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Förderprojekt Campus fällt in Ausschüssen durch

Das geplante Förderschulzentrum in Klein Oschersleben steht nun auf der Kippe. Es sei denn, der Kreistag gibt seine Zustimmung.

Von Thomas Junk 23.02.2019, 00:01

Haldensleben l Die beiden Förderschulen für Geistigbehinderte im Süden des Landkreises in Wefensleben und Hamersleben sind stark sanierungsbedürftig. Um künftig eine barrierefreie und zentrale Beschulung zu garantieren, hat die Kreisverwaltung ein Konzept entwickelt, in dem es geplant ist, am Standort der Förderschule für Lernbehinderte in Klein Oschersleben ein neues Schulgebäude zu bauen und so alle drei Förderschulen an einem Ort zu konzentrieren.

Nachdem der Grundsatzbeschluss, mit dem lediglich der Wille zu einem solchen Vorhaben bekundet werden soll, bereits im Kultur- und Sozialausschuss des Börde-Kreistages keine Mehrheit gefunden hat, ist er am Mittwoch nun auch im Kreisausschuss knapp durchgefallen. Dennoch kommt der Beschluss bei der kommenden Kreistagssitzung am Mittwoch, 27. Februar, wieder auf die Tagesordnung.

Gudrun Tiedge (Die Linke) kritisierte vor allem, dass gewachsene Strukturen an den beiden bisherigen Standorten wegfallen würden. Dort würde es eine sehr gute Zusammenarbeit mit Unternehmen und Anwohnern geben. „Wir befürchten eine Verschlechterung der Qualität“, so Tiedge. Außerdem kritisierte sie, dass die Elternvertreter in die Planung nicht mit einbezogen worden wären.

Die zuständige Dezernentin Iris Herzig betonte, dass es sich bei beiden bisherigen Gebäuden nicht um ursprüngliche Schulgebäude handele. An der ehemaligen Villa in Hamersleben zum Beispiel würde ein erforderlicher Standard nicht einmal mit größeren Investitionen erreicht werden können. Hinzu käme, dass es an den bisherigen Standorten an ausreichenden Kapazitäten fehle. „Mit dem Bau in Klein Oschersleben würden wir einen neuen Komplex mit besten Voraussetzungen bekommen“, so Herzig. Zudem wäre er zu 90 Prozent förderfähig. Auf die Kritik der fehlenden Einbindung der Eltern, machte die Dezernentin klar, dass diesen erst ein fertiges Konzept vorgelegt werden sollte. Herzig betonte in dem Zusammenhang noch einmal, dass es sich zunächst ja nur um einen Grundsatzbeschluss handele.

Franz-Ulrich Keindorff (FDP) äußerte im Kreisausschuss seine Befürchtungen, dass mit einer Zusammenlegung von geistig- und lernbehinderten Kindern „derselbe Fehler wie bei der Inklusion“ gemacht werde. Ohne entsprechend ausgebildetes Personal wäre dies nicht zielführend. Dazu stellte Iris Herzig richtig, dass die beiden Schulformen in zwei getrennten Gebäuden ja sogar mit getrennten Schulhöfen geplant seien. Die Vorteile wären nicht nur die zentrale Lage im Südkreis und ein moderneres Schulgebäude, es würden sich auch Synergieeffekte ergeben. Trotz gegenseitiger Abgrenzung könnten bestimmte Räumlichkeiten wie Aula, Cafeteria oder Sporthalle gemeinsam genutzt werden. „An der Qualität des Unterrichts wird sich nichts ändern. Lehrer und Konzepte bleiben ja erhalten“, so die Dezernentin.

Dass eine Lösung dringend nötig sei, betonte auch Katrin Arnold. Die Amtsleiterin Gebäudemanagement erklärte im Kreisausschuss, dass die Flucht- und Rettungswege an den Schulen in Wefensleben und Hamersleben problematisch sein. Im Ernstfall könnte eine schnelle Rettung beispielsweise körperlich beeinträchtigter Schüler nicht gewährleistet werden. Bei einem Neubau in Klein Oschersleben würden sich sämtliche Klassenräume im Erdgeschoss befinden. Auch macht Arnold die Notwendigkeit einer raschen Entscheidung deutlich: „Bis Ende 2019 muss der Förderantrag eingereicht werden. Bis dahin muss aber die europaweite Auschreibung bereits abgeschlossen sein.“ Eine Verschiebung der Entscheidung auf die Kreistagssitzung am 15. Mai würde diesen Zeitplan sprengen und das Vorhaben könnte vorerst nicht umgesetzt werden. Die Fördermittel, die aus einem Landestopf zur Verbesserung der Schulinfrastruktur kommen, könnten auch nicht für eine etwaige Sanierung und einen Umbau an den bisherigen Standorten genutzt werden, so Arnold. Sollte die Campuslösung im Kreistag keine Zustimmung finden, würde automatisch Platz zwei der Prioritätenliste nach vorne springen. Dabei würde es sich dann um eine Sanierung mit Ersatzneubau des Freiherr-von-Stein-Gymnasiums in Weferlingen handeln.