Ökumene Flüchtlinge sind bereits mittendrin
Die Ökumenische Kooperative Calvörde lädt Flüchtlinge jede Woche zum Treffen ein, um ihnen die Eingewöhnung zu erleichtern.
Calvörde l „Warum läuten die Glocken der Kirche?“, wollte Alexander Schamulaitite aus Litauen bei der Grillparty auf dem Hof der Kirchgemeinde wissen. „Es läutet zum Feierabend“, antwortete Christa Merker, Vorsitzende des Heimatvereins. Pfarrer Jürgen Dittrich ergänzte: „Es läutet auch zum Abendgebet.“ Es ist bereits das vierte Mal, dass die Einheimischen bei einer Veranstaltung dafür sorgen, dass sich die Asylbewerber aus Weißrussland, Russland, Litauen, Albanien, Afghanistan und Syrien willkommen fühlen.
Bereits Mitte August waren 14 Flüchtlinge in Wohnungen eines privaten Vermieters in Calvörde gezogen. Engagierte Bürger aus der Gemeinde Calvörde, dem Heimatverein, der Sportgemeinschaft, der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde und der für Calvörde zuständigen katholischen Pfarrei St. Christopherus Haldensleben, hatten daraufhin eine Ökumenische Kooperative gegründet. Die Calvörder zeigten den Neuankömmlingen bei einem Rundgang ihren Ort, halfen beim Einrichten der Wohnungen, wanderten mit ihnen durch den Wald und hatten Spaß beim Kegeln. Trotz der Sprachbarrieren sind Berührungsängste kleiner geworden. Es wurde gelacht und gesungen. Jeder versuchte nun ein Stück Heimat mit einem Lied zu beschreiben. Das fiel den Calvördern besonders leicht, denn viele von ihnen singen im Chor. Ajaz Hamid und sein jüngerer Bruder Nawaz aus Afghanistan waren da nicht so mutig. Die jungen Männer zückten ihr Handy und brachten mit der modernen Technik ein afghanisches Volkslied zu Gehör. Groß war die Überraschung für den 16-jährigen Nawaz, als ihm Pfarrer Dittrich ein Fahrrad überreichte. Das Rad ist ein Geschenk von Renate Freytag aus Uthmöden.
Inge Niemann und Katharina Knauf erzählten, dass sie an diesem Tag zum ersten Mal für die Neuankömmlinge Deutschunterricht gegeben hatten. Einige der Asylbewerber haben schon einen Kurs bei der Volkshochschule begonnen, andere warten noch auf den Kursbeginn.
Positive Bilanz zog Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU) bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. „Die Personen, die sich sehr intensiv um die Asylbewerber kümmern, legen ein außerordentliches Engagement an den Tag. Das ist schon etwas Besonderes. Das Ende der Fahnenstange ist längst nicht erreicht, aber es wird intensiv Integration betrieben. Es ist wichtig, dass wir Menschen aus unseren Reihen haben, die eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung besitzen und eine Glaubhaftigkeit ausstrahlen. Sie sorgen dafür, dass sich keine oder wenig Vorurteile bilden“, fasste der Bürgermeister zusammen. Heidemarie Schweickert, stellvertretende Vorsitzende des Sozialausschusses, berichtete über ihre Erfahrungen. Sie fragte in die Runde der Ratsmitglieder, ob es jemanden gibt, der einen Laptop oder ein Fernsehgerät samt Receiver entbehren kann. „Es sind viele junge Leute dabei, die sich weiter bilden möchten. Diese Menschen wissen es zu schätzen, dass man sich um sie kümmert“, sagte Heidemarie Schweickert und meinte, dass die Flüchtlinge sich in Calvörde gut aufgenommen fühlen. „Wenn man sie beim Einkaufen trifft, winken sie einem zu. Sie wollen Deutsch lernen und sich einbringen“, beschrieb die Calvörderin.
Christa Merker erzählte, dass die Flüchtlinge auch von ihren deutschen Mitbewohnern akzeptiert werden. Luise Drevenstedt wusste, dass Edda Müller von den Albanern liebevoll „Mama“ genannt wird und auch von den anderen neuen Nachbarn geachtet und respektvoll gegrüßt wird. Ihr Spruch zur Ausländerproblematik ist: „Wir sind alle Gottes Geschöpfe.“ Als weitere Aktivitäten sind für den Oktober ein Drachenbootfahren auf dem Mittellandkanal, ein Herbstbasteln und ein Kegelturnier angedacht.