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Feuerwehr Schwere Einsätze für Ostingersleber

Schwere Einsätze hatte die Ostingersleber Feuerwehr 2016 zu absolvieren. Allein 13 davon auf der Autobahn 2.

Von Carina Bosse 20.02.2017, 00:01

Ostingersleben l Zu 26 Einsätzen mussten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Ostingersleben im vergangenen Jahr gerufen werden. Zehn Brände, sieben Personenrettungen, vier Hilfeleistungen, vier sonstige Einsätze und ein Fehlalarm stehen in der Statistik. Dazu rückten die Feuerwehrleute 13-mal auf die Autobahn 2, zweimal auf die Bundesstraße 1 sowie fünfmal in Ostingersleben, zweimal in Beendorf, einmal in Morsleben und einmal in Alleringersleben an.

Diese nüchternen Zahlen spiegeln jedoch nicht wider, wie schwer einige dieser Einsätze gewesen sind. Wehrleiter Friedbert Kloß ließ einige davon zur Jahreshauptversammlung noch einmal Revue passieren.

Gleich zu Beginn des Jahres, am 5. Januar, ereignete sich bei Schneechaos auf der Autobahn 2 ein Unfall, der die Kameraden 13 Stunden in Atem halten sollte. Zwischen Braunschweig und Burg drehte sich zeitweise kein Rad mehr, weder auf der A 2 noch auf der B 1 und den Umleitungsstrecken. Ein mit Palmöl beladener Laster war am Vormittag umgestürzt, die Ladung ergoss sich auf die Fahrbahn. Der Ersatz-Lkw aus der Brandenburgischen, der die Ladung aufnehmen sollte, blieb in Höhe des Rasthofes Börde im Stau stecken. Die Ostingersleber Brandschützer machten sich auf, um den Lkw durch den Stau zur Unfallstelle zu bringen, ein abenteuerliches Unterfangen. Doch an der Abfahrt Bornstedt wurden sie von der Polizei gestoppt. Auf Schleichwegen gelangte der Konvoi schließlich an sein Ziel. Gegen 21.30 Uhr meldeten die Ostingersleber ihren Einsatz als beendet.

Der heißeste Einsatz ereignete sich am 28. August. Gefühlte 35 Grad Celsius machten den Kameraden dabei schwer zu schaffen. Was als Pkw-Brand auf der Autobahn gemeldet wurde, entpuppte sich schnell als Großeinsatz. Nicht nur, dass der Straßengraben bei der Hitze auch noch Feuer gefangen hatte, gab es vor Ort in drei beteiligten Pkw insgesamt elf Verletzte. Unter Schock und ohne Trinken vergrößerte sich die Zahl der Verletzten zusehends. Drei Notärzte und sieben Rettungswagen hatten Schwierigkeiten, alles zu koordinieren.

Drei Unfalltote waren innerhalb von nur drei Tagen im Oktober zu beklagen. Bei zwei Unfällen auf der B1 und der A2 fuhren zwei Pkw frontal aufeinander beziehungsweise ein tschechischer Kleinlaster fuhr am Stauende auf einen 40-Tonner, ein Beifahrer war erst gar nicht zu erkennen, da der Transporter bis auf die Achse unter den Lkw gedrückt war.

Glück im Unglück hatte im November eine vermisste Person aus Ostingersleben. Sie hatte sich am frühen Abend verirrt und konnte dank des Einsatzes von Polizei und Feuerwehr und von Wärmebildkameras rund dreieinhalb Stunden später unverletzt in der Gemarkung gefunden werden.

Friedbert Kloß hatte für seinen Bericht einmal zusammengezählt: Seit 1990 gab es für seine freiwillige Feuerwehr 820 Einsätze. „Das ist eine enorme Leistung, darauf könnt ihr, dar-auf können wir alle im Team stolz sein. Leider finden die vielen schweren Einsätze keinerlei Anerkennung“, schätzte der Wehrchef ein.

Vom Innenministerium werde seit Jahren Unterstützung und Förderungen der Feuerwehren gepredigt, ohne dass konkrete Taten folgen würden. Der vom Ministerium gemachte Vorschlag einer Feuerwehrrente liege auf Eis, denn dazu seien die Gemeinden verdonnert, die dafür gar keine finanziellen Mittel zur Verfügung haben.

Das Innenministerium mache es sich leicht, schiebe sämtliche Verantwortung selbst für die Einsätze auf den Autobahnen auf die Gemeinden, weil die Trasse nun mal zufällig über deren Gebiet laufe. Auch vom Bund gebe es keinerlei Unterstützung. Es sei an der Zeit, dass hier einmal deutliche Akzente zugunsten der freiwilligen Feuerwehren gesetzt werden, deren Kameraden nicht selten ihr Leben und ihre Gesundheit riskieren, um andere Leben zu retten, Hab und Gut zu schützen.

Kritisiert wurde an diesem Abend die Organisation von überörtlichen Ausbildungen. Mehrfach seien Kameraden für Lehrgänge auf Landkreis-ebene gemeldet worden, die dann nicht stattfanden, sogar so kurzfristig, dass ein Kamerad bereits am Schulungstisch Platz genommen hatte. Trotz des Engagements der Gemeindewehrleitung der Verbandsgemeinde hätte sich da noch nichts geändert.

Neben regelmäßigen Ausbildungen und Zusammenkünften im Gerätehaus kümmert sich die Feuerwehr noch um das kulturelle Leben in Ostingersleben. Kommenden Sonnabend laden die Kameraden wieder zur Grünkohlwanderung ein, vorbereitet von Erik Wipper und David Wieter.

Wo in diesem Jahr der Bereichsausscheid stattfindet, zu dem die Ostingersleber Pokalverteidiger aus dem Vorjahr beim Wettkampf in Erxleben sind, ist derzeit noch offen.