere dann in andere Nester, in denen sich gleichaltrige Störche befinden, aufgeteilt. Da schauen wir auch nach Gegenden, wo wir denken, dass die Altstörche genügend Nahrung finden. Bisher hat das immer funktioniert“, blickt Sender zuversichtlich voraus.