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Fiesmeier Nachwuchs führt die Tradition fort

Eine beliebte Pfingsttradition ihres Heimatortes haben Kinder und Jugendliche in Uthmöden auch in diesem Jahr fortgeführt.

Von Julia Schneider 08.06.2017, 01:01

Uthmöden l Um 6 Uhr gingen die Kinder und Jugendlichen am Pfingstmontag zum ersten Mal durch Uthmöden und weckten mit Tröten und Glocken die Einwohner. Wer das noch nicht gehört hatte, was nahezu unmöglich war, der hatte um 8 Uhr noch einmal die Chance, geweckt zu werden. Der Weckruf der Jüngsten des Haldensleber Ortsteiles war der Startschuss für eine beliebte Pfingsttradition in Uthmöden: Bald sollte wieder der Fiesmeier durch den Ort ziehen.

Bereits am Sonntag hatten die Einwohner alles für den Brauch vorbereitet. Beim Königslauf an der Utau wurde zunächst entschieden, wer von den Jungen des Ortes der erste König und wer der zweite wird.

Pascal Tornack (1.) und Franco Blötner (2.) schafften es schließlich und durften deshalb beim Umgehen des Fiesmeiers nicht nur die Königskränze auf ihren Köpfen tragen, sondern gewappnet mit Geldbüchsen auch Autofahrer anhalten und von ihnen einen Wegzoll fordern. Auch viele Uthmödener, an deren Türen geklingelt wurde, warfen einen Obolus in die Spardosen der Kinder. Was mit dem Geld geschehen soll, dürfen die Dorfjüngsten später selbst gemeinsam entscheiden.

Schon am Sonntag wurde zudem von Uthmödenerinnen Grünzeug und Blumen gesammelt - sie banden daraus Kränze für jedes Kind und knüpften zudem das Allerwichtigste: das Gewand des Fiesmeiers. Wer sich unter dem Kostüm verbirgt, ist in jedem Jahr streng geheim. Nur so viel verrieten die Helfer: Der Fiesmeier muss in jedem Jahr ein Kostüm von bis zu 85 Kilogramm Schwere mit sich herumtragen.

Während er mit den Kindern von Haus zu Haus zieht, Lebensmittel erbittet und sich für die Gaben der Einwohner bedankt und verbeugt, braucht er deshalb jede Hilfe, die er kriegen kann. So standen ihm deshalb auch diesmal wieder zwei Träger zur Seite, die beim Kostüm mit anfassten. Dem Fiesmeier wurde außerdem regelmäßig Wasser gereicht.

Weil für das Binden der Kränze und für das Kochen mehr als 25 Jahre lang immer dieselben Damen und Herren zuständig waren, wurde 2016 bereits angekündigt, dass nun die jüngere Generation am Zug sei. Die hatte deshalb in diesem Jahr ihr Debüt bei der Organisation des Fiesmeiers. So liefen die Vorbereitungen diesmal erstmals auf dem Hof von Verena Maiwald ab. Die Stadt stellte zudem erstmals das Feuerwehrgerätehaus zur Verfügung. Neu war auch, dass der Fiesmeier diesmal entgegen seiner gewohnten Marschrichtung durch das Dorf zog.

„Ich selbst habe diesen Brauch schon als Kind mitgemacht“, verriet Christina Schulze, die allerlei Speisen in die Körbe der Mädchen packte. „Damals waren es allerdings immer die Konfirmanden, die mit dem Fiesmeier durch den Ort zogen“, sagte die Seniorin.

Lange Zeit zelteten die Kinder des Ortes zu Pfingsten auch gemeinsam. Das führten die Kinder in diesem Jahr erstmals wieder ein und schliefen von Freitag bis Sonnabend in Zelten hinter dem Reitplatz, bevor sie der Regen zu einer Pause zwang. Gegen 11 Uhr trudelten schließlich die ersten hungrigen Uthmödener ein, die die Speisen aus rund 400 eingesammelten Eiern und etwa 35 Litern Milch gemeinsam verputzten.