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Forstamt Wald leidet unter der Hitze

Die Dürre der vergangenen Wochen macht dem Wald zu schaffen. Das Betreuungsforstamt Flechtingen hat einen wachen Blick auf den Wald.

Von Carina Bosse 19.08.2018, 06:00

Flechtingen l Mit jedem trockenen, heißen Tag werden die Sorgenfalten bei den Förstern, Waldbesitzern und Waldbauern tiefer. Die Trockenheit der vergangenen Monate macht dem Wald zu schaffen. „Bäume und Sträucher leiden, aber auch Kräuter und die Bodenvegetation“, sagt Thomas Roßbach, der Leiter des Betreuungsforstamtes Flechtingen, und damit leide auch die heimische Tierwelt.

Sein riesiges Betreuungsgebiet ist flächendeckend betroffen, auch wenn hier und da etwas mehr Niederschlag registriert werden konnte. Es ist einfach zu wenig und wenn, dann als Starkregen, der kaum ins Erdreich dringen kann, um dauerhaft Entspannung zu bringen, zumal es im Anschluss immer wieder schnell sehr heiß wird.

„Die Bäume schwitzen auch, geben dadurch Wasser ab, können aber nichts mehr aufnehmen, weil nichts mehr da ist“, weiß der Amtsleiter. Normalerweise überwindet die heimische Vegetation solche „Durststrecken“, doch treten sie in Zeiten rasant voranschreitender Klimaveränderungen häufiger und länger auf, können die Pflanzen die Nährstoffarmut nicht mehr kompensieren.

Die stetig zunehmende Braunfärbung der Bäume spricht Bände, selbst alte Bäume, deren Wurzeln sehr tief ins Erdreich ragen, um ans Grundwasser zu gelangen, leiden, denn das Grundwasser versiegt bei ausstehendem Niederschlag zunehmend.

In Sandböden versickere das Wasser schnell, Lehmböden wie in der Börde könnten das Wasser zwar etwas länger halten, aber so lange Trockenperioden könne der Lehmboden auch nicht puffern, das lebenswichtige Wasser versiegt einfach. Er kenne Jäger, so Thomas Roßbach, die mittlerweile Wasser für die Tiere in den Wald bringen, weil auch die nichts mehr finden würden. Doch die Waldbäume müssten sich durchboxen an ihren Standorten. Ihnen könne nur die Natur selbst Wasser spenden.

Der Forstamtsleiter rechnet damit, dass die Neuanpflanzungen dieses Jahres so gut wie vollständig umsonst waren. Einige sehr wertvolle Gehölze würden von Förstern und Eigentümern mit Kanistern und Gießkannen bewässert, aber das sei nicht flächendeckend zu leisten.

„Um die in Deutschland praktizierte nachhaltige Waldbewirtschaftung - in ihrer Form übrigens einzigartig auf der ganzen Welt - aufrechterhalten zu können, brauchen nicht nur die Landwirte Hilfe vom Staat, sondern auch die Waldbesitzer.“ Thomas Roßbach betont die Bedeutung des Waldes und seiner nachhaltigen Bewirtschaftung für die Verringerung der Treibhausgasemissionen und damit auch für das Aufhalten des Klimawandels im zweistelligen Prozentbereich.

Die kontinuierliche Zusammenarbeit und langfristigen Beobachtungen mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt hätten gezeigt, dass nur durch gezielten Einsatz von Kenntnissen der Standortbedingungen geeignete Mischbaumarten zur Naturverjüngung beitragen können.

Vor allem Fichte und Buche sind durch die anhaltende Trockenheit gefährdet, ganz zu schweigen vom zunehmenden Schädlingsbefall, der in solchen Jahren verheerende Folgen haben kann. Thomas Roßbach berichtet auch von einem Eschentriebsterben, das seit über zehn Jahren beobachtet worden ist.

Die schnell fortschreitenden Klimaveränderungen kann der Wald nur verkraften, wenn nachhaltig an einer dem jeweiligen Standort entsprechenden Baumartenzusammensetzung gearbeitet und diese konsequent und zielgerichtet umgesetzt werde. Auf jeden Fall gelte es, die Waldbewirtschaftung den aktuellen Gegebenheiten anzupassen und neue Wege zu beschreiten, damit der für alle Organismen lebenswichtige Wald in seinem Bestand nicht gefährdet wird.