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Flüchtlinge Behnsdorfer Schule wird neues Domizil

Aus der leeren Grundschule in Behnsdorf soll eine Notunterkunft für Flüchtlinge werden. Über das Vorhaben informierte jetzt der Landkreis.

Von Carina Bosse 24.11.2015, 00:01

Behnsdorf l In die derzeit leerstehende Behnsdorfer Grundschule soll voraussichtlich noch im Dezember wieder Leben einziehen. Der Landkreis Börde will das Objekt als vorübergehende Unterkunft für Flüchtlinge nutzen und hat darüber in einer Bürgerversammlung am Sonnabend die Einwohner informiert.

In der Kulturscheune reichten die Sitzplätze nicht aus, um allen Interessenten Platz zu bieten. Vom Landkreis informierten Fachbereichskoordinatorin Iris Herzig und Fachbereichsleiterin Corinna Sladky über das Vorhaben, die Schule als Notunterkunft herzurichten. In den acht, derzeit nutzbaren Klassenräumen (jeweils rund 48 Quadratmeter groß) sollen die Flüchtlinge, die dem Landkreis aus den Zentralen Anlaufstellen zugeteilt werden, Quartier beziehen.

Nach einer ersten Besichtigung ist klar, dass Keller und Obergeschoss nicht genutzt werden könnten. Auch ein neuer Kessel zum Betreiben der Heizungsanlage wird notwendig sein, ebenso wie die Aufstellung eines Duschcontainers für die vorübergehenden Bewohner. Ganz wichtig zu klären sind darüber hinaus die Brandschutzanforderungen an das Objekt.

Die Frage der Sprachbarriere brachte Flechtingens Bürgermeister Dieter Schwarz in die Diskussion ein. „Das ist für uns eine Frage, mit der die Kollegen täglich konfrontiert sind Arabisch ist uns fremd“, sagte Iris Herzig. Doch mit englisch oder französisch sowie Händen und Füßen funktioniere die Kommunikation. Manchmal brächte das die Gesprächspartner sogar gleich näher. Außerdem hätte ein Großteil der Flüchtlinge ein großes Interesse daran, die Sprachbarriere zu überwinden und deutsch zu lernen. Der Weferlinger Pfarrer Thomas Vesterling und Martin Krems-Möbbeck vom Verein „ZusammenLeben Weferlingen“ berichteten von Angeboten an die Flüchtlinge in der Asylbewerberunterkunft Weferlingen, die dankbar angenommen werden würden. Sprachkurse und eine ungezwungene Runde im wöchentlichen Sprachcafé würden sehr gern angenommen.

Mehrere Behnsdorfer wie Jürgen Helmke befürchteten angesichts fehlender Einkaufsmöglichkeiten für Waren täglichen Bedarfs einen Run auf die ohnehin schon überfüllten Schulbusse. Sonst gebe es wenig Verbindungen durch den Ort, es sei denn Anrufbusse. Die allerdings würden sicherlich angesichts der Sprachschranken schwer zu ordern sein. Das Problem nahmen die beiden Mitarbeiterinnen des Landkreises zur Prüfung und Klärung mit.

Zur Frage der Kosten für die Busnutzung gab Corinna Sladky Auskunft. Die Kosten für Fahrscheine seien in den Zuwendungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bereits enthalten.

Die Befürchtung, dass Flüchtlingskinder Kindertagesstättenplätze belegen würden, konnte Iris Herzig zerstreuen. Der Bedarf sei erfahrungsgemäß nicht so hoch, sagte die Fachbereichskoordinatorin, da die Eltern ihre Kinder gern bei sich behielten. Dabei sei erwiesen, dass Integration am besten über die Kinder funktionieren.

Etwas anders verhält es sich bei Kindern im schulpflichtigen Alter, denn eine Schulpflicht entstünde praktisch sofort, sagte Iris Herzig auf eine Frage von Diana Herrmanns. Ob die Schulen dann gleich eine ganze Sprachklasse wie in Weferlingen aufmachen oder die Kinder in den Klassenverband integrieren, müsse im Einzelfall entschieden werden. Die Anmeldung läuft in der Regel über die Schulleitung, die so etwas dann koordiniert.

Christian Walther wollte wissen, ob die Flüchtlinge, die nach Behnsdorf kommen würden, schon einen Asylstatus hätten. Das konnte Iris Herzig verneinen, denn ein Antrag könnte aufgrund der großen Flut an Bewerbern in den Zentralen Anlaufstellen nicht gestellt werden. Die Wartezeiten für einen entsprechenden Interviewtermin lägen derzeit bei mehreren Monaten.

Mehrfach betonten die Kreismitarbeiterinnen, dass sie auf das ehrenamtliche Engagement vor Ort angewiesen seien. Allein könne der Mitarbeiterpool des Landkreises die Flüchtlinge in den Kommunen nicht betreuen. Deshalb werde jede Initiative vor Ort wie in Weferlingen begrüßt und nach Möglichkeit unterstützt. Und so sei auch die Integration in die Gemeinschaft am besten möglich, wusste Iris Herzig aus jüngsten Erfahrungen.