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Flüchtlinge Immer weniger Syrer kommen

Die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis Börde ist stark rückläufig. Vor allem aus Syrien kommen weniger Menschen.

Von Annika Stock 19.07.2016, 01:01

Haldensleben l Sandra Simon, Sachgebietsleiterin für Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, stellte auf der jüngsten Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses des Kreistages die aktuellen Flüchtlingszahlen des Landkreises vor. Im Landkreis Börde sind laut Simon derzeit fünf Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge vollständig belegt. Nur in der Unterkunft in Oschersleben ist noch Platz.

Zudem gibt es vier Not- und Zwischenunterkünfte im Landkreis, dazu kommen 265 Wohnungen. „Im Landkreis gibt es 1738 Leistungsberechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz“, erklärte Sandra Simon auf der Sitzung. Derzeit gibt es im Landkreis 2362 belegte Plätze für Flüchtlinge.

Klaus Mewes (FUWG) bekundete sein Interesse an einer erfolgreichen Integration im Landkreis Börde, stellte diese jedoch auch in Frage: „Wie ist das mit der Jobsuche und den Kindertagesplätzen in Zukunft? Und wie soll in Zukunft die Integration von Flüchtlingen im Landkreis gelingen – gibt es derzeit Informationen dazu?“ „Jedes Kind hat in Sachsen-Anhalt einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz. Der Rechtsanspruch richtet sich gegen den Landkreis, aber die Rechtsträgerschaft bei den Kindertagesstätten ist unterschiedlich“, stellte Iris Herzig, Fachbereichskoordinatorin für den Bereich Soziales und Verbraucherschutz, klar. „Der Rechtsanspruch kann nicht in allen Bereichen sofort umgesetzt werden, Beispiel ist die Gemeinde Sülzetal, in welcher die Lage sehr angespannt ist, wir warten dort noch auf die Vorlegung von entsprechenden Zahlen“, so Herzig weiter.

Die Verwaltung des Landkreises Börde würde zudem an einem Plan für die Integration von Flüchtlingen im Landkreis arbeiten. „Eigentlich sollte dazu schon ein Plan aufgestellt sein. Jedoch haben wir derzeit Krankheitsfälle beim Personal, deswegen konnte der Plan noch nicht fertig gestellt werden“, erklärte Herzig die Verzögerung.

Sandra Simon erläuterte den Mitgliedern des Kultur- und Sozialausschusses des Kreistages zudem, dass den Flüchtlingen die im Landkreis ankommen, schon am Anfang die Frage gestellt werden würde, ob sie gedenken hier zu bleiben oder nicht. „Dreiviertel ziehen eine Großstadt dem Landkreis vor“, berichtete sie. Klaus Czernitzki (Die Linke) äußerte sein Unverständnis für ein solches Vorgehen: „Flüchtlinge, die ein Bleiberecht haben, gleich am Anfang, wenn sie ankommen, zu fragen, ob sie bleiben wollen oder nicht, ist nicht ideal. Es ist doch klar, dass viele dann gleich sagen, dass sie in die Großstadt wollen. Wir sollten uns auch um die Flüchtlinge ohne Bleiberecht kümmern und wir sollten klären, inwieweit wir uns um diese kümmern können. Sollten diese Flüchtlinge nicht auch einer Beschäftigung nachgehen dürfen?“ Auch Klaus Mewes möchte die Flüchtlinge auf jeden Fall im Landkreis integrieren. „Es sollte unser ureigenes Interesse sein, diese Leute zu integrieren, sonst fallen uns diese wieder auf die Füße. Deswegen halte ich dieses Thema für sehr wichtig. Wir sollten uns intensiver damit befassen“, so Mewes. „Wir sollten uns lieber die Frage stellen, wie wir die Flüchtlinge bei uns und auch die Menschen mit Migrationshintergrund stärker miteinbeziehen – dieser Anteil ist deutlich höher bei uns im Landkreis Börde“, bekräftigte Herzig.

Die meisten Flüchtlinge im Landkreis Börde sind zwischen 26 und 49 Jahre alt – insgesamt sind es 735. Es befinden sich auch viele junge Flüchtlinge im Landkreis, im Alter von 18 bis 25 Jahren gibt es derzeit 559 Flüchtlinge im Landkreis. „Die meisten Flüchtlinge sind männlich, dass ist schon jahrelang der Fall“, berichtete Sandra Simon. Auch viele Kinder im Alter zwischen 6 und 17 Jahren sind im Landkreis, die meisten kommen aus Syrien. Insgesamt gibt es 395 minderjährige Flüchtlinge im Landkreis Börde.

Laut der Aufnahmeprognose des Landes Sachsen-Anhalt soll der Landkreis Börde für dieses Quartal noch etwa weitere 590 Flüchtlinge aufnehmen. Bei dieser Aufnahmeprognose handelt es sich um einen Richtwert, der aber nicht eingehalten werden muss.

„Wir müssen uns fragen, welche Handlungsebenen wollen wir bedienen als Landkreis? Was wollen wir als Landkreis? Dann müssen wir auch im Nachhinein die Maßnahmen umsetzen“, sagte Herzig abschließend. Handlungsebenen wie Wohnen, Sprache, Bildung und Arbeit sollen dabei Thema werden.

Letztlich muss der Kreistag über das Thema Integration diskutieren und ganz konkret nach dem Bedarf schauen und was der Landkreis umsetzen kann. Zudem soll im nächsten Kultur- und Sozialausschuss über die Entschädigung der Integrationslotsen entschieden werden. Laut Herzig wäre auch eine „Integrationskonferenz“ möglich, bei welcher der Kreistag zusammen mit der Verwaltung und Verantwortlichen und Betroffenen ins Gespräch kommen könnte. Der Kultur- und Sozialausschuss des Kreistages wird sich mit dem Thema Integration wieder am 3. August befassen.